3 Fragen an… Christoph Link, Senior Application Manager bei XAL GmbH
1. Inwiefern kann Licht auch auf unsere biologischen Funktionen Einfluss nehmen?
Licht wirkt immer auf den Menschen, visuell, biologisch und emotional. Es beeinflusst aktiv Abläufe in unserem Körper, ist Taktgeber und steuert zahlreiche Vitalfunktionen, wie Wach- und Schlafphasen, Herzschlag, aber auch Leistungsfähigkeit und Ruhephasen. Eine relative Lichtmenge, im Zusammenspiel mit den spektralen Komponenten der Lichtquelle, trifft auf Sensoren im Auge, wo sie einen Reiz auslöst, der in elektrische Impulse umgewandelt wird. Steuerzentren im Gehirn werden dadurch angesprochen und schütten Hormone aus, die körperliche Effekte nach sich ziehen. Dieses Phänomen ist evolutionär bedingt und entsprechend dem Tageslicht zuzuordnen. Kunstlicht, mit hoher Lichtqualität (Beleuchtungsstärke im Zusammenspiel mit hoher Farbwiedergabe/High CRI) hat denselben Einfluss auf den Körper.
2. Innenarchitekt*innen sind Spezialist*innen für das Bauen im Bestand. Was würden Sie Planer*innen raten, um in Bestandgebäuden für optimale und nachhaltige Beleuchtung zu sorgen?
Die Bestandssanierung ist auch im Fokus der Beleuchtungsindustrie, u.a. geben Förderprogramme hier Anreize, die Beleuchtungsanlage zu sanieren. Oft finden Planer*innen aber Voraussetzungen im Bestand vor, wie z.B. Elektroinstallationen, die nicht verändert werden können und zeitgemäßen Ansprüchen, wie z.B. der Dimmung per DALI, nicht mehr genügen. Mittlerweile werden herstellerübergreifend Technologien angeboten, die es ermöglichen, per Funk Leuchten zu regeln und zu steuern. Profilsysteme, oft miniaturisiert, können das Licht bei Neuplanungen im Bestand an den richtigen Platz bringen und zur Akzentuierung von Raumbereichen beitragen. Neben den gestalterischen Vorteilen kann die Lichtanlage sehr wirtschaftlich betrieben werden. Dies gilt anwendungsübergreifend, für Wohngebäude und anderen, wie Büros, Shops oder Bildungsstätten.
3. Wie schlau ist meine Deckenleuchte? Welche Möglichkeiten bieten moderne Multisensoren?
Leuchten und Lichtsystem werden zunehmend smart. Multisensoren können heute mehr als nur die Anwesenheit und das Tageslicht detektieren. Die Messung von Raumtemperatur, Schalldruck, aber auch Luftqualität sind einige Funktionalitäten, die moderne Multisensoren, in Verbindung mit einer Analysesoftware, abbilden können. Da Leuchten die Infrastruktur eines Gebäudes bilden, sind sie bestens als Trägerplattform für Sensoren geeignet. Steigt zum Beispiel die CO²-Konzentration im Meetingraum, könnten sich automatisiert die Fenster zur Frischluftzufuhr öffnen. Wird es im Klassenzimmer zu laut, könnte eine Anzeige diesen Umstand visuell signalisieren. Sensoren detektieren An- oder Abwesenheiten und können in Verbindung mit einem Belegungsmanagementsystem (App) freie Arbeitsplätze in größeren Bürostrukturen zur Nutzung ausweisen. Das sind nur wenige Use-Cases, die Möglichkeiten sind enorm.