Architekturbiennale Venedig 2016 – Reporting from the Front

Erstmalig wurde in Venedig im Jahr 1980 die Architekturbiennale durchgeführt und findet seit dem Jahr 2002 regelmäßig im Wechsel mit der Kunstbiennale, die in den ungeraden Jahren veranstaltet wird, statt. In diesem Jahr steht bereits die 15. Internationale Architekturausstellung, la Biennale di Venezia in der Zeit vom 28. Mai bis zum 27. November 2016 in Venedig unter dem Motto “Reporting from the Front” den Besuchern und Gästen offen.

Der diesjährige Wahlspruch und Leitgedanke spiegelt sich in den zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellern wider, die sich unter anderem mit Themen wie Wohnungsnot, Migration, Segregation, Zugang zu sanitären Einrichtungen, Verkehr, Verstädterung, Umwelt (-verschmutzung) inhaltlich auseinandersetzen.

88 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 37 verschiedenen Länder präsentieren sich in Venedig im Rahmen der internationalen Ausstellung im „Padiglione Centrale“, dem Zentralen Pavillon im Giardini, weitere 62 nationale Präsentationen befinden sich in den historischen Gebäuden und Pavillons im Giardini selber, im Stadtzentrum und im Arsenale, einem weiteren Ausstellungsgelände. Hierbei handelt es sich um ein Gebiet auf dem in der Vergangenheit zahlreiche Schiffswerften angesiedelt waren und welches militärisches Sperrgebiet war. Seit 1999 ergänzt dieser weitläufige Ort mit seinen teilweise noch aus dem 16. Jahrhundert stammenden Hallen als das „Arsenale Novissimo Giardini“ das aus allen Nähten platzende „Giardini della Biennale“.

Pünktlich um 12:30 hat Frau Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit am 27. Mai den deutschen Pavillon offiziell, übrigens nach einer Umbauphase, eröffnet: „Die Biennale gibt sich mit dem Motto ,Reporting from the Front‘ kämpferisch wie noch nie.“, so die Ministerin. Und weiter lautet es in der Pressemitteilung Ihres Ministeriums: „So stellt der deutsche Beitrag „Making Heimat. Germany, Arrival Country“ Leitsätze für eine gelungene Integration vor und nennt die Voraussetzungen für lebendige und lebenswerte Stadtquartiere und zeigt auf, welchen Beitrag Städtebau und Architektur dazu leisten können.“

Als Symbol für ein gastfreundliches Land wurde der historische Ausstellungsraum des unter italienischen denkmalschutzstehende Pavillon im wahrsten Sinne des Wortes geöffnet: Der Raum erhielt vier neue Durchbrüche nach draußen. Um das neue Raumgefühl zu schaffen wurden 48 Tonnen Ziegelsteine rausgebrochen um so, wie Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, sagt: “Deutschland ist offen. Der Pavillon ist offen.” einen offenen und freien Blick zu ermöglichen.

1909 wurde der deutsche Pavillon nach Plänen von Daniele Donghi, einem Architekt aus Venedig erbaut und 1938 von den Nationalsozialisten umgestaltet.1964 fand eine erste Sanierung statt, 1995 erfolgte eine zweite Sanierung.

Neben den nun vorhandenen vier neuen Öffnungen, teilweise mit Blick zum Wasser der Lagune, bietet während der Biennale ein Ayran-Brunnen Erfrischung an, und freies WLAN und Strom für die modernen Kommunikationsmittel wie Mobilfunkgeräte und entsprechende Sitzinseln aus den bekannten weißen stapelbaren Plastikstühlen sollen eine Art eigene “Arrival-City” hier in Venedig darstellen. Ein Ankunftsort also, denn die Öffnung des historischen Ausstellungsraums soll die Gastfreundlichkeit symbolisieren.

Barbara Hendricks: „ In der Ausstellung, Making Heimat‘ werden alle gesellschaftlichen Bereiche einbezogen. So gesehen, haben wir dieses Mal keinen klassischen Architekturbeitrag. Das bedauere ich ausdrücklich nicht, denn die Frage, wie wir unsere gelebte Umwelt gestalten, ist eng verbunden mit der Frage, wie wir unsere bauliche Umwelt gestalten.“

Der Kurator der „Biennale di architettura 2016“ – der Architekturbiennale 2016 in Venedig, die noch bis zum 27.November des Jahres geht ist der chilenische Architekt Alejandro Aravena. Der deutsche Beitrag wird von Oliver Elser vom Deutschen Architekturmuseum kuratiert. Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.labiennale.org

Text und Fotos: Dirk Hübner, Oberhausen

Der Artikel erscheint nur online und ist nicht in der AIT Juli/August 2016 aus Platzgründen veröffentlicht worden. Wir haben ihn aufgrund des thematischen Zusammenhangs dennoch an dieser Stelle veröffentlicht.