bdia anerkannt! Bachelor für Hannah Kelting: „HOCH7“

Bachelorarbeit WS 22/23 an der Hochschule Mainz
Betreuung: (folgt)

KONZEPT
Mit ihren skulpturalen Kühltürmen sind Kraftwerke bereits aus der Ferne erkennbar und prägen die Landschaft unverwechselbar. Gleichzeitig sind diese Bauten seit Jahren Mittelpunkt diverser Debatten, die aktuell wieder hochrelevant werden. Genauso umstritten ist das Kraftwerk in Petershagen bei Hannover. Für jeden abgeschalteten Kühlturm wird ein Abriss vorgesehen, der sowohl Gelder als auch Bestandsbaumasse kostet. Aber was, wenn so ein Abriss in Zukunft gar nicht mehr nötig sein wird? Was, wenn dieser Betongigant bewohnbar wird?
Mit HOCH 7 wird eine Utopie geschaffen, die eine vertikale Siedlung im Kühlturm ermöglicht und dort in sieben Ringen Wohnraum und ergänzende Einrichtungen für über 1700 Menschen bietet. Dadurch können die beiden Petershagener Ortschaften Jössen und Windheim statt auf 13.5km² auf 9500m² Bebauungsfläche untergebracht werden.

STRATEGIE
Der Bestandsbau wird der Struktur der Betonierabschnitte im Turminneren folgend in Ringe zerschnitten, durch deren Verschiebung die Silhouette für den Passierenden bereits aus der Ferne als ungewohntes Bild wahrnehmbar wird, ohne jedoch die Landschaftsskulptur unkenntlich zu machen. Ergänzt werden die Ringe durch eine Freiform im Inneren, welche die geometrische Strenge des Kreises durchbricht.

VERTIKALES WOHNEN
Um den Wohnraumanteil so minimal wie möglich zu gestalten und einen hohen Wohnkomfort zu gewährleisten, beinhaltet jeder Ring auf seinen drei Stockwerken ergänzende Bereiche wie Werkstätten und Cafés, Räume für Freizeit sowie Einkaufsmöglichkeiten. Zudem bieten die begrünten Dachflächen den beeindruckenden Ausblick über die Landschaft.
Neben Regenwasseraufbereitung in jedem Stockwerk finden in gesonderten Etagen Anlagen zur Grauwasseraufbereitung und Nutzung der Sonnenenergie Platz. Durch die ergänzten Schächte können die Ringe erschlossen sowie Leitungen und Fluchtwege alle Ebenen übergreifend untergebracht werden.
Die Seile des lichtdurchfluteten Zentrums in der vertikalen Mitte des Turms dienen zur Absturzsicherung und geben den Sichtbezug nach oben und unten frei.
Diese neue Art der Siedlung schafft ein Lebensgefühl in der Höhe. Sie erhält die Sichtbezüge zur Nachbarschaft und bietet gleichzeitig halbgeschützte Räume, die Hausflurmomente ermöglichen und zur Kommunikation einladen.

NUTZUNGEN

  • Wohnbereiche
  • Freizeiträume wie Café, Werkstatt, Fitness, Kino
  • Einkaufsmöglichkeiten
  • technische Versorgung

WOHNSYSTEM
Um die variierende und individuelle Form der Wohnbereiche greifbar und planbar zu gestalten, ermöglicht das Wohnsystem mit seinem geordneten Raster die Umsetzung von Ein- bis Vierpersonenhaushalten. Die privaten Nutz- und Aufenthaltsräume sind dabei so orientiert, dass ein Blick über die Landschaft oder in die Turmmitte ermöglicht wird. Der Flur ist dabei immer innenliegend, sodass Licht durch die transluzente Wand hereindringt, ohne die Privatsphäre zu verletzen. Maya Bender


Jury: Daniela Sachs Rollmann | Innenarchitektin bdia, Vorsitzende bdia RP/S, Pierre Grün | Innenarchitekt bdia, Vorstandsmitglied bdia RP/S, Maike Schlick | kaddawittfeldarchitektur
Jurybegründung: Durch die extreme Verdichtung und nachhaltige Nutzung eines ehemals monolithischen Kühlturms, erreicht die Verfasserin vertikale, vielschichtige Grundrisslösungen auf 7 gegeneinander verschobenen Scheiben darzustellen. Es entstehen dadurch spannende Innen- und Außenräume. Die Arbeit überzeugt durch die zurückhaltende Farb- und Materialwahl, die der Ursprungsarchitektur angemessen ist.