bdia anerkannt! Bachelor für Ida Markert: „Zwischen Riesling und Silvaner“, Entwurf einer modernen Weinstube“
Bachelorarbeit SS 2019 an der Hochschule Coburg
Betreuung: Prof. Michael Haverland
Bachelorarbeit SS 2019 an der Hochschule Coburg
Zwischen Riesling und Silvaner
Auf den sanften Hügeln der Weininsel, umringt von Rebstöcken und den leichten Kurven des Mains, liegt die Weinstube. Eine kleine Gaststätte, die zum Verweilen, Genießen und Erkunden einlädt.
Ein massiver Kubus im Zentrum des Baus bildet den Kern des Gebäudes. Seine hohe Form ermöglicht eine vertikale Kubatur des Baukörpers und erinnert an einen Felsen, der aus einem Hügel herausragt.
Eine Holzplattform, die sich um den inneren Kern erstreckt, schafft einen überdachten Außenbereich und ermöglicht, das Gebäude zu umlaufen und die umliegende Landschaft aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden.
Die längliche, linear strukturierte Holzkonstruktion, inspiriert vom Rhythmus der umliegenden Rebstöcke, steht dabei im Kontrast zur vertikalen Form des inneren Kubus und ordnet das Gebäude gekonnt in die weitläufigen Hügel der Landschaft ein. Das Spiel mit Öffnungen und Aussparungen schafft Ausblicke und sorgt für spannendes Schattenspiel.
Durch Vor und Rücksprünge der Gebäudeform entsteht ein offener, aber doch intimer Außenbereich der zum Verweilen einlädt. Die leichte Neigung des Daches unterstützt das Motiv des „Ausblickes“, öffnet das Gebäude nach oben hin und lässt es leichter wirken. Das Gestaltungsprinzip des „Einfachen“ setzt sich im Innenbereich fort und schafft so, zusammen mit dem gestalterischen Konzept, einen einheitlichen, authentischen Entwurf.
Im Zentrum des Entwurf steht der Gastraum, eine klare Wegführung leitet den Gast durch die Weinstube leiten in den Hauptraum, der durch seine Anordnung und reduzierte Gestaltung eine einladende, harmonische und gesellige Atmosphäre ausstrahlt.
Ein grundlegendes Element der Gestaltung ist die Wandnische, welche den Fels-Charakter des inneren Gebäudekubus unterstreicht. Diese findet sich zum Beispiel in Form von Sitznischen, der Garderobe oder auch dem Thekenbereich, welcher als eine große Nische gesehen werden kann.
Die vertikale Holzverkleidung dieser Bereiche hebt diese optisch hervor und schafft gleichzeitig, durch die Verbindung der vertikalen Holzverkleidung im Außenbereich, ein einheitliches Gesamtbild der Weinstube.
Die große Fensteröffnung im Gastraum ermöglicht es dem Besucher, seinen Blick über die umliegenden Weinberge schweifen zu lassen und setzt so die Landschaft gekonnt in Szene.
Der Gastraum der Weinstube zeigt, dass durch den Einsatz weniger, ausgewählter Materialien eine effektvolle Gestaltung, behagliches Raumgefühl und stimmungsvolles Ambiente erreicht werden kann. Die Verwendung von natürlichen, regionalen Materialien wie Fichtenholz und Muschelkalk unterstützen den regionalen Gedanken des Konzepts und schaffen einen Bezug zum Standort der Weinstube.
Ida Markert
Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte am 03.09.2019.
Jury: Rainer Hilf | Ehrenpräsident bdia, Claudia Schütz | Vizepräsidentin bdia, Julian Hensch | bdia Mitglied + Beirat, Preisträger Vorjahr: Sophie Knittel, Janina Weissmann
Jurybegründung: Wein und Architektur – zwei Welten voller Tradition, verbunden durch das Bedürfnis nach Kultur, Qualität und dem Sein. Auf diesem Satz basiert das Entwurfskonzept einer kleinen Gaststätte, nicht typisch für die Weingegend am Main, vielmehr bewusst aus dem Rahmen fallend, gleichzeitig mit geringem Eingriff optisch behutsam in die Landschaft eingefügt. Die Entwicklung des Baukörpers aus einer Versuchsreihe, die Berücksichtigung regionaler Formen, Strukturen und der Materialien für Bau, Innenausbau und Ausstattung, abgerundet mit sensiblen Details münden in einen absolut gelungenen Entwurf: er bietet dem Produkt Wein und dem qualitätsbewussten Genussmenschen im wahrsten Wortsinne einen exzellenten Raum für Entfaltung.