bdia anerkannt! Bachelor für Katharina Scharping: “Wohnen im Alter-Neue Erwartungen an die Innenarchitektur”

Bachelorarbeit SS 2018 an der Hochschule Hannover
Betreuer: Prof. Dipl.-Ing. Bernd Rokahr, V-Prof. Dr. phil. Martina Wiedleroither

Bachelorarbeit SS 2018 an der Hochschule Hannover

Wohnen im Alter – Neue Erwartungen an die Innenarchitektur

Die Nachrichten verkündeten vor einiger Zeit, dass wieder mehr Babys geboren werden. Dennoch werden die Alten immer älter, die Lebenserwartung der Menschen steigt. Während im Jahre 2013 20,9% der deutschen Bevölkerung über 65 Jahre alt war, wird der Anteil dieser Altersgruppe im Jahre 2060 auf rund 33% steigen (Quelle: Statistisches Bundesamt). In einigen Regionen Deutschlands stellen sie bereits die größte Bevölkerungsgruppe dar.

Gedanken zum Alterswohnsitz kommen jedoch häufig erst dann, wenn sich Lebensumstände ändern.
Die Kinder gehen aus dem Haus, die Wohnung ist auf Grund von alterstypischen Erkrankungen nicht mehr geeignet – die Gründe sind vielfältig. Oft scheint im fortgeschrittenen Alter der Umzug in ein Heim die einzige Option.
Nicht nur die eigenen vier Wände werden bedeutsamer, auch die unmittelbare Nachbarschaft wird wichtiger.
Doch beobachtet man, dass in vielen Bereichen die Infrastruktur den veränderten Anforderungen im Alter nicht gerecht wird. Sei es durch eine schlechte Erreichbarkeit von Geschäften des täglichen Bedarfs oder sogar der Mangel an öffentlichen Sitzplätzen, die auf dem Weg zum Supermarkt eine kurze Verschnaufpause erlauben.
Ist der Wohnsitz nicht mehr geeignet und ist die Tendenz der alterstypischen Risikofaktoren steigend, drohen soziale Isolation, persönliche Krisen, Frustration und führen somit letztendlich zu einer Verschlimmerung, die wiederum zu erhöhter Hilfsbedürftigkeit führt. Um die Selbstständigkeit älterer Personen möglichst lange zu gewährleisten, muss die Innenarchitektur vermehrt gesellschaftliche Entwicklungen im Blick haben und in allen Bereichen eine altersgerechte und langfristig sinnvolle Nutzung ermöglichen.

Im Rahmen dieser Arbeit wurde dargelegt, warum Innenarchitekten den Bereich Wohnen im Alter als wichtiges Handlungsfeld begreifen sollten und welche Maßnahmen ergriffen werden können, damit ältere Menschen möglichst lange selbstständig wohnen können. Es gibt vielfältige Entwicklungen, die den individuellen Wohnbedürfnissen von Senioren gerecht werden. Um die unterschiedlichen Möglichkeiten für ältere Menschen zugänglich zu machen, werden Innenarchitekten einige Planungshilfen an die Hand gegeben.
Die entsprechenden DIN-Normen stehen dabei an erster Stelle. Doch auch Design- und Architekturkonzepte, die sich mit dem Thema beschäftigen, müssen mehr Anerkennung finden und sollten jedem Planer ein Begriff sein.

Darüber hinaus ergeben sich Anforderungen an die Politik. Auch der Diskurs an Hochschulen sollte weiter forciert werden, damit das Thema direkt während der Ausbildung im mindset verankert wird. Konzepte wie die des Universal Design oder der Healing Architecture sind so nachhaltig und dazu fundiert, dass sie Eingang finden sollten in die Curricula aller Hochschulen und Universitäten. Egal, ob es sich um den Studiengang Innenarchitektur, Architektur, Städteplanung oder auch nur artverwandte Fächer handelt. Das Thema Barrierefreiheit muss darüber hinaus in den Ausbildungsplänen der handwerklichen Berufe verankert und in der Praxis veranschaulicht werden.

Man kann die gesellschaftliche Verantwortung nicht in die Hände einer Berufsgruppe legen. Dennoch kann jeder einzelne etwas von dieser Verantwortung übernehmen. Innenarchitekten können zumindest einen entscheidenden Beitrag leisten und Impulse geben für ein Wohnen im Alter, auf das man sich freuen kann.Katharina Scharping

» Fotos: www.Pixabay

» bdia.de/wohnen-im-alter-es-geht-uns-alle-an


Die Bewertung der Arbeiten erfolgte am 4. Juli 2018.

Jurybegründung: Diese Arbeit wurde aufgrund ihrer umfangreichen theoretischen Bearbeitung separat betrachtet. Die Jury möchte jedoch dieser Arbeit eine besondere Anerkennung verleihen. Im Zuge des demografischen Wandels findet sie es ausgesprochen wichtig, dass dem Thema „Wohnen im Alter“ eine spezielle Aufmerksamkeit geschenkt wird.