bdia anerkannt! Bachelor für Luisa Harthan: “Suizid – die Frage nach dem Warum”

Bachelorarbeit SS 2021 an der Hochschule für Technik Stuttgart
Betreuung: (folgt)

Suizid – Wie kann dieses gesellschaftliche Tabuthema feinfühlig in einer Ausstellung dargestellt werden, ohne erdrückend oder langweilig zu wirken und den Besucher gleichzeitig sachlich, interessant und offen zu informieren?

Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert: einem atmosphärisch sehr dunklen und düsteren Teil, in dem Fakten, Statistiken, sowie eher negativ behaftete persönliche Schicksale ausgestellt werden. Hier ist das Ziel eine gewisse Orientierungslosigkeit für den Besucher zu schaffen. Ein weiterer Teil, angrenzend an den Großteil der Fensterfassade, ist als „weiße Therapiewelt“ aufgebaut, die sich hauptsächlich dem Thema Suizidprävention widmet. Genau wie der dunkle Teil ist dieser helle Teil in sich sehr monochrom gehalten, steht aber in großem Kontrast zu eben diesem. Der Entwurf versucht in diesen zwei Ausstellungsteilen hauptsächlich durch die Lichtsituation und die Farbigkeit eine komplett unterschiedliche Atmosphäre zu erschaffen.
Der noch fehlende dritte Teil ordnet sich in der Grundrissstruktur zwischen dem dunklen und dem hellen Bereich ein und zeigt sich in hellen Graunuancen. Inhalt dieses Ausstellungsbereiches sind Gedanken, Aussagen und Abschiedszeilen von Betroffenen. Durch einen Teppichboden und die gewählte dichte Textilrahmenkonstruktion soll sich der Besucher hier sowohl etwas bedrückt, als auch etwas privater fühlen können, um sich mit den Ausstellungsinhalten direkt auseinander setzen zu können.

Das Spiel mit Enge und Weite innerhalb der drei unterschiedlichen Ausstellungsbereiche bringt eine Spannung in den Entwurf, die auch durch die vertikalen Höhenunterschiede nochmals verstärkt wird: der dunkle Bereich ist raumhoch, der Zwischenbereich entwickelt sich nicht komplett bis zu Decke in die Höhe, sondern ermöglicht dem Besucher aus dem hellen Bereich heraus den Blick auf die dunkle Außenwand des ersten Bereichs.
Bevor der Besucher die eigentliche Ausstellung im dunklen Bereich betritt, wird er durch einen längeren, schmalen Gang geführt, der die Zonierung des Ausstellungsraumes aufnimmt, sowie das Prinzip des „Geheimnisses“, das sich in den Möbeln der Ausstellung wiederspiegelt, erklärt. Entwurfsgedanke war hier, die suizidalen Gedanken und Handlungen, die fast immer versteckt und aus der Öffentlichkeit verbannt werden, in ein Möbel umzusetzen. Die Möbel sind als sehr reduzierte Stelen konzipiert, auf denen sich Exponate oder auch Fragen präsentieren, die im ersten Moment nicht erklärt werden. Für eine Antwort und die Geschichte hinter einem Exponat muss der Besucher aktiv handeln und eine Schublade bzw. Klappe öffnen; das Versteckte muss entdeckt werden. Luisa Harthan


Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte im Oktober 2021.
Jury:
(folgt)

Jurybegründung: Die Jury würdigt den sensiblen Umgang und die Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema Suizid unddessen Umsetzung im Entwurf. Die klar gegliederte Wegeführung leitet den Besucher thematisch gekonnt durch die Ausstellung, welche durch eine reduzierte Materialauswahl und gelungenen Lichtsituationen effektvoll betont werden. Das Erörtern suizidaler Gedanken wird hier räumlich in interaktive Möbel übersetzt wodurch die Besucher aktiv werden müssen um eine Antwort zu erhalten auf die Frage „Warum?“.