bdia anerkannt! Bachelor für Magdalena Köstler: „Halbe Treppen“
Bachelorarbeit SS 2024 an der Hochschule Rosenheim
Betreuung: Prof.in Karin Sander, Prof.in Michaela Wolf
FUNKTIONIERE!!! Ein stetiger Anspruch den die Welt der Architektur stellt. So haben sich Orte gegründet, welche ausschließlich die Perspektive des Funktionierens verkörpern. Nach Saul Kims Philosophie würde man die Treppe wenigstens befragen, was sie den sein möchte.
Die Scalalogie beinhaltet die Betrachtung der Treppe in unterschiedlicheren Fassetten. Doch ihre Form verlässt sie dabei nicht. Mehr wird ihre Geschichte erzählt, ihre Materialien betitelt und eine Jahreszahl dahinter gesetzt.
Die Grenzen der herkömmlichen Vorstellungen von Erschließung gilt es zu erkunden und neue Wege für eine effektivere, sozialere und integrativere vertikale Erschließung zu entdecken. Diese Bachelorarbeit hat zum Ziel, die Verantwortung für derartige Orte aufzuzeigen und der Innen/Architektur einen Raum für neues Denken zu eröffnen.
Integrative soziale Flächen zu schaffen, die über ihre traditionelle Funktion hinausgehen und eine verbindende Rolle in der Gemeinschaft einnehmen. Hierbei spielt die Schaffung von Räumen für „Zwischendurch Begegnungen“ eine übergeordnete Rolle. Treppenhäuser als Ort um Identität im mehrgeschossigem Wohnungsbau zu schaffen.
Ich befragte nach der Idee der reflexiven Ethnographie in dieser Arbeit Treppen und deren Nutzer*innen im mehrgeschossigen Wohnungsbau und kreierte eine Vision derer Bedürfnisse. Sie inkludiert dabei die Begegnung von Mensch und Architektur und welche Form dieser Verbund einnehmen kann.
Ich bitte das Treppenhaus ein Ort der Zusammenkunft abzubilden. Es gilt den nötigen Raum aufzumachen und die gefestigten Komfortzonen jedes Einzelnen herauszufordern und zu fördern. Platz schaffen für zwischenmenschlichen Verbindungen, die in unserer heutigen Zeit zunehmend abnehmen und das anonyme Nebeneinander herleben einen Höhepunkt erreicht.
Zeitgemäßer Umgang mit Treppenhäusern, welche ihren Ursprung oftmals in der Industrialisierung sowie der Nachkriegszeit finden. Innen/Architektur hat nicht nur einen funktionale Rolle sondern ebenso die Aufgabe auf gesellschaftliche Bedürfnisse zu reagieren. Unsere teilweise veralteten Architekturvorbilder stoßen an ihre Grenzen der Vereinbarkeit mit den Alltagsbedürfnissen der Gesellschaft. Gentriefizierungsprozesse, Rollenbilder, Familienkonzepte sowie demographischer und technologischer Wandel (um nur ein paar Beispiele zu nennen) setzen zwangsläufig neue Bedürfnisse. Auch die sehr patriarchal geprägte Architektur darf und muss hier in Bewegungsprozesse finden und nach Perspektivwechseln suchen.
Nach dem Prinzip “ To raise a Child it takes a whole Village“ möchte ich den Versuch wagen durch gemeinschaftlichen Nutzflächen und Aufgaben, Menschen vor allem im städtischen Kontext in das Wahrnehmen voneinander finden zu lassen. Als verbindendes Element zwischen einzelnen Wohnräumen und als oft sehr funktionaler Ort schlummert doch noch einiges mehr in so einer Erschließungsfläche. Es geht darum unsere Grenzen aber auch die unserer Räume zu beobachten, auf Gedankensuche zugehen und Sehnsuchtsorte zu kreieren. Magdalena Köstler
Jury: Andreas Utzmeier, Anke Meier-Liebrandt, Ferdinand Dauzenroth (ehemaliger Preisträger), Melanie Lengauer (ehemalige Preisträgerin)
Jurybegründung: Übersehenen Räumen wird hier ein neues gesellschaftlich, wertvolles Potenzial zugewiesen. Eine Arbeit über die man „stolpert“ und di viel Freude bereitet