bdia anerkannt! Bachelor für Valerie Hain: “Bonbon – Burlesquerie – Erotisches Hospitality Design”
Bachelorarbeit SS 2017 an der HS Coburg
Betreuer: Prof. Mark Phillips
Bachelorarbeit SS 2017 an der HS Coburg
Bonbon – Burlesquerie – Erotisches Hospitality Design
Wer Erotik ein Mal im Netz sucht, wird schnell zur Pornografie und Sexualität weitergeleitet. Das durchschnittliche Verständnis von Erotik basiert also auf anspruchsloser Pornografie und der Vorstellung von schnellen Seitensprüngen – zumindest im virtuellen Raum. Um dieser Entwicklung, wenigstens von meiner Seite, Widerstand zu bieten, sollte eine Form der Gestaltung und Raumidee gefunden werden. Diese soll dem ordinären Verständnis entgegenwirken und der Erotik die Würde zu Teil werden lassen, die sie normalerweise verdient. Beachtung findet sie ja ohnehin genug. Daher liegt der Fokus dieser Arbeit auf dem Entwurf eines Raumes, der Schönheit und dem erotischen Verantwortungsbewusstsein eine Bühne bietet. Dabei entstand die Burlesquerie „Bonbon“ – ein Gast- und Veranstaltungsraum für das erotische Bewusstsein.
Die gestalterische Herausforderung lag darin, einen angemessenen Raumtransfer von der mentalen zur physischen Ebene zu bewältigen. Erotik/Intimität, Exklusivität, Weiblichkeit, Provokation und Wohlbefinden sollten als Raumschwerpunkte mithilfe installativer Gestaltungsmittel umgesetzt werden. Dabei bildet „Farbe“ eine ganz besondere Schnittstelle des Raumtransfers. Durch die ikonographische Farbigkeit werden Bedeutungsebenen erschlossen und Wiedererkennungswerte geschaffen. Zudem wird der recht offene Grundriss größtenteils über Farbe, unterschiedliche Bodenbeläge und textile Trennungen gegliedert.
Allerdings spielt nicht nur die räumliche Gestaltung, als berufliche Disziplin eine tragende Rolle, sondern ebenfalls die Haltung des Innenarchitekten. Ein verständnisvolles Miteinander, sowie eine humorvolle Selbstreflexion werden daher vorausgesetzt. Der Raum kann zwar das menschliche Bewusstsein in gewissen Belangen beeinflussen, verändert es aber dennoch nicht grundlegend. Speziell auf das Thema Erotik projiziert, bedeutet das: Die Frechheit oder gar das Provokante der Erotik, sollte In der Raumwirkung keineswegs durch Ernsthaftigkeit verdrängt werden. Gepflegt manierlicher Übermut – egal ob beim Betrachter oder beim Gestalter, Ironie und charmante Frechheiten bestimmen unseren Eros. Valerie Hain
Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte am 20.09.2017. Jury: Claudia Schütz | Vizepräsidentin, Rainer Hilf | bdia-Vorstand, Dorothee Maier | bdia-Vorstand, Christoph Lay | bdia-Vorstand, Matthias Franz | bdia-Vorstand, Tillmann Fischbach | bdia-Vorstand, Tina Gratzfeld | bdia-Beirat
Jurybegründung: Toleranz & Akzeptanz! [New] Burlesque und ihre vielfältigen Stilrichtungen aufzugreifen, ihr würdevoll Raum zu geben und bewusst verschiedene gesellschaftliche Gruppen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung anzusprechen, zeichnet die hohe Qualität dieser Bachelorarbeit aus.
So überzeugte die stimmige Farb- und Materialauswahl, die humorvolle Darstellung grafischer Elemente, die diffuse und sensible Lichtinszenierung.
Mit der Prämierung „bdia anerkannt!“ würdigt der bdia Bund deutscher Innenarchitekten in Bayern die herausragende Leistung der Abschlussarbeit.