bdia anerkannt! Master für Birte Riediger: „Der prophylaktische Raum – eine Möbelfamilie zeigt was uns schützt“

Masterarbeit SS 21 an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Detmold
Betreuung: Prof. Tim Brauns, Aysin Ipekci

Der prophylaktische Raum

Seelische Gesundheit
Gesundheit ist ein sehr aktuelles Thema. Etliche Maßnahmen werden ergriffen um unsere körperliche sowie unsere seelische Gesundheit zu bewahren oder wieder zu erlangen. Seelische Prophylaxe kann durch bestimmte Ressourcen erzielt werden. Vor allem solche, die durch soziale Beziehungen entstehen, haben einen enormen Einfluss auf unsere Psyche. Vertrauen, Rückhalt, Unterstützung, Anteilnahme, Austausch, Ehrlichkeit, Treue, Geborgenheit sind nur ein paar Beispiele. Aber auch persönliche Ressourcen, wie Ruhe, Bewegung, Gleichgewicht, Resilienz, Zufriedenheit, Humor und Zuversicht schützen uns.

Eine Möbelfamilie zeigt, was uns schützt
Eine Möglichkeit um diese positiven Einflüsse neu in das Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen und ihre Bedeutung hervorzuheben ist, sie praktisch darzustellen und erfahrbar zu machen.
Ich habe mich dazu entschieden dies mit einem alltäglichen Möbelstück zu tun: dem Hocker. In seiner schlichten Funktion und Formensprache eignet er sich hervorragend um durch kleine Modifikationen Themen zu verdeutlichen. Durch eine einheitliche Formensprache, Farb- und Materialwahl entsteht eine klare Beziehung zwischen den einzelnen Möbelstücken. Im Fokus steht das Design mit der Botschaft, welches ein solides Verständnis für aktuelle Themen zum Wohle der Gesellschaft schafft. Ergonomische Faktoren werden zwar beachtet, jedoch in der Priorität dem der Aussage entsprechenden Design hinten angestellt. Die Möbelfamilie vermittelt Ideen und Prinzipien, regt zum Nachdenken an und ermöglicht eine Selbsterfahrung. Die Verbindung von optisch erkennbaren Prinzipien und der Erfahrung bei der Nutzung des Möbels, regt mehrere Sinne an, steigert somit das Verständnis und die Verbindung zum Möbel und dem dargestellten Einflussfaktor. Der entstehende Eindruck ist nachhaltig.
Verortet wird die Möbelfamilie in Eingangsbereichen von Büros und halböffentlichen Gebäuden. Diese Bereiche eignen sich durch großen Publikumsverkehr, einen repräsentativen Charakter, großzügige Flächen und Wartezonen.
Aufgrund der vielen Ressourcen, die veranschaulicht werden können, ist eine Erweiterung gut möglich. Die Bezeichnung der Familie ist charakteristisch, da sie als Ursprung und als Träger vieler Ressourcen dient. Birte Riediger


Jury: Karin Michels | Innenarchitektin, Kerstin Geppert | Innenarchitektin, Lars Hildebrandt | Innenarchitekt, Kristina Herrmann, | MA Innenarchitektur, Tabea Dähn | BA / Innenarchitektur
Jurybegründung: Dieses überzeugende Ensemble von fünf Möbelstücken, die die menschlichen Ressourcen „Beziehung“, „Anteilnahme“, Vertrauen“, „Bewegung“ und „Rückhalt“ sowohl optisch-metaphorisch als auch ganz praktisch erfahrbar machen, bildet einen optimalen, prophylaktischen Raum zum Schutz vor seelischer Erkrankung. Dies gelingt durch eine minimalistische Gestaltung aus archetypischen Hockern und jeweils einem ergänzenden roten Element. Die reduzierte Entwurfslinie setzt sich – wie ein roter Faden – auch in der sehr klaren und überzeugenden Präsentation ganzheitlich fort.
Mit der Prämierung bdia anerkannt! würdigt der bdia I bund deutscher innenarchitekten in Nordrhein-Westfalen I die herausragende Leistung dieser Abschlussarbeit im Möbeldesign als integraler Bestandteil der Innenarchitektur.