bdia anerkannt! Master für Katrin Lainka: „NARA”
Masterarbeit WS 20/21 an der Hochschule Mainz
Betreuung: Prof. Büsing, Prof. Hartig
NARA
Eine der wichtigsten Fragen mit der sich die Thesis beschäftigt, ist einen Wohnraum zu schaffen, der auf Teilhabe der Bewohner basiert und eine Anpassung an wechselnde Bedürfnisse und Anforderungen ermöglicht?
Dabei wird die traditionelle Wohnbauweise umgangen und eine neue Art von gemeinschaftlichem Wohnen entsteht. Unterstützt wird es von dem japanischen Verständnis für Mensch, Natur und Raum.
In Zukunft werden neue Wohnkonzepte gefragt, denn die Ansprüche der Menschen an ihre Wohnumgebung werden sich verändern und müssen in dem Zeitalter der Multifunktionalität gerecht werden, flexibel sein und mitwachsen. Es wird eine Architektur gebraucht, die sich an die Lebensverläufe, sowie an den unterschiedlichen Persönlichkeiten der Menschen orientiert.
Das Projekt NARA ist ausgelegt für sechs Parteien. In dem Projekt wurden exemplarisch unterschiedliche Parteien zusammengestellt. Es gibt kleine Familien, wie Eltern mit einem Kind, Eltern mit zwei Kindern und eine alleinerziehende Mutter. Ein Rentnerpaar und ein einzelner Rentner, sowie ein Student gehören dazu.
NARA erhält erst Gestalt durch die Interaktion der Bewohner. Besonders wurde auf die Qualität der Benutzbarkeit, des Gebrauchswertes der Architektur für die Benutzer geachtet. Dieses Projekt verbindet sowohl Vorteile der europäischen sowie der japanischen Architektur. Gerade die japanische Architektur hat einen gestalterischen Leitfaden perfektioniert, der Bedürfnisse decken kann. Bei NARA ist die architektonische und visuelle Verbindung von Innen- und Außenraum sehr stark. Fast aus jedem Blickwinkel ist die Natur erkennbar. Die Räume sind offen, flexibel gestaltbar und besitzen somit „Leere“ um sie von den Bewohnern füllen zu lassen. Doch am Wichtigsten ist, ein Zuhause durch Atmosphäre zu erschaffen, Räume in denen das Erspüren, Erleben, Verstehen und Verarbeiten in den Vordergrund rückt.
Das Konzept
Die Frage war, ob es möglich sei, dass auf kleinem Baugrund eine höhere Aufenthaltsqualität und dadurch ein Mehrwert für die Bewohner entstehen kann.
NARA hat die Baugrundgröße von insgesamt vier Reihenhäusern, und beherbergt sechs Parteien. Dies ist nur möglich, wenn Küche, Essen, Wohnen und Arbeiten gemeinschaftlich funktioniert und die Bewohner sich einzelne Räume teilen. Es entstanden große gemeinschaftlich genutzte Räume, Gärten und Terrassen.
Die privaten Räume sind im Komplex integriert und die Bewohner können sich jederzeit zurückziehen.
Der ganze Bau entstand durch ein Modul. Durch das Ineinander-setzen mehrerer dieser Module, entstanden Durchdringungen und Öffnungen und so entwickelten sich Räume, Gärten, Terrassen, höhere Ebenen und Balkone. Durch das Anordnen entstand so eine fast symmetrische Grundform.
Besonders wichtig sind die Blickbeziehungen im japanischen Raumverständnis. Hier sieht jeder Raum oder Garten von einem anderen Standort anders aus. Der Blickwinkel ändert sich jedesmal und dadurch wird ein frischer Effekt erzeugt.
Durch richtig platzierte Fenster, ist kein Einblick in private Räume, aber ein Ausblick in die Natur möglich.
Der Eingang ist von Norden. Links vom Eingang befinden sich zwei große Holzschiebetore. Dahinter ist ein Raum, in dem Fahrräder, Mülltonnen und sonstiges steht. Dieser Raum ist ebenerdig und verschmutzte Fahrräder müssen nicht ins Haus getragen werden und Mülltonnen stehen nicht unschön vor dem Haus. Der Eingangsbereich bietet eine Sitzbank, sowie genug Lagermöglichkeiten für Schuhe und Jacken. Das ganze Haus befindet sich 20 Zentimeter über dem Boden, um weiter in den Flur zu gelangen, gibt es eine Stufe. So ist gewährleistet, dass kein Schmutz ins Haus getragen wird.
Um private Räume von gemeinschaftlichen Räumen zu unterscheiden, gibt es unterschiedliche Türen. Offene Schiebetüren aus Holz befinden sich in dem Vorraum der Einheiten und bieten lediglich eine Abtrennung. Geschlossene Holzschiebetüren vermitteln, dass dahinter der private Raum ist.
Im gesamten Haus, gibt es sehr wenige Farben. Viele Grau- und Beigetöne wurden benutzt, um auf das Natürliche und Einfache hinzuweisen. Lediglich eine Farbe rost-rot wurde benutzt um ein paar Akzente zu setzen. Auch die Materialien sind ehrlich und natürlich. Viele Stein oder Betonoberflächen sind eingesetzt, die im Gegensatz zu weichen Textilstoffen stehen.
Die gezeigten Möbel sind ein Möbelvorschlag. Sie stammen von dem Designer Naoto Fukasawa und vervollständigen das Projekt NARA.
Das Wohnzimmer befindet sich zwischen dem zentralen Garten und dem Kräutergarten und schließt sich nahtlos an die Küche an. Die Sofas bestehen aus unterschiedlichen Teilen. Wird beispielsweise Weihnachten gefeiert, können die Sofateile individuell zusammengestellt werden. Ein Kamin bildet den absoluten zentralen Punkt im Haus, an dem alle zusammentreffen.
Die Küche mit integriertem Essbereich ist sehr schlicht gehalten. Eine lange Kücheninsel ermöglicht, dass viele Bewohner zusammen kochen und dabei in die Natur schauen können. Offene Regale helfen Geschirr und sonstigen Küchenaccessoires einen geordneten Platz zu geben.
Parallel zum Wohnbereich gibt es eine Bibliothek. Diese besticht durch sehr hohes Bücherregal, welches durch eine Leiter erreich-bar ist. Große Sessel laden zum Lesen ein.
Um Schriftliches erledigen zu können, bietet sich das Büro an. Hier gibt es verschiedene Schreibtische an denen man arbeiten kann. Schränke bieten Platz für Ordner und sonstige Unterlagen. Das Büro ist mit einem hellen Teppichboden ausgestattet.
Besonders ist der Projektraum, hier kann gebastelt, gezeichnet oder Geschenke eingepackt werden. Der Raum dient ähnlich wie dem Büro den Erwachsenen und den Kindern. Der Gegensatz zum Büro ist jedoch, dass hier keine Rücksicht auf die Lautstärke genommen werden muss. Im Sommer besteht sogar die Möglichkeit auf die Terrasse vor dem Projektraum auszuweichen und so den Raum zu vergrößern. Ein langes Regal an der Wand bietet viel Stauraum. Der Boden des Projektraums besteht aus Beton.
Flur, Wohnbereich, Küche und Essen, sowie Bibliothek besitzen einen hellen Eichenboden, der eine ruhige Gemütlichkeit ausstrahlt.
Gärten
Um nah an der Natur zu sein, gibt es bei NARA verschiedene Möglichkeiten. Unterschiedlichste Gärten sind unterschiedlich bepflanzt. Der Bambusgarten ist für gemütliches Beisammensitzen bei einer Tasse Kaffee am Morgen oder einem Glas Wein am Abend.
Hohe Bambussträucher dienen gleichzeitig als Sichtschutz für die privaten Räume. Der Kräutergarten, welcher nahe bei der Küche liegt, kann gemeinschaftlich angebaut werden und es gibt immer frische Kräuter zum Kochen.
Der Garten, in der Mitte des Komplexes, ist der zentraler Punkt. Hier befindet sich eine große Feuerstelle, an der alle sich in warmen Sommernächten treffen und am Lagerfeuer sitzen.
Der große Garten im Süden hat unterschiedliche Nutzungen.
Zum einen gibt es den Garten der sich vor dem Büro befindet. Dieser soll ein Ruhegarten sein, in dem beispielsweise keine Kinder herumtoben. An warmen Tagen kann auf der Terrasse die Ruhe genossen werden.
Auf der großen Terrasse vor der Küche steht ein großer Tisch mit Stühlen bereit. Hier kann gegrillt oder im Jacuzzi ein Bad genommen werden. Dieser Garten steht zur freien Nutzung und kann individuell genutzt werden. Katrin Lainka
Jurybegründung: Auseinandersetzung mit einem aktuell relevanten gesellschaftlichen Thema, Material und Farbwahl gelungen, moderne transparente Umsetzung.