bdia ausgezeichnet! Bachelor für Alice Beyer “The Green / Guest House Trier”

Bachelorarbeit WS 18/19 an der Hochschule Trier
Betreuung: Prof. Ingo Krapf, Prof. Wolfgang Strobl und Prof. Marcus Kaiser



The Green / Guest House Trier

Das Bauen im Bestand ist eine der zentralen Aufgaben der Zukunft, mit der sich die Innenarchitekten, Architekten und Denkmalpfleger in den kommenden Jahren auseinandersetzen müssen.
Bereits heute liegt ein Großteil der Projekte nicht mehr im Bereich des Neubaus, sondern im gebauten Kontext. Dabei verlangen nicht nur die hochwertigen, als Denkmal anerkannten und geschützten Objekte, sondern auch die große Masse qualitätvoller Bauten nach einem fachgerechten und verantwortungsbewussten Umgang.

Mein Projekt hat als Grundlage die zur Zeit leerstehende Turnhalle am Grüneberg in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands.
Die Turnhalle am Grüneberg liegt im Stadtteil Trier-Kürenz außerhalb der geschlossenen Bebauung, am Fuße des Grünebergs, und wurde 1926 vom Turnverein Jahn in Auftrag gegeben.
Es ist ein gestreckter Putzbau mit verschiefertem Walmdach, kleinen dreieckigen Gauben und Lüftungsdachreiter. Die hohen Fenster mit Sprosseneinteilung liegen in zweifach vertieften Feldern. An der nördlichen Schmalseite befindet sich ein zweigeschossiger Trakt, der Umkleideräume und zwei Wohnungen aufnimmt. Es ist ein schlichter Bau mit der Strenge, die dem Klassizismus zu Anfang des 20. Jh. entspricht.
Noch vor dem Jahre 1960 schenkte der Turnverein Jahn die Halle der Stadt Trier, in der Hoffnung, dass diese sich um den Erhalt der Halle kümmern würde. Die im neoklassizistischen Stil gebaute Halle steht zudem unter Denkmalschutz.
2014 Wurde die Halle letzten Endes von der Stadt Trier wegen Schimmelbefalls geschlossen.
Durch ihre Lage im Avelertal, nahe eines bewaldeten Gebietes, ist sie zwar etwas abgelegen, aber bietet dennoch durch ihre Innenstadtnähe mehrere Vorteile.

Ziel meines Entwurfes war es, etwas Neues zu schaffen, das sich dennoch in den denkmalgeschützten Bestand harmonisch einfügt und auch die Zeit der Erbauung um 1920 mit berücksichtigt.
Ich konzentrierte mich auf den Rückbau des Bestandsgebäudes in den Zustand des Erbauungsjahres.
Da ein Neubau für die Unterbringung der Gästezimmer unumgänglich war, entschied ich mich, diesen mit einer verspiegelten Fassade zu versehen.
Diese lehnt zum einen in ihrer Gestaltung an die Zeit des Art Déco an, sticht aber dennoch nicht unangenehm hervor und rückt den Neubau nicht in den Fokus des Betrachters. Da er die bewaldete Umgebung widerspiegelt
„verschwindet“ er so in der Natur.
Den großzügigen Hallencharakter im Inneren wollte ich um jeden Preis beibehalten und die ehemalige Eingangssituation wiederherstellen. Um dennoch einzelne Bereiche wie Rezeption, Lobby und Restaurant zu schaffen, wurde ein Windfang aus Messing mit Art Déco – Muster entworfen. Schallabsorbierende Teppiche greifen die Rundungen des Windfangs auf und erzeugen so Zonierungen im Kontrast zum weißen fugenlos verlegten Marmorboden. Besondere Merkmale des Bestandes sind unter anderem die im Achsraster gehaltene Grundrissstruktur mit vorgesetzten Pilastern im Inneren. Um Personalräume im Hintergrund zu schaffen, erstellte ich ein Negativ dieser Wand welches mit circa 3 m Abstand zur Außenwand die große Halle unterteilt. So wurden die Vorsprünge zu vergläserten Nischen, welche mit entsprechender Beleuchtung versehen sind. Alle neun Gästezimmer befinden sich im verspiegelten Anbau, zu dem man über eine freistehende Treppe in der Lobby gelangt oder barrierefrei über den Aufzug im Anbau.
Weitere Personalräume, sowie Lagerflächen, Küche und Technikräume liegen im Bestandsanbau des Gebäudes und sind so über einen separaten Personaleingang und Zufahrt erreichbar.

Mit dieser Nutzungsänderung des Gebäudes entsteht ein Rückzugsort für jung und alt, für Touristen oder Ortsansässige, mit unverwechselbarer Atmosphäre, welcher Elemente aus der Zeit des Art Déco aufgreift und somit an die Entstehungszeit anknüpft. Alice Beyer