bdia anerkannt! Bachelor für Angelina van Zwamen: „Wohnwelten“
Bachelorarbeit WS 2017/18 an der HS Kaiserslautern
Betreuer: Prof. Rutrecht
Bachelorarbeit WS 2017/18 an der HS Kaiserslautern
Wohnwelten
EIMSBÜTTEL
Ein Gründerzeithaus in Eimsbüttel soll verschiedenen Formen des Zusammenlebens Raum geben.
In das fünfgeschossige Wohnhaus sollen drei Gestaltungskonzepte für ein beispielgebendes Zusammenleben Einzug erhalten.
Eimsbüttel ist ein sehr beliebter Stadtteil Hamburgs, der schöne Altbauten mit vielen Grünflächen und gelebter Stadtkultur kombiniert. Grün, lebendig, lebensfroh. Es wimmelt nur so von kleinen hübschen Lädchen, in denen der Kuchen oftmals noch selbstgemacht ist. Das Viertel bietet eine Vielzahl an Restaurants, zwei Theater, einen Jazz-Club und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten.
Das Straßenbild wird von prächtigen Gründerzeit- und Rotklinkerhäusern geprägt. Vor allem zieht es Studenten, junge Menschen und Familien in das bunte Viertel. Es ist kein Ausgehkiez und Touristen verirren sich eher selten dorthin, aber es gilt als ruhig und bodenständig und erhält wohl deswegen seinen besonderen Charme.
Mit vielen Parkanlagen, einer durchmischten Bevölkerung und einem angenehmen Miteinander bietet es ein perfektes Umfeld für eine Vielzahl von Menschen.
Neben dem gestalterischen Aspekt, lag mir viel daran den sozialen Standpunkt nicht gänzlich außer Acht zu lassen. In dem Bestreben sich den verschiedensten Bedürfnissen anzunehmen, entstanden drei unterschiedliche Entwurfsgedanken.
Neben einem Zweitwohnsitz für einen Professor und dem Konzept für betreutes Wohnen entstand ein Planprojekt zugeschnitten für zwei alleinerziehende Mütter.
Natürliche, unaufdringliche, robuste Materialien und Farben stehen im Vordergrund der Konzeptionen. Unterstrichen wird dieser Entwurfsgrundsatz durch klare, stringente Formen und Körper, die eine harmonische Gesamtkomposition ergeben.
ZWEITWOHNSITZ
Da Aufgrund der Wohnungsknappheit die Mietpreise pro Quadratmeter steigen war es eines meiner Ziele eine Wohnung zu entwerfen, die mit möglichst wenig Raum auskommt, ohne das auf gewisse Annehmlichkeiten verzichtet werden muss. Es soll den Ansprüchen eines Professors gerecht werden, der unter der Woche an der Uni in Hamburg Zahnmedizin lehrt, das Wochenende jedoch in der Heimat verbringt. Es wäre also auch eine zeitweise Vermietung als Ferienappartement denkbar. Die Wohnung ist unterteilt in verschiedene Wohnzonen. In jeder Zone wird der Wohnraum durch das Wandelement bedient. Die Ausnahme hiervon bildet das Badezimmer, welches als eingestellter Körper die Gliederung des Lebensraumes um die Mitte herumführt.
DIE MAMA-WG
Als alleinerziehende Mutter eine Wohnung zu unterhalten ist nicht leicht, deswegen sollen sich in diesem Wohnkonzept zwei Mütter gegenseitig unterstützen.
Nicht nur, dass so der Haushalt zu zweit geführt werde kann, man kann sich auch in Sachen Kinderbetreuung Arbeit und Freizeit miteinander arrangieren und so zusammen eine angenehmere Alltagsroutine entwickeln, als es alleine möglich wäre.
Im Erdgeschoss wird das Raumthema geprägt von der eingestellten Box, die alle Nutzräume einfasst und den voranstehenden, senkrechten Eichenlamellen, die diese zusätzlich abgrenzen. Der entstandene Allraum unterstützt eine Kombination aus Wohnen und Spielen. Hier findet das gemeinsame Leben der Bewohner statt.
Über die versteckt gelegene Treppe gelangt man in das Obergeschoss, in dem die Rückzugsräume der Kinder, sowie die Schlafzimmer der Mütter verortet sind. Hier setzen sich die Gestaltungsmerkmale aus dem gemeinschaftlichen Bereich fort.
Losgelöst von der Box dient die senkrecht gestellte Eichenlamelle auch in zwei der vier Schlafzimmer als gestalterisches Element. Mit einer ähnlichen Bedeutung wie bereits im Erdgeschoss trennt sie auch hier die verschiedenen Bereiche der Räume voneinander ab.
Das Wandelement im Schlafzimmer vereint Ankleide, Schminktisch und Arbeitsplatz in einer zurückhaltenden, geradlinigen Regalkonstruktion, welche in einer Sitzbank endet.
Das Fenster ermöglicht Blickbezüge in den darunter liegenden Eingangsbereich, sowie in das zweite Schlafzimmer.
Im Kinderzimmer wird der Schrank und der Schlafbereich in einem schlichten Möbel zusammengefasst, sodass möglichst viel Platz zum Spielen und zur freien Gestaltung genutzt werden kann.
In abgewandelter Form findet sich auch die eingestellte Box in den Raumkonzepten des Obergeschosses wieder. Statt des Nutzraums umschließt ein farbiger Akzent hier den Schlafbereich der Zimmer und hebt ihn damit vom Rest des Raumes ab.
Das Schlafen und der Stauraum wurde auch in dem zweiten Kinderzimmer kombiniert, um eine möglichst große Spielfläche zu schaffen.
Die farbige Wand wird zusätzlich durch eine Akzentbeleuchtung in Szene gesetzt.
Im Schlafzimmer bildet der Anstrich einen abschließenden Ruheraum. Arbeiten und Ankleiden werden dadurch vom Schlafbereich abgetrennt. Es entsteht ein „Raum im Raum-Gefühl“.
BETREUTES WOHNEN
Menschen, die aufgrund von Behinderung nicht alleine leben können, bekommen durch betreutes Wohnen die Gelegenheit in einer Wohngemeinschaft zusammen mit den Mitbewohnern den Alltag zu meistern.
Zusätzlich kann diese WG, je nach Bedarf, von einem ausgebildeten Betreuer unterstützt werden. In diesem Fall lebt der Betreuer ein Stockwerk höher im selben Haus. Über einen Steg hat er direkten Zugang zu der Wohngruppe.
Die Wohnung ist klar unterteilt in Gemeinschaftsbereich und private Räume.
Die Verkehrsfläche wird durch den Luftraum vorgegeben, der dem Raum einen hallenartigen Charakter gibt. Unterhalb der Galerie liegen die gemeinschaftlichen Wohnräume. Über einen Flur gelangt man zu den privaten Zimmern der Bewohner. Um die Trennung dieser beiden Zonen hervorzuheben, ist dieser Teil der Wohnung auch über einen separaten Eingang erreichbar. Es ist also eine bewusste Entscheidung, die man beim Betreten der Wohnung trifft, in welchen der beiden Bereiche man eintritt. Die jeweiligen Zimmer sind schlicht und puristisch ausgestattet und bieten bis zu sechs Personen Platz. Klare, regelmäßige Formen und Materialien verleihen den Räumen eine elegante, zurückhaltende Ästhetik. Die Privaträume bieten, zusätzlich zu einem gemeinsamen Arbeitsbereich im Obergeschoss, zurückgezogene Arbeitsmöglichkeiten, so dass sich jeder Bewohner ganz nach Belieben zusammen in der Gruppe oder allein für sich entfalten kann. Dieser Arbeitsraum ist es auch, der die Verbindung zwischen Betreuer und Betreuten bildet.
Trotz der Nähe zueinander wird ein gewisser Abstand gewahrt und es wird verhindert, dass Grenzen verschwimmen und sich ein einziger Wohnkomplex entwickelt.
GEMEINSCHAFTSRAUM
Neben der Wohnraumgestaltung der verschiedenen Hausbewohner war es mir sehr wichtig einen Gemeinschaftsraum zu konzipieren. Die Teeküche soll neben dem Garten als zusätzlicher Kontaktpunkt aller Bewohner dienen. Angewandt als Möbelfront und Bodenbelag prägt auch hier das Eichenholz das Raumgefühl.
FASSADE
Im Gegensatz zur denkmalgeschützten Außenfassade des Hauses ist die Fassade zum Innenhof hin frei gestaltbar. Im Erdgeschoss richten sich die Fensteröffnungen nach dem vorliegendem Raumkonzept. In allen weiteren Stockwerken bezieht sich die Ausrichtung der Öffnungen auf die Fenstern der straßensichtigen Fassade. Betont wird dies durch die vorgesetzte Holzfassade im Erdgeschoss.
Zusätzlich zu den Zugängen der Erdgeschosswohnungen zum Garten, gibt es einen weiteren Zugang für alle Anwohner über das Treppenhaus. So wird der Garten zu einem weiteren Gemeinschaftsraum der Nachbarn. Angelina van Zwamen
Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte am 25.01.2018. Jury: Daniela Sachs Rollman | Innenarchitektin, Vorsitzende Saarland/Pfalz; Pierre Grün | Innenarchitekt, Vorstandsmitglied Saarland/Pfalz; Sabine Waschbüsch | Innenarchitektin bdia, AKS
Jurybegründung: In einem Gründerzeithaus sollten auf 5 Stockwerken 3 Wohnkonzepte entwickelt werden.
Klassisch harmonische Materialwahl, klare übersichtliche Grundrisse, Einsatz von verbindenden Gestaltungs- elementen, ansprechende Darstellung.