bdia ausgezeichnet! Bachelor für Louisa Marth: “Hommage – Café Bauhaus”

Bachelorbeit SS 2019 an der Hochschule Wiesbaden
Betreuung: Prof. Uwe Münzing


Bachelorarbeit SS 2019 an der Hochschule Wiesbaden
Hommage – Café Bauhaus

Wir wollen nicht noch einmal 100 Jahre warten!
Konzept Idee
Das Bauhaus feiert dieses Jahr hundertjähriges Jubiläum. Doch wenn man an die Schüler der berühmten Designschule denkt, fällt schnell auf, dass hauptsächlich männliche Namen fallen. Wo waren die Frauen am Bauhaus?
Nachdem Walter Gropius zu Beginn jede Person, unabhängig von Alter und Geschlecht, in seiner Schule aufnehmen wollte, ruderte er nach dem ersten großen weiblichen Andrang schnell zurück. Die Frauen wurden in die Weberei abgesetzt. Dies machten sie sich allerdings schnell zunutze und entwarfen außergewöhnliche Muster und Stoffe, welche die Kunst ihrer Zeit maßgeblich prägten und wesentlich dazu beitrugen, dass das Bauhaus-Design im 20. Jahrhundert die ganze Welt eroberte. Zudem lässt sich mit Gewissheit sagen, dass die Textilien der Weberei den größten wirtschaftlichen Erfolg der Schule darstellten.
Heute können Frauen nicht zuletzt aufgrund des Einsatzes der Bauhäuslerinnen viel freier leben und arbeiten, auch wenn wir selbst nach 100 Jahren noch nicht am Ziel dieser Entwicklung angekommen sind.
Bauhaus neu denken!

Konzept Umsetzung
Nach der im Bauhaus geprägten Vorstellung, Architektur könne als Instrument für Lösungen der gesellschaftlichen Herausforderungen genutzt werden, entsteht im Jubiläumsjahr in der Wiesbadener Innenstadt ein temporäres Café als Hommage an die Frauen der Designschule. Das Zentrum des Cafés „Hommage“ bildet ein großer Gruppentisch, welcher eine offene Atmosphäre im gemeinschaftlichen Sinne des Bauhauses schafft und zur Kommunikation
anregt. Im mittleren Bereich vor der Treppe senkt sich die Tischplatte bis auf den Boden herab, um einen Durchgang für Bedienung und Kunde zu ermöglichen.
Da die Weberei ein Hauptelement des Konzeptes darstellt und für die Frauen im Bauhaus von großer Bedeutung war, wurde im hinteren Bereich als Highlight des Cafés ein Webstuhl als Stahlgestell versinnbildlicht, welcher als eine Art Denkmal dient. Um den Freiheitsgedanken des Bauhauses zu verdeutlichen, wurden Schaukeln an das Gestell angebracht, die zum Entspannen einladen.
Das lange Regal an der hinteren Wand zeigt zehn ausgewählte Textilien der Bauhäuslerinnen. Zusätzlich zu Infomaterial zum Jubiläumsjahr werden diese in Form von Tüchern und Bezügen im Café angeboten.
Um weitere Sitzmöglichkeiten zu schaffen, wurde ein Teil der Fensternischen mit Hochtischen und Hockern ausgestattet. Diese bieten einen Blick nach außen und zusätzlich ein wenig Privatsphäre.
Die Möbel des Cafés sind ganz im Sinne des Bauhaus sehr funktional, einfach und schlicht gehalten, sowohl äußerlich als auch konstruktiv.
Als zentraler farblicher Akzent wurde ein 2018 von Andrea Kollath entworfenes Muster gewählt, welches die Designhochschule zeitgenössisch interpretiert. Die Farbtöne des Textils finden sich ebenfalls in den Lampen wieder.
Der Eichen-Dielenboden bringt Gemütlichkeit und Wärme in das Café. Die Speise- und Getränkekarte des „Hommage“ ist geprägt von den Namen ausschlaggebender Bauhäuslerinnen und rundet das Konzept ab.

Louisa Marth
» die gesamte Arbeit als PDF


Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte am 17.07.2019.
Jury: Daniela Sachs-Rollmann, Kerstin Baumann, Martina Metzner, Monika Slomski

Jurybegründung: Die Aufgabe bestand darin, ein Café zum Bauhaus-100-Jahr in einem Ladengeschäft in der Wiesbadener Innenstadt zu entwerfen. Die Intervention soll temporär für ein halbes Jahr sein. Louisa Marth hat mit ihrer Arbeit „Hommage“ die Jury des bdia mit ihrem sehr klaren Ansatz, der die Weberei und die Frauen am Bauhaus sinnbildlich in den Fokus rückt, überzeugt. Grundrisse, Ausarbeitung und Details sind gut umgesetzt, man könnte das Projekt direkt realisieren. Besonders aufgefallen ist die Schaukel als Webstuhl-Metapher und der textile Himmel. Die Bauhaus-Frauen wie Anni Albers oder Gunta Stölzl als Studierende der Weberei zu thematisieren, ihre Rolle am Bauhaus – und welche sie vielleicht heute gehabt hätten, ist ein wichtiger Beitrag dieses Cafés und schafft die Brücke zwischen dem Gestern und Heute.