bdia ausgezeichnet! Bachelor für Marie Rehnen: „Papenburger Rathaus – Ort der Zusammenkunft“
Bachelorarbeit SS 20 an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Detmold
Betreuung: Prof.in Iris Baum, Zweitprüfer Sascha Homburg
Papenburger Rathaus – Ort der Zusammenkunft
Das Papenburger Rathaus ist seit 1913 Repräsentant für die Stadt und steht in dessen Zentrum. Meine Aufgabe war es, den historischen Sitzungssaal zu reanimieren, da er durch den Abriss des Sitzungssaals im Anbau aus den 1970-er Jahren, wieder in Betrieb genommen werden soll. Neben den Sitzungen werden dort auch Empfänge und standesamtliche Trauungen stattfinden können. Diese zum Teil sehr unterschiedlichen Erlebnisse und Situationen sollen alle gleichermaßen gut stattfinden können und in ihrer Atmosphäre unterstützt werden.
Die Wandverkleidung, sowie die Fenster und die aufwendig gestaltete Decke und Vitrine des Raumes sind denkmalgeschützt, wodurch eine besondere Verantwortung der Raumgestaltung obliegt. Zudem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die öffentliche Flure des Rathauses einladener zu gestalten, um das Erlebnis des Betreten allgemein zu verbessern.
Ich übernahm die Strukturen und Farben der Elemente in und um Papenburg, wobei ich die eher unbekannten betonen möchte. Also nicht die Schifffahrt oder das Moor thematisiere sondern vor allem die Teile Papenburgs, die man erst schätzen lernt, wenn man die Stadt betritt. Gemeint ist zum Beispiel die liebevolle Stadtgestaltung durch Blumen, die auch um das Rathaus herum stattfindet. Somit bindet sich die Innengestaltung auch in die Umgebung ein.
Die Transformation des Sitzungssaals umfasst eine Fußbodenheizung auf der nun Fischgrätparkett verlegt wird, der sogleich klassisch wirkt und den Raum zentriert. Der neue Wandanstrich verbindet sich durch seine Farbigkeit mit dem Holz. Hierauf finden nun übergroße, verfremdete Blüten Platz, die teilweise hinerleuchtet sind. Passend zum Blütenthema entwarf ich eine Raumleuchte, die aus der Beobachtung fallender Blütenblätter entstand.
Um die Raumakustik zu verbessern und gleichzeitig die Lichtsituationen veränderbar zu halten, entstanden stoffbespannte Paravents, die in Anlehnung an die Fensterbögen ausklappbar sind und somit den Raum verkleinern oder anders orientieren können. Die Besonderheit hierbei ist, dass das mittlere und größte Paraventelement nicht aus Stoff besteht und durch Ausschnitte ein Schattenmuster wirft, welches die Leichtigkeit und Blumigkeit des Raumes unterstreicht.
Eine weitere Aufgabe war es, die bisherigen sehr massigen Tische zu ersetzen. Eine leichtere Möglichkeit, die im Raum nebenan gelagert werden kann, war die Alternative. Zugleich sollte es ermöglicht werden an den Tischen seine technischen gerate aufladen zu können. Um keine unnötigen Ressourcen zu verschwenden übernahm ich die vorhandene Bestuhlung und passte diese der neuen Gestaltung durch Bepolsterung und Stuhlbeine aus unterschiedlichen Hölzern an.
- SITZUNG – Der Raum wird gut besucht und sehr ausgefüllt sein, da 50 Personen Platz finden müssen. Es werden Vorträge gehalten und diskutiert. Wichtig ist hierbei die Lichtsituation um sich konzentrieren zu können. Es sollte eine angenehme aber fokussierte Atmosphäre entstehen, die alle gleichermaßen einbindet.
- EMPFANG – Der Raum sollte repräsentativ und einladend wirken, aber auch stattlich und sogar Eindruck hinterlassen. Ein positives Erlebnis sollte erzeugt werden, wodurch jeder einen ebenso positiven Eindruck der Stadt erhält.
- TRAUUNG – Der Raum wirkt hier als eine immerwährende Erinnerung, es wird geweint, gelacht und für jeden geht eine individuelle Geschichte damit einher. Wichtig ist aber, dass der Raum aufnehmend und anpassbar ist, um jeder Gesellschaft dienlich sein zu können.
Marie Rehnen
Jury: Sandra Jäger | MA Innenarchitektur, Martina Lorbach | Innenarchitektin Dipl.-Ing. (FH), Johanna Rybak | MA Innenarchitektur, Lars Hildebrandt | Innenarchitekt, Dipl.-Ing. (FH), Karin Michels | Innenarchitektin, Dipl.-Ing.
Jurybegründung: ‘neuer Wind in alten Fluren und Hallen’! Der mutige Entwurf erzeugt eine erfrischende Reanimation des historischen Sitzungssaals und der öffentlichen Bereiche. Ein sensibler Umgang mit dem Bestandsgebäude steht harmonisch und kontrastierend zur selbstbewussten Gestaltung mit z.B. hinterleuchteten floralen Motiven. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird Vorhandenes verändert, aufgearbeitet, kombiniert und erreicht neue Funktionalität – sehr detailliert ausgearbeitetes Gesamtkonzept mit sensibler Material- und Farbwahl.