bdia anerkannt! Bachelor für Mario Schache “claustrum reconcilio”

Bachelorbeit WS 18/19 an der Hochschule Mainz
Betreuung:

CLAUSTRUM RECONCILIO
In der heutigen Zeit suchen immer mehr Menschen Ruhe vor der Reizüberflutung des Alltages. Immer öfter sogar in Klöstern, obwohl zugleich weniger Menschen an einen Gott glauben. Was macht es dennoch so reizvoll und funktioniert das Ganze auch ohne einen religiösen oder spirituellen Hintergrund?

Bei diesem Projekt geht es nicht um „Wellnessurlaub im Kloster“, sondern vielmehr um die Härte und Intensität des Klosterlebens, mit deren Hilfe man seine Konzentration nach innen lenken kann. Freiwilliger Verzicht, keine Ablenkungen und Abgeschiedenheit von weltlichen Reizen machen den Kopf frei und ermöglichen eine neue Sicht auf die Dinge. Dies ermöglicht ein bewusstes Leben im Hier und Jetzt und kann helfen, tiefere Erkenntnisse zu finden. Da Glaube keinesfalls etwas Negatives ist, kann hier also der Glaube an die Möglichkeit der Selbstverbesserung im Mittelpunkt stehen. Und letztendlich führt Selbstverbesserung zu einer besseren Welt.

Der vorgegebene Ort bietet das passende Ambiente für solch ein Projekt. Nicht sehr öffentlich, aber dennoch zentral gelegen. Die Klosterbewohner leben hier, wie auch ihre spirituellen Brüder und Schwestern, in ihrer eigenen kleinen Gemeinschaft mit Regeln. Dies scheint womöglich etwas unmodern und wenig befreiend, doch diese Regeln sollen helfen, das Leben im CLAUSTRUM RECONCILIO so erfüllend wie möglich zu gestalten. Bei der Umsetzung des Projekts bleibt ein Großteil des Bestandes erhalten, da sich das gewünschte Ergebnis bereits durch kleine Änderungen erreichen lässt.

Das claustrum reconcilio teilt sich in drei Hauptbereiche: Studium, Reflexion und Verinnerlichung.
Auf der Galerie (Studienbereich) werden Betonelemente von Farbe und Bodenbelag befreit und Möbel entstehen aus grauem OSB.
So entsteht Platz für Recherche, Gespräche, Essen, Schreiben, einfach nur dabei sitzen, allein oder zusammen, je nach Stimmung.
Die Stühle sind bequem genug, um länger konzentriert arbeiten zu können und Bücherregale beinhalten verschiedenste Bücher von Wissenschaft über Religion bis hin zu Philosophie. Durch die halb offene Bauweise wird man nicht abgelenkt durch das was unterhalb geschieht, hat aber Einblicke zum Reflexionsraum.

In diesem nahezu dimensionslosen Raum, bestehend aus einer weiss beplankten Holzkonstruktion, hat man die Möglichkeit, das „Erarbeitete“ zu verarbeiten und ganz bei sich selbst zu sein. Hier kann man, abgeschieden aber nicht abgeschottet, seine Gedanken fliegen lassen, reflektieren und „sich verlieren“.
Einheitliche Farben, teils überdimensionierte Sitzflächen und hohe Wände schaffen ein besonderes Gefühl, das helfen soll sich als Teil eines Großen Ganzen zu verstehen und ein Bewusstsein für Wichtigeres zu schaffen. Richtungs- und zielloses Umherwandern im Säulenwald hilft abzuschalten und die Gedanken schweifen lassen.

Nach anstrengenden Phasen der Erkenntnisgewinnung haben die Bewohner hier die Möglichkeit zur Verinnerlichung auf unendlich vielen Pfaden. Bei Betreten des „Klosters“ dient dieser Ort als Übergang, in dem man die Möglichkeit hat, sich von der Aussenwelt zu entfernen und auf das Kommende vorzubereiten. Er schafft eine indirekte Verbindung zur Außenwelt und wirkt zugleich als Sichtschutz nach außen und umgekehrt.

Jeder Bewohner bekommt seine eigene geschützte „Schlafkammer“, um einen Ort ganz für sich zu haben. Die Kammern sind schon äußerlich als geschützter Raum zu erkennen und bewusst nicht miteinander verbunden, um Schallübertragung im Inneren zu vermeiden. Die transluzente, vorgehängte Rückwand wird durch einen Tageslichtkamin mit Tageslicht versorgt, um dem Bewohner natürliches Licht zu bieten. Hinter der Rückwand wird außerdem Zu- und Abluft eingespeist und eine Zusatzbeleuchtung integriert. Eine Infrarot- Flächenheizung versorgt jeden Bewohner mit Wärme. Die Kammern bestehen aus einer Holzrahmenkonstruktion, die innen mit gewachsten OSB- Platten beplankt und außen mit Schallschutzmatte bezogen ist. Dazwischen befindet sich zusätzliche Schalldämmung. Mario Schache

Wortherkunft:
CLAUSTRUM —> Wortherkunft von Kloster —> ein Bereich im Gehirn der Teil des Bewusstseins sein soll
RECONCILIO —> wiederherstellen


Jury: Daniela Sachs Rollman | Innenarchitektin_Vorsitzende SRP bdia, Pierre Grün bdia _Vorstandsmitglied SRP bdia, Eva Holdenried | Freie Innenarchitektin bdia, Vertretung Fachrichtung Innenarchitektur | Architektenkammer SRP, Elham Bankston_Diplom-Ingenieurin (FH).
Jurybegründung: einfache Einbauten erzeugen besondere Atmosphäre. Reduzierter, konsequenter Materialeinsatz und herausragende Darstellung.