bdia ausgezeichnet! Bachelor für Sabine Marie Röhrl: „Konsumraum Juno. Für Verwandte, für Freund:innen, gegen Stigmata.“
Bachelorarbeit SS 2024 an der Akademie der Bildenden Künste, München
Betreuung: Julia Czirnich, Prof.in Katja Knaus, Prof.in Lena Unger und Prof. Jan Meier
In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die bundesweit in Verbindung mit dem Gebrauch illegaler Substanzen verstirbt, mehr als verdoppelt. In München ist die Situation besonders dramatisch, obwohl sie für große Teile der Bevölkerung unsichtbar bleibt.
Als Reaktion darauf entsteht in einem dreigeschossigen, kleinbürgerlichen Nachkriegsbau in der Schwanthalerstr. 67 der integrierte Konsumraum „Juno”. Die Anlaufstelle bietet Klient:innen einen geschützten, geborgenen Raum, um zu konsumieren, im Notfall versorgt zu werden, niederschwellige Beratung in Anspruch zu nehmen und sich mit Mitmenschen auszutauschen.
Sowohl die Zonierung als auch Materialwahl und Fassadengestaltung orientieren sich an den Laufwegen und Blickrichtungen der Besucher:innen. Dort, wo die neue Nutzung mehr Privatsphäre bedarf, erhöhen Glasbausteine die bestehenden Brüstungen. In der Gestaltung der Fassade entsteht dadurch ein Bruch, der den Widerspruch von Architektur und Nutzung baulich sichtbar macht. Sabine Marie Röhrl
Jury: Dr. Kilian Steiner | bayern design GmbH, Michaela Neugebauer | Innenarchitektin bdia, Ulrich Beckert | Innenarchitekt bdia, Adrian Gottgetreu | BA, ehemaliger Preisträger, Anja Kalusche | Innenarchitektin bdia, Anna Herrmann | BA, ehemalige Preisträgerin, Sophia Ebert | BA, ehemalige Preisträgerin, Birgit von Moltke, | Innenarchitektin bdia
Jurybegründung: Sabine Marie Röhrl verdeutlicht die geplante Funktion des Konsumraumes Juno durch die künstlerische Gestaltung einer zerbrechlich wirkenden, jedoch Geborgenheit ausstrahlenden Eierschale in einem rauen Betonblock. Sie plant sorgfältig die Blickrichtungen und Laufwege der Drogenkonsumenten und schafft durch eine überzeugende Zonierung von Empfang, Beratungs-, Begegnungs- und Konsumräumen bis hin zur Notfallversorgung einen Raum, der sowohl Anonymität als auch Geborgenheit bietet, unterstützt durch eigens entworfenes Mobiliar und behutsame Eingriffe in die Bausubstanz.