bdia ausgezeichnet! Master für Mira Kapral: “Dunkelziffer”

Masterarbeit SS 2020 an der Akademie der Bildenden Künste München
Betreuung: Prof´in. Katja Knaus, Prof´in. Carmen Greutmann-Bolzern, Prof. Urs Greutmann und Prof. Gregor Eichinger

DUNKELZIFFER
Kontaktstelle für Drogenkonsumenten

Durch Polizeipräsenz und Kontrollen sollen Drogenkonsumenten von öffentlichen Plätzen fern gehalten werden, um das Stadtbild nicht zu stören. Viele weichen deshalb in den Untergrund aus, um ungestört Drogen konsumieren zu können. Die Katakomben bezeichnen ein unübersichtliches Gänge-System unter dem Münchner Hauptbahnhof, eine Art rechtsfreier Raum, der keinerlei Orientierung bietet. Konsumiert wird dort zwischen Müll, dreckigen Spritzenhülsen und leeren Alkoholflaschen. Wer sich dort eine Überdosis verabreicht, wird oft tagelang nicht gefunden.

Mit meinem Projekt „Dunkelziffer“ möchte ich einen Ort für Drogenkonsumenten in der alten Schalterhalle des Starnberger Flügelbahnhofs in München schaffen, der diesen hilft, neue Perspektiven zu erarbeiten, den Weg zu einem möglichen Ausstieg aus dem Konsum zu erleichtern und diese bei Bedarf dabei zu unterstützen. Die Priorität liegt hierbei in erster Linie auf der Sicherung des Überlebens aber auch den Konsumenten zu helfen zurück in einen geregelten Alltag zu finden, der zuvor meistens von der Droge dominiert wird.

Eine Bodengrafik strukturiert die große Schalterhalle und führt den Benutzer zu den gekennzeichneten Nebenräumen, wo sich neben den Duschräumen, Toiletten und einem Waschsalon auch ein Drug-Check und ein Konsumraum befinden. An einer Pinnwand kann man sich über aktuelle Szeneinformationen, Hilfsorganisationen, sowie Safer-use Maßnahmen informieren und austauschen.

Das Gestaltungskonzept war es hierbei, die „Straße in den Raum“ zu ziehen und somit die Barriere zwischen der Halle und dem Außenraum aufzuheben. Straßenelemente wie z.B. Laternen aber auch die Materialität von Asphalt, Beton und Stahl, sowie der Street-Art Charakter der Wandgrafiken unterstützen dieses Konzept.

Das Ziel meiner Thesis ist es die Zahl der Drogentoten langfristig zu senken und durch entsprechende Hilfsangebote den Konsumenten ein Stück Menschenwürde zurückgeben. Außerdem sollen die Belastungen im öffentlichen Raum durch sichtbaren Drogenkonsum und Szeneansammlungen reduziert werden.

Durch Akzeptanz und dem Verständnis von Sucht als Krankheit möchte ich eine veränderte Haltung in der Gesellschaft erreichen. Meine Motivation für das Projekt war es vor allem Perspektiven aufzuzeigen. Für diejenigen, die sich selbst aufgegeben haben und keine Kraft mehr haben für sich selbst zu kämpfen. Mira Kapral


Jury: Dr. Kilian Steiner | bayern design GmbH, Michaela Neugebauer | Innenarchitektin bdia, Johan Haidn | Innenarchitekt bdia | Vizepräsident und Schatzmeister, Ulrich Beckert | Innenarchitekt bdia, Jie Wang | Preisträgerin Vorjahr

Jurybegründung: Als Ergebnis der Auseinandersetzung mit diesem gesellschaftlich relevanten Thema entsteht ein sicherer Ort zur Betreuung von Drogenkonsument*innen. Die sehr engagierte Masterarbeit überzeugt in der schlüssigen Umsetzung sowie in der Detailausarbeitung. Weiteres Lob verdient die klare formale Gestaltung, welche den Entwurf abrundet.