BDIA im Gespräch mit… Jochen Usinger, UKW Innenarchitekten, Krefeld
Warum nehmen Sie an Wettbewerben teil?
Wettbewerbe sind einfach spannend. Man engagiert sich besonders, arbeitet absolut intensiv und mit Hochdruck, um eine außergewöhnliche Idee und Präsentation abzuliefern. Das macht auch Spaß, besonders wenn es als Teamarbeit entsteht.
Wettbewerbe: besser beschränken oder offen ausloben?
Beides hat Vor- und Nachteile. Bei beschränkt ausgeschriebenen Wettbewerben kennt man sich bereits oder kommt über eine Empfehlung hinzu. Man ist direkter am Kunden und kann sich sehr zielgerichtet auf das Projekt einlassen. Öffentlich ausgelobte Wettbewerbe sind schon in der Bewerbungsphase sehr zeitaufwändig. Diese Verfahren laufen meist anonym und bieten daher ganz freie Lösungen. Leider muss man immer öfter Referenzprojekte vorweisen, um sich erfolgreich bewerben zu können, so dass die Verfahren gar nicht so offen sind, wie sie scheinen.
Viele Kollegen können sich Wettbewerbsteilnahmen nicht leisten. Haben Sie dafür Verständnis?
Einerseits haben wir dafür Verständnis. Als Innenarchitekt ist es schwer, Gewinne zu erzielen. Wir wissen jedoch, dass viele Architekten genau mit diesem Werkzeug ihr Büro zur Blüte gebracht haben.
Wie könnten Innenarchitekten hier besser unterstützt werden?
Bei den Kammern und Verbänden muss darauf abgezielt werden, dass bei Wettbewerben auch Innenarchitekten als eigenständige Berufsgruppe akzeptiert werden, genauso wie Stadtplaner, Architekten und Landschaftsarchitekten. In der HOAI sind Innenräume ein eigenständiges Objekt wie Gebäude oder Freianlagen. Bei objektbezogenen, öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerben tauchen Innenarchitekten hingegen so gut wie nie auf. Innenräume als Objekt sind bei Auftraggebern noch nicht angekommen und werden von beauftragten Wettbewerbsberatern sicherlich auch nicht akquiriert.
Welchen Wettbewerb würden Sie gerne ausloben?
Die Umnutzung von Kirchen wäre ein interessantes Thema.
Was raten Sie jungen Absolventen zum Thema Wettbewerbe?
Schon als Student soviel wie möglich Wettbewerbe bearbeiten, am besten in Arbeitsgemeinschaft mit Kollegen aus den anderen Fachbereichen, um Referenzen zu sammeln.
Warum engagieren Sie sich als Mitglied im BDIA?
Jeder Beruf braucht eine übergeordnete Verbandsarbeit zur Wahrung seiner Interessen. Der BDIA ist die einzige Organisation für Innenarchitekten und daher umso wichtiger für unseren Berufsstand. Kein Gebäude ohne Innenräume, aber kaum ein Gebäude mit beauftragten Innenarchitekten.
Jochen Usinger ist Innenarchitekt und seit 1987 Mitglied im BDIA.
Erschienen in der AIT 6/2015