bdia im Gespräch mit… Ulla Basqué, Regensburg
Bauen für Menschen, die eigentlich auf der Flucht sind. Eine besondere Herausforderung?
Auf jeden Fall! Es geht hierbei um mehr als ein schützendes Dach über dem Kopf; die Menschen auf der Flucht haben nicht nur Ihre Existenz verloren, sondern sind größtenteils durch den Krieg, eine lebensgefährliche Flucht und den Verlust vieler Angehöriger traumatisiert. Darüber hinaus erleben sie oftmals einen Kulturschock in unserer gleichberechtigten und liberalen Gesellschaft, auch durch unseren hohen Bildungs- und Wohlstand.
Ihr prägendstes Erlebnis in Ihrem Engagement für Geflüchtete?
Die enorme Hilfsbereitschaft meiner Landsleute hat mich zutiefst beeindruckt, insbesondere auch die Leistung von Campusasyl, einer studentischen Organisation. Meine Auswertung sozio-demografischer Daten hat gezeigt, dass Studenten und Künstler aufgrund ihrer Offenheit, Neugier und Toleranz am besten geeignet sind, mit Flüchtlingen in integrativen Wohnkonzepten zu leben.
Was kann unser Berufsstand zu einer offenen, lebendigen Gesellschaft beitragen?
Wir entwickeln unsere Projekte von Innen nach Außen, sodass wir uns zunächst umfassend mit den Bedürfnissen der Nutzer beschäftigen. So kann interkulturell so manche Brücke gebaut werden, die zu einer Bereicherung auf beiden Seiten führt.
Welche Vorurteile erleben Sie unserem Berufsstand gegenüber?
Innenarchitekten werden häufig mit Dekorateuren verwechselt, die „nur“ für die Atmosphäre zuständig sind. Tatsächlich hat sich gerade die Zusammenarbeit mit Hochbaukollegen in großen Projekten als optimal erwiesen. Konstruktiv-technische Prioritäten können so an Phantasie und Leichtigkeit nur gewinnen.
Wer hat Sie als Vorbild inspiriert?
Carlo Scarpa mit poetischen Details wie auch Andrée Putman für ihre zeitlose Eleganz.
Welche Aufgabe hat Sie zuletzt begeistert?
Die energetische Sanierung eines Bungalows aus den 1960-er Jahren – die Kombination aus Energieoptimierung und Design.
Welchen Ort haben Sie in diesem Jahr für sich entdeckt?
Die Ciudad de las Artes y de las Ciencias in Valencia, ein neu entwickeltes modernes Wahrzeichen in einem trockengelegten Flussbett des Turia
Warum engagieren Sie sich als Mitglied im BDIA?
„Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ wusste ja schon Erich Kästner. Mir liegen die gesellschaftspolitischen Themen sehr am Herzen: energetische Sanierung und auch die Flüchtlingsproblematik. Der BDIA kann durch den Schwerpunkt „Qualität von nachhaltigen Innenräumen“ beide Themen bestens unterstützen.
Ulla Basqué ist Innenarchitektin/ Immobilienökonomin und seit 1996 Mitglied im BDIA.