BDIAusgezeichnet! an der PBSA Peter Behrens School of Architecture (Sommersemester 2014)

Bereits zum zweiten Mal würdigte der Bund deutscher Innenarchitekten BDIA in NRW am 11. Juli 2014 herausragende Abschlussarbeiten der Peter Behrens School of Architecture in Düsseldorf im Studiengang Innenarchitektur.

Rund 30 Abschlussarbeiten besichtigte die Jury in einem Rundgang am 09. Juli 2014 und prämierte eine Master-Arbeit und eine Bachelor-Arbeit mit dem Titel BDIAusgezeichnet! Der Juryrundgang startete um 10 Uhr. Zuerst informierten die Professoren über die Aufgabenstellungen. Anschließend stellten die Studenten in einem ersten Rundgang dem 5-köpfigen Bewertungskomitee ihre Arbeiten selbst vor. In einem zweiten Rundgang nahmen sich die Jurymitglieder Gritt Bartels (Vorstandsmitglied BDIA NRW), Barbara Eitner (BDIA Mitglied), Eike Lamster (BDIA Mitglied) sowie Kateryna Timokhina und Christian Hörmann, zwei prämierte Absolventen aus dem letzten Jahr, Zeit für die intensive Sichtung der Abschlussarbeiten des Sommer-Semesters 2014.

BDIAusgezeichnet SS 14_Duesseldorf
Jurymitglied Kateryna Timokhina, Jurymitglied Barbara Eitner, BDIAusgezeichnet! M.A. Santana Schütte, BDIAausgezeichnet! B.A. Amelie Peters, Jurymitglied Gritt Bartels (von links nach rechts)

Unter dem diesjährigen Auswahlkriterium „Symbiose zwischen Neu und Alt“ prämierte das Bewertungskomitee des BDIA in NRW die Abschlussarbeiten von Santana Schütte und Amelie Peters für herausragende Leistungen. Hier waren sich die Jurymitglieder erstaunlich einig, berichtet Barbara Eitner. Die Masterarbeit von Santana Schütte mit dem Thema „underground UNDER ART“ bestach durch eine starke Entwurfsidee und den sensiblem Umgang mit dem Bestand.

Amelie Peters überzeugte mit ihrer Bachelor-Arbeit „Wohnen? Ein Haus zum Leben und Lieben“, weil es ihr damit gelingt, tradierte Wohnstrukturen zu verlassen und eine eigene Kulisse des Wohnens zu schaffen.

Die Auszeichnung fand am 11. Juli 2014 im Rahmen der feierlichen Zeugnisübergabe statt. Als Anerkennung erhalten Santana Schütte und Amelie Peters zusätzlich zur Auszeichnung die freie Mitgliedschaft im BDIA für ein Jahr und die Möglichkeit, im nächsten Jahr selbst Teil der Jury zu sein.

 

 

1. BDIAausgezeichnet! für Amelie Peters für „WOHNEN? – Ein Haus zum Leben und Lieben“ (Bachelor)

Amelie Peters_Modell_01Zusammenkommen und sich zurückziehen, Beisammensein und Fürsichsein, miteinander und alleine. Dieses gegensätzliche Bedürfnis zieht sich als Leitfaden durch meinen Entwurf zur Umstrukturierung eines ehemaligen Belgierhauses in Aachen. Der Mittelpunkt des Hauses ist ein zentraler großzügiger Raum mit bis zu acht Metern Höhe, in dem sich das gemeinsame Leben abspielt – Essen, Kochen, Abende mit Freunden, Gespräche und vieles mehr. Umrandet wird dieser Raum von zwei kulissenartigen Wänden, durch deren große Öffnungen von zwei mal zwei Metern Blickbezüge im ganzen Haus bestehen.

Amelie Peters_ArbeitsplatzDie „Kulissenwände“ haben mit ihrer Dicke von 60 Zentimetern einen multifunktionalen Charakter. Neben den Öffnungen als Durchgang, Blickbezug und gemütliche Verweilnische, lassen sich Garderobe, Kleiderschrank und weiterer Stauraum aus der Wand herausziehen. So werden ansonsten kaum Schränke in den Räumen benötigt und der Platz dient vollkommen den Aktivitäten des täglichen Lebens. An den Kulissenwänden entlang verläuft eine schlanker hölzerner Treppenkörper, über den man nicht nur zu den Rückzugsorten in den oberen Etagen gelangt, sondern auch die großzügige Geste des zentralen Raums bis zum Dach erleben kann. „Hinter den Kulissen“ befinden sich die Orte zum Zurückziehen, Entspannen, Lesen, Ruhe finden und Schlafen. Die Öffnungen lassen sich durch Klappwände verschließen.

Um den grünen Außenraum nach innen zu holen wiederholen sich die großen Öffnungen der Kulissenwände als Fenster in der Außenfassade. Es entstehen somit Blickbezüge sowohl nach innen, als auch nach außen. Man kann sich zurückziehen und dennoch teilhaben.

Amelie Peters EGDer Entwurf für das ehemalige Belgierhaus in Aachen zeigt, wie ein einfaches Einfamilienreihenhaus auf die veränderten Lebensumstände nach dem Auszug der Kinder angepasst werden kann. Die Raumstruktur entspricht nun den neuen Bedürfnisse der beiden Bewohner, indem sie auf das Essentielle reduziert wurde – das gemeinsame Wohnen und das Fürsichsein.
Gängige Flursituationen wurden zu einem Umsteigen eines großzügigen acht Meter hohen Raumes, in dem die aktiven, lauten, geselligen, gesprächigen Zeiten stattfinden können. Trotz des Raumflusses und den Blickbezügen im ganzen Haus sind kleine Rückzugsorte geblieben, die nur bei Bedarf verschlossen werden können, anstatt eine Abgrenzung durch Wohnstrukturen zu erzwingen.
Indem die „Kulissenwände“ Durchgänge, Sitzmöglichkeiten und Stauraum bieten, kann der restliche Raum optimal genutzt werden und bietet trotz der Kleinmaßstäblichkeit des Hauses großzügige Qualitäten. Der großflächige Einsatz von hellem Holz und andere Materialien in warmen Farbtönen geben dem Entwurf zusätzlich einen wohnlichen, gemütlichen Charakter.

Es ist ein einladender Ort zum Wohnen entstanden, an dem die Bewohner sowohl die Zeit zu zweit und mit Freunden, als auch jeweils die ganz für sich allein genießen können. Ein Ort für das „Ich“ und das „Uns“ – a place for me and us. (Text: Amelie Peters)

Begründung der Jury: Der Entwurfsverfasserin gelingt es tradierte Wohnstrukturen zu verlassen und eine eigene Kulisse des Wohnens zu schaffen. Der neuinterpretierte Innenraum bietet neben dem Hauptraum mit seiner Öffnung bis zur Dachhaut unterschiedliche Lebensnischen an, deren Kleinmaßstäblichkeit mittels großer Öffnungen interessante Ein- und Ausblicke ermöglicht. Das zurückhaltende Materialkonzept sowie die raumbildenden Elemente wurden mit gestalterischer Qualität in den Bestand eingefügt.

2. BDIAausgezeichnet! für Santana Schütte mit dem Thema „Underground“ (Master)

UNDER ART music.dance.actperformance – Die Verortung
Aussen_webDer Ebertplatz, Teilabschnitt des Kölner Innenstadtrings, wird aktuell hinsichtlich einer geplanten Umgestaltung intensiv diskutiert. Städtebaulich erscheint sein heutiger Zustand nicht mehr zeitgemäß. Außerdem wirkt diewestliche Unterführung mit den bestehenden Nutzungen als Ladenfläche und öffentliche Passage momentan eher verkümmert. Die Fußgänger-Passage im westlichen Bereich des Ebertplatzes verfügt über 5 Treppen/Rolltreppen-Zugänge, eine breite offene Flanke zum schräg ansteigendenPlatz und ein offenes Oberlicht. Innerhalb des klimatisch offenen Passagenbereichs gibt es 8 Ladenlokale und entsprechende Toilettenanlagen.

Der Ebertplatz ist schon lange ein Bestandteil von der Stadt Köln. Der damals noch flache Platz fügte sich sehr gut in die Stadtumgebung ein und war ein beliebter Ort der Zusammenkunft. Der letzte Umbau des Ebertplatzes wurde in den 70er Jahren durchgeführt. In dieser Zeit entstanden die heutigen Unterführungen, um oberhalb eine bessere Straßenverkehrslage zu erzielen. Das auffällige Gestaltungsmerkmal des ‚Sechsecks’ war in den 70er Jahren sehr beliebt und zog sich nicht nur in der Unterführung, sondern auch über den gesamten Platz. Zudem ist die massive Bauweise ein deutliches Merkmal, grundsätzlich durch die großen Lasten von oben. Ein großes eingebautes Oberlicht bringt in die dunkle Unterführung ein wenig Tageslichtqualität runter. Ansonsten ist in der heutigen Situation die Lichtqualität sehr schlecht und macht den Ort düster und leblos.

Die Idee
Music_1B_webMeine Idee für das neue Nutzungskonzept entstand aus meiner kontextuellen Analyse, in denen ich die für mich wichtigsten Qualitäten aus der Umgebung und dem Bestand aufgreife, um den Ort wieder aufleben zu lassen. Wichtige Faktoren waren dabei: Die URBANE ATMOSPHÄRE zu erhalten bzw. zu verstärken, eine klare radikale TYPOLOGIE zu schaffen, die DUNKELHEIT als Qualitätsmerkmal aufzunehmen z.B. durch LICHTINSZENIERUNG und den Ort als ergänzendes Segment für die Umgebung mit einzubeziehen. Ein Performance Art Platz mit den Schwerpunkten MUSIK, TANZ UND SCHAUSPIEL soll als ein neues Nutzungsprofil der verlassenen Passage entgegen kommen. Dieses soll die vorhandenen Bildungsinstitutionen in der Umgebung mit ergänzenden Räumen zur musikalischen, kreativen und sozialen Entwicklung von Jugendlichen unterstützen. Im Laufe des Tages können Schüler, Studenten, sowie auch Artisten an Kursen/Workshops teilnehmen oder allein
bzw. mit ihrer Band proben. Zum Abend hin verwandelt sich der Ort zur BÜHNE und Passanten können mit den Künstlern in direkten Kontakt treten. Zudem gibt es eine Relaxlounge und Restaurant für jung und alt, wo neue oder bekannte Bands am Abend auftreten dürfen. Zu diesen
Räumlichkeiten hat man auch einen direkten Zutritt von oben.

Bezug Unterführung und Zwischenraum
Grundriss Santana SchuetteDer neue Zwischenraum ist halb-öffentlich und nimmt die Hemmung von außen zum Innenbereich. Durch transparente Materialien wie Glas, erscheint die Grenze als eine durchlässige Membrane und erzeugt einen weicheren Übergang in die weiteren Zonen. Der Zwischenraum selbst ist in schwarzen Materialitäten gehalten. Er kann sich durch die Farbigkeit ausblenden und den dahinter liegenden Raum sichtbar schalten. Durch Lichtinszenierung mit gerichteten Spots und Perfmance kann dieser in Szene gesetzt werden und tritt dadurch in den Vordergrund. Auch lebt der Raum durch die Bewegungen der Menschen. Es geht hierbei um die hintereinanderliegenden Schichten, die immer wieder einen Zwischenraum
entstehen lassen, der schaltbar ein und ausgeschaltet werden kann. So ergibt sich auch für den Betrachter, welcher zuallererst außerhalb der Schichten steht, ein interessantes Schauspiel von physischen und psychischen Grenzen und deren Zwischenräumen, durch Transparenz,  Materialität und Licht. (Text: Santana Schütte)

Begründung der Jury: Die Arbeit besticht durch einen bemerkenswert sensiblen Umgang mit dem vorhandenen Bau- und Nutzungsbestand. Eine tranzluzente Zwischenhaut zeichnet vorhandene Strukturen nach und schafft so Zwischenräume die konzeptionell nachvollziehbar  ergänzend besetzt werden ohne befremdlich zu wirken. Die scheinbar entmaterialisierten Zwischenräume inszenieren sich erst durch
Licht. Die analytischen Grundlagen der Grundrissgliederung mit abgesetzten Funktionsbereichen sind in der Entwicklung sinnfällig dargestellt. Die Entwurfsverfasserin entwickelt dabei eine signifikante Ästhetik – eine Ästhetik, die auch in der Präsentation der eingereichten Unterlagen in hoher Qualität durchgehalten wird.

 

 

Kontakt:
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