BDIAusgezeichnet! Bachelor für Janis Necker “YPS Your Personal Sun” und Master für Simone Rechinger „Zeppelinfeld Nürnberg“ sowie BDIAnerkannt! Master für Katharina Lechner

Akademie der Bildenden Künste München: Der Rundgang erfolgte am 16. Juli mit der Sichtung von 16 Bachelorarbeiten und 11 Masterarbeiten im Studiengang Innenarchitektur des SS 2015. Jury: Innenarchitektin Claudia Schütz, Vizepräsidentin BDIA, Innenarchitekt Jürgen Bahls, Vorsitzender BDIA Bayern, Innenarchitektin Dorothee Maier, BDIA Bayern, Innenarchitekt Matthias Franz, BDIA Bayern, Innenarchitekt Bernhard Rückert, BDIA Bayern, Zhiming Zang, Ausgezeichnete des Vorjahres.

BDIAusgezeichnet! Bachelor für Janis Necker „Leuchte für den Wohnbereich YPS – Your Personal Sun.“ 

Prototyp FotoDas Tageslicht ist die wichtigste Lichtquelle auf der Erde und für das tägliche Leben der Menschen unverzichtbar. Für die Chronobiologie ist Tageslicht ein zentraler Faktor und beeinflusst alle Stoffwechselvorgänge in der Menschen-, Tier- und Pflanzenwelt. Seit der Mensch künstliches Licht erzeugt, wird versucht dieses so gut wie möglich an die Qualitäten des Sonnenlichts anzupassen.

Neben der physiologisch visuellen Funktion des Lichts, die für den Sehvorgang notwendig ist und der emotionalen Funktion, hat Licht auch eine physiologisch nicht-visuelle Funktion. Der Wechsel zu energieeffizienter LED-Beleuchtung und die Entwicklung intelligenter Lichtsteuerungs-Systeme sind der Schlüssel zu äußerst energieeffizienten Lichtlösungen. Sie bieten darüber hinaus ganz neue Möglichkeiten, die funktionalen, emotionalen und auch biologischen Bedürfnisse des Menschen mit einer intelligenten Beleuchtung gleichermaßen zu unterstützen.

Ausgehend von der Zielsetzung das künstliche Licht so nah wie möglich an die Qualitäten des natürlichen Lichts (Farbwiedergabe, Spektrum, Helligkeit, Dynamik, melanopische Wirkung) zu bringen, floss die Sonne als zentrale Quelle der Inspiration in die Formfindung ein. Schließlich war es das Ziel, dass sich jeder seine eigene Sonne in den Wohnbereich holen kann. Inspiriert von dieser Idee, sollte ein Kreis dem Licht seine Form geben. Auf diese Weise kann an der Wand oder Decke bzw. auf einem Diffusor oder Reflektor der Eindruck einer künstlichen Sonne entstehen.

2700-6500KEvolutionär geprägt durch das Licht der Sonne wird der Circadiane Rhythmus des Menschen vom Licht bestimmt. Falsches Licht zur falschen Zeit bringt den Organismus aus dem Takt. Dieses Problem kann durch dynamisches Licht, das die Farbtemperatur dem Tageslichtverlauf anpasst gelöst werden. Über eine automatische zeitgesteuerte Lichttemperaturänderung entlang der Planckschen Strahlungskurve (in die manuell eingegriffen werden kann) rückt das künstliche Licht damit sehr nah an die Qualitäten natürlicher Beleuchtung heran. YPS besitzt eine hohe Energieeffizienz sowie einen sehr guten Farbwiedergabewert (Ra > 90) und deckt den Bereich von warm-weißen 2700 K bis zu kalt-weißen 6500 K ab. YPS wird über den Bluetooth Low Energy Standard mit einer App gesteuert und kann damit individuell an den Benutzer und seine Bedürfnisse angepasst werden. (Betreuung: Prof. Carmen Greutmann-Bolzern, Prof. Urs Greutmann, Prof. Maria Auböck, Prof. Gregor Eichinger)

YPS ZeichnungJurybegründung: Die ausgezeichnete Bachelorarbeit vereint hervorragende Gestaltung mit guter Anwendbarkeit des Produkts. Ein LED-Leuchtenring, der direkt/indirekt strahlt, parallel zur Wand angeordnet ist, und über eine zweifache Kabelführung von dieser abgehängt und zugleich mit Strom versorgt wird. Das formal sehr ansprechend gestaltete Produkt besticht durch die technische Zusammensetzung weniger, aber gut kombinierter Einzelteile, die einfach und nachvollziehbar miteinander montiert werden können. Der Aufhängepunkt ist innovativ gelöst und sinnhaftig angeordnet. Die formale Selbstverständlichkeit der Hängeleuchte zeugt von einer überlegten gestalterischen und technischen Reife und überzeugt durch ihren Spannungsreichtum.


BDIAusgezeichnet! Master für Simone Rechinger „ERHALTEN LERNEN NUTZEN -Kultur- und Freizeitzentrum Zeppelinfeld Nürnberg“

IMG_4001 KopieWie sieht ein zeitgemäßer Umgang mit alten Nazi- Gebäuden aus? Diese Frage stellt sich aktuell in Nürnberg, auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Das Zeppelinfeld, bestehend aus Zeppelinwiese, Wallanlage mit Türmen und Haupttribüne ist bereits so marode, dass große Teile des Geländes für die Öffentlichkeit gesperrt sind.

IMG_3957Meine Vision ist es, ein buntes und lebhaftes Kultur- und Freizeitzentrum entstehen zu lassen. Dabei sollen einerseits die baulichen Anlagen des Nationalsozialismus als Lernort erhalten bleiben. Gleichzeitig möchte ich einen qualitativ gestalteten Freizeitort mit Aufenthaltsqualität schaffen. Um beide Ziele zu vereinen, belasse ich das eigentliche Zeppelinfeld unangetastet und platziere meine Gestaltung in der Außenzone der Wallanlage. Die vierunddreißig Türme, die in regelmäßigen Abständen in der Wallanlage stecken, werden zum Ort des Geschehens: Es gibt verschiedene Ausstellungsräume, Vortragsräume und natürlich Information, Gastronomie und WCs. Mit einem Raum- in- Raum Konzept schaffe ich eine gewisse Distanz zum vorbelasteten Bestand. Alle Einbauten und raumbildenden Ausbauten sind klar erkennbar und kontrastieren mit dem Bestand. Jeder Turm ist je nach Nutzung individuell gestaltet, sodass eine abwechslungsreiche Raumfolge entsteht.

Nutzungserweiterung ZeppelinfeldAls verbindendes Element schlängelt sich vor den Türmen eine Steglandschaft, die alle Türme barrierefrei erschließt. Mit Sitzgelegenheiten, Verschattung und einer Wasserfläche bieten sich Orte zum Verabreden, Verweilen und Sonnen. Auf dem so neu belebten Areal sind vielfältige Szenarien denkbar: von Kunstausstellungen, Floh- und Weihnachtsmärkten über Filmfeste bis hin zu Vorlesungsreihen ist alles möglich.

Auf diese Weise gelingt es, aus der kostenintensiven Instandsetzung des NS-Erbes einen Mehrwert für die Bevölkerung zu generieren. Individuelle Entfaltungsmöglichkeiten bilden einen unbezahlbaren Kontrast zur Konformität der NS- Paraden während der Reichsparteitage. (Betreuung: Prof. Carmen Greutmann-Bolzern, Prof. Urs Greutmann, Prof. Maria Auböck, Prof. Gregor Eichinger)

Jurybergründung: Die vorbildliche und mutige Revitalisierung führt eine brachliegende Fläche aus einem historischen Trauma wieder ins aktive Leben der Stadt Nürnberg zurück. Die Arbeit gibt dem Ort eine neue positive Prägung für die Zukunft. Ein umlaufendes Geflecht aus Stegen und Decks bindet das Zeppelinfeld in das Umfeld ein. Die Boxen werden zu Überraschungsboxen, vielfältig und variabel genutzt mit Gastronomie und Kultur laden sie zum Flanieren und Verweilen ein. Der neue Focus der Anlage liegt außen und nicht mehr innen und entschärft den Ort somit hervorragend, ohne die Geschichte auszublenden.


BDIAnerkannt! Master für Katharina Lechner „Die Kunst und der Raum“ Street-Art am Beispiel des Künstlers Banksy ausstellen

Jurybegründung: Street-Art verweigerte sich bisher allein auf Grund Ihrer Besonderheit jeder Festlegung in Form von Ausstellungen! Das neu entwickelte Format schafft durch die konsequent durchdachte, vielfältige Anwendung neuer Medien einen virtuellen und einen realen Raum, der dem Besucher diese Kunstform zunächst mit Informationen in einer Art klassischem Ausstellungraum nahe bringt und dann den ganzen Straßenraum zum Ausstellungsraum verwandelt. Der an dieser Kunstform Interessierte wird vom Besucher zum Entdecker, dem es das innovative Konzept ermöglicht, auf spannende Entdeckungstour zu gehen und sich den besonderen Kunstgenuss individuell selbst zu erobern. Street-Art wird angemessen ihres besonderen Reizes aufgewertet und kann trotz ihrer „Flüchtigkeit“ stets tagesaktuell erlebt werden!