bdia ausgezeichnet! Master für Sarah Ungeheuer „Co-Working & Co-Living“

Masterarbeit WS 2017/18 an der Hochschule Darmstadt
Betreuung: Prof. Hartmut A. Raiser, Prof. Matthias Friedrich und Prof. Sybille Maisch

Co-Working & Co-Living

Rahmenbedingungen
Die Kirche Maria Königin befindet sich im Stadtteil Trier West/Pallinen. Sie wurde von 1957 bis 1958 erbaut. Für den Bau war der Architekt-Baumeister Heinrich Otto Vogel (1898 – 1994) verantwortlich. Die Kirche besteht aus zwei Gebäudeachsen, einem Außenraum und dem Turm. Die Gesamtfläche des Innenraums (Untergeschoss und Innenraum) beträgt ca. 600 qm.
Der Ortsbezirk Trier West/Pallien ist ein innenstadtnaher Stadtteil am linken Moselufer, welcher von den Eifelhöhen eingefasst ist. Einst lebten viele Mittelständische und Beamte im Stadtteil, auch einige (inzwischen verlassene) Kasernen prägten den Bezirk. Die Kasernen wurden teilweise in Sozialwohnungen umgewandelt. Dies hat zur Folge, dass sich Pallien zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt hat und stellenweise von Arbeitslosigkeit und Armut geprägt ist. Im Bezirk befinden sich aber auch bedeutende Einrichtungen, die das Gesamtbild des Bezirk sehr ambivalent erscheinen lässt. So zählen die katholische Akademie, die Europäische Kunstakademie und Hochschule Trier zur Nachbarschaft. Akademisches Flair trifft also auf den Charme eines sozialen Brennpunkts.

Konzept
Die gestellte Aufgabe bestand in der Umnutzung des Kirchengebäudes für Co-Working und Co-Living.
Es sollte ein Wohn- und Arbeitskomplex entstehen, in dem die Kommunikation der Menschen im Vordergrund steht. Ein idealer Ort, an dem sich Co-Worker, Studenten, Firmen und Berufseinsteiger treffen und austauschen können. Das Konzept soll vor allem junge Unternehmen, Start-Ups und Studenten ansprechen, die einen Ort außerhalb der Ballungszentren suchen, an dem sie arbeiten können.
Entsprechend ist das Konzept dem Budget der Zielgruppe angepasst. Arbeiten und Wohnen sind sehr einfach gehalten, nur das Nötigste wird bereitgestellt. Kommunikation und „Netzwerken“ stehen im Vordergrund, nicht Luxus. Dies entspricht auch der Beschaffenheit des Viertels, welches eher durch Schlichtheit geprägt ist. Für die Menschen soll die Kirche, die ehemals ein Ort des Zusammenkommens und der Kommunikation war, ein öffentlicher Treffpunkt und Teil des Viertels bleiben. Sie soll gleichsam den Stadtraum erweitern, indem das Café und der Außenraum auch von der Öffentlichkeit genutzt werden können. Es soll ein Co-Working-Space entstehen, welches die Gemeinschaft fördert und gleichzeitig Rückzugsorte zulässt. Nicht nur die Verbundenheit mit dem Stadtteil ist wichtiger Bestandteil des Konzept, sondern auch die Verbundenheit mit der Natur.
Gerade im urbanen Raum ist es wichtig, Rückzugsorte zu erhalten oder neu zu erschaffen. Dies soll sich nicht nur im Außenbereich, sondern auch im Inneren der Kirche widerspiegeln. Der Wald, als Inbegriff für die Natur, wird von außen erschlossen und das Thema setzt sich im Inneren fort. Junge Unternehmen, Start-Ups und Studenten fangen klein an und wollen doch hoch hinaus. Das Konzept möchte mit seiner Gestaltung seinen Beitrag dazu leisten, indem auf unterschiedlichen Ebenen Bereiche geschaffen werden, die Kommunikation und gegenseitige Hilfestellung ermöglichen. Um Untergeschoss ist das Café als öffentlicher Bereich untergebracht, welches gleichzeitig als Treffpunkt für Mittagspausen oder dem Abendessen fungiert. Im Kirchengeschoss verteilen sich die Arbeitsebenen und Kommunikationsbereiche. Die Ebenen setzen sich wie ein Blätterdach um die Haupterschließung und schieben sich an manchen Stellen über die Kirchenmauern hinaus, gleichsam ins Freie. „Schlaf-Nester“ bieten den Co-Workern Rückzugsorte für eine Pause oder einen kurzen erholsamen Schlaf. Die Ebenen können von den Kunden stunden oder wochenweise angemietet werden. Die Nester können variabel genutzt werden, sei es als Schlafplatz oder als Ort, an dem die Co-Worker zurückgezogen Arbeiten oder Telefonieren können.

Die Kirche als Bestand bleibt im ganzen Raum sichtbar. Allerdings sind notwendige Einschnitte zum Lichteinfall und Einschnitte in die Fassade und Decke gemacht worden. Der öffentliche Zugang zum Café ist auf Straßenebene, um auch die Mitbürgerinnen und Mitbürger des Stadtteils zu erreichen. Die Stammstruktur erinnert an einen Wald. Sie zoniert und verbindet die Ebenen, welche sich wie ein Blätterdach im Wald entfalten. Der Hauptzugang für die Co Worker führt über den Außenraum, der Rampe, ins Innere. Sarah Ungeheuer


Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte am 01.02.2017. Jury: Dieter Schmidt | Schmidt-Holzinger bdia, Denise Boxler | Studio Boxler bdia, Alexa Schraverus | DesingRaum bdia.

Jurybegründung: Die Jury lobt den sensiblen Umgang mit dem vorhandenen Kirchengebäude und die intelligente Strukturierung des Innenraums in verschiedenen Co-Working – Ebenen. Hinsichtlich des Co-Living hebt die Jury die kreative Idee der eingestellten Schlafhäuschen hervor. Die auffallend schöne Plandarstellung und die Perspektiven runden diese gelungene Arbeit ab.