BDIAusgezeichnet! an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Detmold (Sommersemester 2014)

Insgesamt wurden 81 Abschlussarbeiten vom SS 2014 angesehen, davon waren 69 Bachelor- und 12 Masterarbeiten. Der Juryrundgang dauerte insgesamt von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Die Begrüßung erfolgte durch die Dekanin Frau Prof. Dr. Pottgiesser, die einen ersten Überblick in die verschiedenen Aufgabestellungen einzelner Arbeiten vermittelte. Die Arbeiten die nicht mehr präsentiert waren konnten nicht berücksichtigt werden. Vorgesehen war die Auszeichnung von zwei Master- bzw. Bachelor- Arbeiten.

Die Jury beschloss, die 2 BDIAuszeichnungen an zwei Bachelor- Arbeiten zu verleihen, die in ihrer Komplexität eher dem Umfang und vor allem dem Anspruch einer Prämierung entsprachen. Die prämierten Bachelor- Arbeiten überzeugten nach Durchsicht aller Arbeiten, da diese sich jeweils durch ein „schlüssiges, komplexes Entwurfskonzept – welches konsequent umgesetzt“ wurde, hervorhoben.

1. BDIAausgezeichnet! für Lydia Reichhart “Bauten der Kultur und Bildung – Appell zu deren Wertschätzung”

Schlossbibliothek Paderborn: Kultur und Bildung ist zweifelsohne eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft. Das lebenslange Lernen als ein wichtiger Punkt in der Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht es uns zu mündigen, reflektierten und partizipierten Bürgern der Gesellschaft zu werden.

Bibliotheken lagern und ordnen dieses Wissen und geben uns die Möglichkeit auf einen enormen Fundus an Wissen zurückzugreifen. Die Bibliothek ist ein Ort, an dem Geschichte bewahrt wird, gesellschaftliche Werte vermittelt werden und Begegnungen unterschiedlicher sozialer Gruppierungen stattfinden. Die Wertschätzung, die eine Gesellschaft Kultur und Bildung zuschreibt, findet ihren unmissverständlichen Ausdruck im Erscheinungsbild von Bildungs- und Kulturbauten.

Aufgabenstellung: Im Zeitalter der Technologisierung, indem I-Pad, E-Book Reader das Buch zu verdrängen scheinen, widmet sich diese Bachelor-Thesis bewusst dem Buch und unterstreicht damit dessen Bedeutsamkeit. In diesem Rahmen wird ein neues Nutzungskonzept für die Schlossbibliothek der Stadt Paderborn entwickelt. Die Herausforderung und das Ziel des Entwurfes ist es, ein Leben mit Büchern bzw. Medien zu unterstreichen. Die Schaffung von atmosphärischer Aufenthaltsqualität in den unterschiedlichsten Zonen des Gebäudes ist dabei ein wichtiges Kriterium. Ein lebendiger Umgang mit Büchern ist oberste Zielsetzung.

Standort und Gebäude: Das bauhistorische Gebäude liegt in direkter Nähe zum Paderborner Wasserschloss, welches im Stil der Weserrenaissance erbaut wurde und durch den angrenzenden nachträglich erbauten Barockgarten in die Natur eingebettet wird. Die historische Bausubstanz des Areals, die atmosphärischen Charakteristika der Bauwerke und der Alterungswert machen die Geschichte an diesem Ort unmittelbar erlebbar.

Die Bibliothek als Teil der Schlosshalle fungiert mit einem Bestand von 22.000 Medien als Stadtteilbibliothek für die Bürger und als Schulbibliothek für die angrenzenden Schulen. Überdies dient die Schlosshalle als Bürgerhaus und somit sind dort weitere kulturspezifische Einrichtungen, wie die Städtische Musikschule, die Volkhochschule, Veranstaltungsräume, ein Restaurant und das Forum jünger Künstler angesiedelt.

Konzept: Im Vordergrund der Bibliothek steht das Bücherregal, welches sich – in Anlehnung an den Barockgarten mit seinen geschlungenen geometrischen Flächen – mäanderartig durch die Bibliothek windet. Dieses freistehende Möbel bildet das Hauptaugenmerk des Entwurfes und stellt die Hommage an das Buch dar, denn nur hier sind die Bücher der Bibliothek untergebracht. Das mäandernde Regal bildet Zonen aus, deren Öffnungen nacheinander das bewusste Erlebnis der fortschreitenden Aneignung der Bibliothek unterstützen. Die Hommage und somit das Regal ist so konzipiert, dass es gleichzeitig als Analogie den Lebens- und Lehrpfad darstellt. Durch diesen Leitgedanken gibt es eine klare Verortung der einzelnen Zonen, beginnend mit dem Bereich für Kinder über die Jugendlichen zu den Erwachsenen mit den sich dazwischen befindlichen Lernphasen in Form von Einzel – und Gruppenarbeitsplätzen.

Im Gesamtentwurf spielt die Choreografie des Raumes eine übergeordnete Rolle und somit wird an  jeder Stelle gleichzeitig die orientierungsgebende Funktion durch das Bücherregal übernommen. Es nimmt den Besuchenden auf und leitet ihn in den Raum hinein. An den Abzweigen lenkt die Form des Regales richtungsweisend. (Text: Lydia Reichhart)

Begründung der Jury: Die Arbeit besticht durch einen sensiblen Umgang mit dem Baubestand, in dem die neuen Raumbildenden Elemente mit gestalterischer Qualität eingefügt wurden. Die analytischen Grundlagen der Grundrissgliederung mit abgesetzten Funktionsbereichen sind in der Entwicklung nachvollziehbar dargestellt.Das zurückhaltende Materialkonzept hebt die Bestandsstruktur hervor und wird durch die geplante Beleuchtung unterstützt.

2. BDIAausgezeichnet! für Kristin Osthues “Das Treffen”
Entwurf für eine Baulücke in der Altstadt von Telgte, Bar- & Hotelentwurf

IMG_0003_kleinIn Anlehnung an das Buch ‚Das Treffen in Telgte‘ von Günter Grass entstand mein erster Entwurfsgedanke Der Treffpunkt. Die Kultur und der Tourismus der Stadt Telgte ist geprägt durch die Telgter Wallfahrt, die Museen und eine Vielzahl von Veranstaltungen. Mein Entwurf soll den ‚Bedarf der Stadt an Betten‘ mit einem ‚neuen Treffpunkt‘ vereinen. Dieser Treffpunkt in Form eines Veranstaltungsraumes kann für Lesungen, kleinere Konzerte oder auch für Kabarett/Comedy genutzt werden. Hierfür bietet mein Entwurf eine intime Atmosphäre. Das Hotel ist, durch seine überschaubare Zimmerzahl, eine familiäre Umgebung für die Gäste.

Ziel war es, die schmale aber lange Baulücke optimal zu nutzen. Daher liegen die Erschließungsbereiche im Zentrum des Grundrisses um eine ausreichende Belichtung der Aufenthaltsbereiche zu gewährleisten. Aus dem ‚Erschließungsproblem‘ heraus entwickelte sich mein zweiter Entwurfsgedanke Die Treppe.

THESIS_KristinOsthues_Veranstaltungsraum_kleinIm Foyer „schichten“ sich Podeste übereinander und gehen über in den Zuschauerbereich des Saales. Hier bilden Betonstufen die Sitzbereiche. Die Hotelzimmer sind über ein zentrales Treppenhaus erreichbar, welches gleichzeitig die gestalterische Gliederung des Erdgeschossgrundrisses bestimmt. In den Zimmern des Dachgeschosses sind die Emporen über Raumspartreppen zu begehen. So ergeben sich innerhalb der drei Treppeninterpretationen Staffelungen: von öffentlich über halböffentlich zu privat, von großzügig über notwendig zu raumsparend und von Holz über Beton zu Metall.  (Text: Kristin Osthues)

THESIS_KristinOsthues_Foyer_kleinBegründung der Jury: Mit der Arbeit „Das Treffen in Telgte“, Entwurf für eine Baulücke in der Altstadt von Telgte als Bar- & Hotelentwurf, wird ein schlüssiges Konzept entwickelt für eine öffentlich (Bar- und Veranstaltungsraum) als auch eine kleine Hotelnutzung. Das Thema TREPPEN wurde als Gestaltungselement konsequent inszeniert, zur funktionalen Erschließung sowie als Gestaltungselement in den öffentlichen Bereichen. Diese konsequente Haltung zieht sich durch bis zur Präsentation und ist dort noch mit einem funktionalen Nutzen versehen.