Beispiel Detmold: Innenarchitektur als akademische Disziplin

Die Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur profitiert von einer 120-jährigen Lehrtradition der Innenarchitektur und verfügt heute über eine große Bandbreite an Angeboten zur baulich-räumlichen Gestaltung. Mit der Innenarchitektur als größtem Studiengang ist die Beziehung von Mensch und Raum – Human Centered Design – zentrales Anliegen an der Detmolder Schule.

Am größten Fachbereich für Innenarchitektur in Deutschland profitieren die Studierenden in Detmold von dem bewusst offen angelegten Campus mit Arbeitslofts, Werkstätten, Ateliers und Laboren, die einen persönlichen und intensiven Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden ermöglichen. Mit Partnerhochschulen ist der Fachbereich auch international vernetzt: Summerschools, Exkursionen und Gastdozenturen bieten Studierenden einen intensiven Austausch mit anderen Kulturen, Sprachen und Projekten – weltweit.

Ganz unabhängig vom Studienort erfordert die heutige Konstellation der Bachelor- und Masterabschlüsse vor allem einen konstruktiven Umgang. Studierende müssen Ihre akademische Ausbildung gut planen, die Vielzahl an Kombinationsmöglicheiten gezielt analysieren.

Detmold bietet zum Beispiel fünf Bachelor- und vier konsekutive Master-Studiengänge an. Studierenden wird so durch eine praxisnahe und eine differenzierte Lehre ein diversifizierter Zugang zum globalen Arbeitsmarkt eröffnet.

Mit einem bundesweiten Ausbau an Masterstudiengängen muss die Innenarchitektur noch weiter gestärkt werden. In Detmold wurde das Studienangebot sogar um zwei englischsprachige Master-Studiengänge erweitert: „International Facade Design and Construction“ und „Master Architectural Computational Design and Construction“. Eine zeitgemäße Reaktion auf die Internationalisierung der Ausbildung! Mit der Einführung des Master und einer Regelstudienzeit von 10 Semestern findet eine Gleichstellung mit der universitären Ausbildung statt, wie sie vorher nur in der Architektur üblich war. Das ist ein klarer Vorteil und eine Aufwertung der akademischen Qualität des Studiengangs Innenarchitektur.

Die Studierenden verändern sich!
Die Generation der „Digital Natives“ zeichnet sich durch eine hohe Affinität zu neuen Technologien aus. Daraus kann auch eine Stärkung der Innenarchitektur hervorgehen, da eine schnellere Anpassung von Lebensräumen erforderlich wird.
Vor allem ein breit angelegtes Grundwissen, auf dem die individuelle Weiterentwicklung aufbaut, gewinnt gerade bei der „Generation Y“ zunehmend an Bedeutung. Die eigene Handschrift und eigene Stärken im Bachelor zu erkennen und zu fördern ist eine zentrale Aufgabe der Lehrenden. Benötigt wird ein komplexes konzeptionelles und räumliches Denkvermögen, verbunden mit einer guten visuellen und sprachlichen Ausdrucksfähigkeit. Die Studierenden müssen in künstlerischen Belangen, in der kreativen Gestaltung, in der technischen Umsetzung ihrer Entwürfe und in der effizienten Organisation geschult werden. Sie sollen darüber hinaus wertvolle Kenntnisse in den Bereichen der Bürogründung, Kommunikation und Marketing erhalten, die zum Beispiel auch für den Einsatz in benachbarten Berufsfeldern der Studiengänge qualifizieren können.

Innenarchitektur und Forschung
Die Detmolder Schule ist auch auf dem Feld raumbezogener Forschung aktiv. In den Forschungsgruppen ConstructionLab, PerceptionLab und UrbanLab werden auf innovative Weise Forschung und Lehre – insbesondere innerhalb eines Masterabschlusses – verschränkt. Neue Kompetenzfelder können erschlossen und mit der Praxis verknüpft werden. Forschung dient auch der Entwicklung kreativer Strategien für eine menschzentrierte Raumgestaltung als Handlungs-, Bedeutungs- und Bewegungsraum, der durch den menschlichen Maßstab bestimmt ist. Die Erfassung der menschlichen Bedürfnisse greift dabei neben den künstlerisch-gestalterischen Mitteln zunehmend auf psychologisch-soziologische Methoden zurück. Die akademische Einbindung der Innenarchitektur in den Kanon von Bachelor und Master bietet die Chance, raumkünstlerische Fragestellungen auch wissenschaftlich zu begleiten, um somit grundlegende Aspekte der Raumwahrnehmung und der Handlung im Raum zu berücksichtigen. Besonders spannend ist die Vereinbarkeit von realen zu virtuellen Umgebungen. Die Studierenden müssen sich damit beschäftigen, wie die virtuelle Verortung in sozialen Netzwerken die Wahrnehmung der realen Lebenswelten beeinflusst. Eine Überlagerung von Funktionen wird dadurch gefördert, da das digitale Arbeiten immer und überall möglich ist. Dies verändert unsere Lebens- und Arbeitsweit schon heute.

Prof. Dr. Uta Pottgiesser
Lehrgebiet Baukonstruktion und Baustoffe, Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur, Hochschule Ostwestfalen-Lippe
www.hs-owl.de/fb1
Erschienen AIT 5/2014