bdia Planerfrühstück: Über Wettbewerbe reden!

Über 50 bdia Mitglieder kamen am Sonntag zum Planerfrühstück ins Restaurant des Deutschen Architektur Zentrums ein. Dieses traditionelle Frühstück bietet jeweils am Folgetag der Bundesmitgliederversammlung den besonderen Rahmen für einen kollegialen und fachlichen Austausch. In diesem Jahr war die Fragestellung: Wie man eine höhere Beteiligung an den wenigen Verfahren erreichen? Und wie kann man insgesamt für mehr geeignete Verfahren sorgen, die die Kompetenzen von Innenarchitektinnen und Innenarchitekten gezielt abfragen?

Gemeinsam Risiken tragen

Peggy Kastl von baustudio Rostock und Jochen Usinger von UKW Innenarchitekten aus Krefeld berichteten als Impulsgeber eingangs über deren Erfahrungen. Das baustudio Rostock hat sich über Jahre mit viel Einsatz an Wettbewerbsauslobungen beteiligt, die sich auf klassische Bauaufgaben im Bestand bezogen. Verfahrensbedingt durften allerdings oftmals nur Architektenkollegen einreichen, ein weit verbreitetes und höchst ungerechtes Dilemma, das zu oft dazu führt, dass man sich mit Hochbaukollegen zusammentat, die ganze Arbeit leistete – doch am Ende höchstens in einer Fußnote erwähnt wurde. Auslober haben im allgemeinen zu wenig Kenntnis über das Leistungsprofil von Innenarchitekten. Hier gibt es viel Informationsbedarf, die der Verband mittelfristig leiten kann. UKW Innenarchitekten hat sich über einige erfolgreiche Wettbewerbsergebnisse dahingehend qualifizieren können, um zu weiteren Verfahren eingeladen zu werden. Höhepunkt: der 1. Preis für eine Kölner Bibliothekssanierung mit dem starken Detail, dabei namhafte europäische Architektenkonkurrenz ausgestochen zu haben. Usinger rät den Kollegen dringend, sich für Wettbewerbsaufgaben zusammen zu schließen, denn Arbeitslast und finanzieller Aufwand ist gewaltig. Ein Preis oder eine Anerkennung sind ein großer Prestigegewinn für jedes Büro und außerdem auch ein großer Prestigegewinn für den ganzen Berufsstand.

Mit den Kammern zusammenarbeiten

Die anschließende Diskussion zeigte: Auch über ein Engagement in Wettbewerbsausschüssen der Kammern kann mehr Aufmerksamkeit für die Innenarchitekten eingefordert werden, denn Kammern prüfen jedes offizielle RPW-Verfahren und könnten gegenüber dem Auslobers korrigierend einwirken, falls Innenarchitekten unbegründet ausgeschlossen sind. Jeder Interessierte kann sich außerdem in kurzen Seminaren zu Fachpreisrichtern qualifizieren lassen, ein weitere wichtiger Aspekt für die Präsenz von mehr Innenarchitekten in Wettbewerbsverfahren.

Fazit des Vormittags: Wir brauchen mehr Wettbewerbsverfahren für Innenarchitekten, entweder als Einzelteilnehmer oder in verbindlichen Arbeitsgemeinschaften mit Architekten. Und mehr Büros müssen sich auf die Herausforderung Wettbewerb einlassen, idealerweise in einer Konstellation, Risiken gemeinsam tragen zu können.

Kurzfristig wird sich die unbefriedigende Situation zu weniger Verfahren kaum lösen lassen, aber die Veranstaltung zeigte entscheidende Ansatzpunkte auf, wo Verband und einzelne Engagierte durchaus etwas bewegen könnten.

Fotos: Marian Kolenda