“Building Information Modeling für Innenarchitekten” von Constantin von Mirbach, BDIA

Das Thema Building Information Modeling (BIM) hat Aufwind. Dass auch öffentliche Auftraggeber hierfür empfänglich sind, zeigt sich beispielsweise in der Reformkommission Bau von Großprojekten. Diese Arbeitsgruppe ist mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft besetzt und soll der Frage nachgehen wie beispielsweise Flughäfen und Philharmonien in Zukunft wieder so gebaut werden können, dass man sich mit Ihnen schmücken kann. BIM droht dabei zum Allheilmittel verklärt zu werden.

Was ist BIM? Und betrifft BIM Innenarchitekten?

Mit BIM ist „Informationsmanagement“ gemeint. Alle für den Bau relevanten Informationen sollen in einem Gebäudemodell verfügbar sein, damit Widersprüche in der Planung sichtbar und Kosten für Änderungen vermieden werden. Dies ist natürlich auch ohne BIM möglich, wenn Planungsabläufe vernünftig strukturiert werden – und wenn sich die Planungsaufgabe nicht ständig ändert, obwohl bereits gebaut wird. Das beweisen die weit überwiegenden erfolgreichen Vorhaben, die Planer jeden Tag in Deutschland fertig stellen.

Zwei Typen von BIM-Modellen werden diskutiert. Bei beiden bedarf es eines Planers, der die Beiträge aller Beteiligten zusammenführt. Im ersten Fall planen tatsächlich alle am Bau beteiligten im gleichen digitalen Modell. Im zweiten Fall wird jeder Beitrag separat geplant und zu festgelegten Zeitpunkten werden diese in einem gemeinsamen Modell zusammen geführt. Letzteres kommt der Struktur des deutschen Planermarktes und seiner Kleinteiligkeit entgegen und wird sich daher voraussichtlich auch durchsetzen.

Über die Rahmenbedingungen, die sich aufgrund von BIM verschieben, wird viel diskutiert. Stichworte sind hier die technischen Schnittstellen der Planungsprogramme, Fragen der Vergütung (wenn Planungsleistungen viel früher erbracht werden) oder Fragen der Haftung. All diese Probleme werden gelöst werden, wenn sich der Aufwand finanziell lohnt.

Jeder einzelne kann und muss in seiner Praxis letztlich aber gar nichts anderes tun, als in Punkto Software auf der Höhe der Zeit sein und – wann immer möglich – erste Erfahrungen zu sammeln. Für Innenarchitekten gilt dies ebenso wie für die Hochbaukollegen. Im Schiffsbau beispielsweise werden Verfahren, die vergleichbar mit BIM sind, bereits eingesetzt und auch Innenarchitekten planen in diesen zu Ende, bevor gebaut wird. Elektronische Datenverarbeitung hat die Planung bereits stark verändert und sie wird dies weiterhin tun.

Der Herausforderung wird man sinnvollerweise nicht gerecht, indem man sie zu verhindern versucht. Die wesentliche Frage ist, wie Planer eine Rolle übernehmen können, die deren Potential ausschöpft und gut bezahlt wird. Wie kann der Prozess dahingehend gestärkt werden?

Ein Ziel muss sein, dass Planer dafür verantwortlich sein sollten, die Informationen aller Beteiligten zusammen zu führen – und nicht Software-Spezialisten. Außerdem muss immer wieder auf die erheblichen Kosten für Software und Fortbildung hingewiesen werden, wenn es um Fragen Honorierung geht. Zu Recht wird eine Gefahr darin gesehen, dass BIM große Bürostrukturen voraussetzen könnte. Schließlich bedeuten viele Beteiligte einen erhöhten Koordinierungsaufwand. Diese Anstrengung wird aber unternommen werden müssen. Und wenn dem so ist: liegt darin womöglich ein erhebliches Potenzial für kleine Bürostrukturen für eine bessere technische Anbindung?

Constantin von Mirbach, BDIA Bundesgeschäftsführer