Der Stellenwert guter Innenarchitektur trat während der letzten Wochen mit den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen zutage. Wir finden: Das birgt enorme Chancen!

Die Menschen merken im Büro und Zuhause so deutlich sie selten zuvor, dass gut gestaltete Innenräume einen hohen Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität haben. Die jetzt neuen Abstandsregeln am Arbeitsplatz, in Restaurants oder Kinos bergen viele neue Möglichkeiten hinsichtlich kluger Gestaltung. Gute Innenarchitektur schafft unverwechselbare und auf die jeweiligen Anforderungen der Nutzer zugeschnittene Innenräume.

Bundesarchitektenkammer und Bundesstiftung Baukultur haben am 26. Mai 2020 einen » Vier-Punkte-Plan vorgelegt, wie die Planungs- und Bauwirtschaft ihren Beitrag leisten kann, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu bewältigen: Sie kann eine unmittelbare konjunkturelle „Lokomotivfunktion“ übernehmen, bei der eine direkte, dauerhafte Wertschöpfung überwiegend in der Region bleibt und vor allem kleine und mittlere Unternehmen gestärkt werden.

Die Planungs- und Bauwirtschaft kann eine unmittelbare konjunkturelle Lokomotivfunktion übernehmen, die gerade kleine und mittlere Unternehmen stärkt.

Make Room For Distance

Schaff dir Raum im passenden Abstand. Grafik: © bdia

Eine gemeinsame Umfrage von Bundesarchitektenkammer (BAK) und Bundesingenieurkammer (BIngK) von April zeigt, dass sich Innen-/ Architekturbüros auf wirtschaftlich schwierige Zeiten einstellen. Der Berufsstand wird vor allem von nachgelagerten Effekten betroffen sein.

Über 6.000 Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen haben an der Umfrage von BAK und BIngK teilgenommen.

Die meistgenannten Probleme stellen abgesagte oder zurückgestellte Aufträge dar (52%), Verzögerungen im Genehmigungsprozess durch eine unterbesetzte öffentliche Verwaltung (41%) sowie Störungen auf der Baustelle (34%).

Ab dem 2. Halbjahr 2020 rechnen Architekten und Ingenieure insgesamt mit einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und finanziellen Einbußen. Innenarchitekten sind jetzt schon am stärksten betroffen.

58% der befragten Büroinhaber stellen zum Zeitpunkt der Befragung negative wirtschaftliche Folgen für das eigene Büro fest oder können diese absehen. Besonders häufig betroffen sind Büros für Innenarchitektur (79% gegenüber Anteilen zwischen 47% und 57%).

Auch der bdia hat seine Mitglieder Ende April in einer Umfrage befragt. Es wurden offene Fragen formuliert, um ein Stimmungsbild zu erhalten. Die Umfrage ist daher nicht repräsentativ, sondern zeigt Trends und Themen auf, mit denen sich bdia Mitglieder konfrontiert sehen. Die Antworten spiegeln die Ergebnisse aus der BAK-/ BingK-Umfrage wieder. Viele sind von Auftragsverschiebungen und Stornierungen betroffen. Vor allem Aufträge aus den Branchen Gastronomie, Messebau, Retail und Hotellerie sind stark zurückgegangen oder wurden storniert bzw. bis auf Weiteres auf Eis gelegt.

Die finanziellen Hilfen der Bundesregierung wurden größtenteils positiv aufgenommen, doch müssen diese unbedingt über den Mai hinaus zur Verfügung stehen.

Wie alle Planerberufe fürchten auch die Innenarchitekt*innen, dass sie von zeitverzögerten Effekten betroffen sein werden: Wenn laufende Aufträge beendet sind und keine neuen reinkommen. Vereinzelt berichten bdia Mitglieder aber auch, dass sie als Solo-Selbständige teils schlechte Erfahrungen bei Ämtern gemacht haben, wenn es um konkrete Nachfragen für finanzielle Unterstützung ging.

Weitere Ergebnisse in den bdia Nachrichten in der Juni-Ausgabe der AIT

Eine detaillierte Auswertung der Antworten der befragten Innen-/Architekten*innen finden Sie hier. (PDF-Dokument)

Eine detaillierte Auswertung der Antworten zzgl. Differenzierung nach Bundesländern finden Sie hier. (PDF-Dokument, 522.2 KB)