Nominierter 2023

Entwurfsverfasser: Moritz Köhler, Innenarchitekt bdia
Projekt: “Japanisches Restaurant Ōkyū” in Stuttgart

Beteiligt: Rene Rauls, Virginia Debler
Büro: Studio Komo

Über die Jahrhunderte haben sich in der japanischen Tempelarchitektur unterschiedliche Stile entwickelt. Das japanische Restaurant Ōkyū ist an den „Eklektizistischen-Stil“ den sogenannten setchū-yō angelehnt. Die Planer*innen haben dazu klassische Elemente traditioneller Tempelarchitektur aufgenommen, neu interpretiert und auf die Bedürfnisse einer gehobenen Erlebnisgastronomie angepasst. Im Planungsprozess kamen weitere Einflüsse der japanischen Kultur hinzu, so inszenieren Noren – traditionelle japanische Leinenvorhänge – die Decken und auch die Poesie hat Einzug gehalten. Haikus sind japanische Kurzgedichte mit maximal 17 Silben, sie zieren den Innenraum an unvermuteten Stellen. Besonders prägnant für den teilweise fast fünf Meter hohen Raum sind die Formsteinwände. Diese haben die Innenarchitekt*innen aufwändig mit roter Keramikglasur bearbeiten lassen. Um den Effekt der glasierten Formsteinwände noch zu verstärken, wurden die Wände dahinter verspiegelt, ebenfalls in Rot. Mit diesem gestalterischen Trick entsteht ein subtiler Infinity-Effekt und die Grenzen des Innenraums scheinen zu verschwimmen. In den Kontext der neuen Gastronomie galt es zudem die Fassade der alten Calwer-Passage zu integrieren. Heute verschmilzt sie perfekt mit dem Neubau im Inneren und bildet mit diesem eine ehrliche Symbiose. Besonders charakteristisch sind im Ōkyū die Tische (eine grafische Anspielung an die japanische Flagge) die eigens für dieses Projekt entworfen wurde.


Fotografie: Philip Kottlorz
Text: Rene Rauls