Digitalisierung wird Mehrwert.

Digitalisierung wirkt sich auf alle Sektoren und Lebensbereiche aus, bietet zahlreiche Chancen und stellt Bürger, Unternehmen und politische Akteure immer wieder vor neue Herausforderungen. Aufzuhalten ist dieser Prozess nicht mehr. Er transformiert unseren Alltag in rasanter Geschwindigkeit – und unseren Beruf.

Der digitale Wandel fordert Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seit Jahren. Von der Planung über die Realisierung und den Betrieb bis zum Rückbau kann die Digitalisierung vielfältige Potenziale, Ansätze und neue, vor allem effizientere Lösungen mit sich bringen. Für die Planungspraxis steht die BIM-Methodik derzeit im Vordergrund. Bei aller Dynamik des technischen Fortschritts gilt es allerdings auch, Bewährtes zu erhalten. Dazu gehören die rechtlich verankerte Eigenständigkeit von Planung und Ausführung ebenso wie die losweise Vergabe von Planungs- und Bauleistungen.

Die BIM-Methode findet natürlich auch in der Innenarchitektur und der Planung von Innenräumen – im Neubau und Bestand – Einzug. So können in Gebäudemodellen verschiedene Szenarien für Grundrisse und Schnitte geprüft und analysiert werden. Dabei können Veränderungen, auch in großen Massen, material- oder gewerkebezogen schnell erfasst werden. Am Modell lassen sich auch verschiedene Analysen wie die Verschattungen im Innenraum oder Raumausrichtungsanalysen simulieren. In einem digitalen Gebäudemodell kann man Projekte virtuell bis ins kleinste Detail nachvollziehen.


Fortbildung für die neuen Alltagsprozesse

Um Architekt*Innen, Innenarchitekt*Innen, Landschaftsarchitekt*Innen und Stadtplaner*Innen beim Transfer in den neuen digitalen Alltag zu unterstützen, hat die Bundesarchitektenkammer (BAK) ein eigenständiges Referat Digitalisierung gegründet. Die Fachgremien der BAK, wie die Steuerungsgruppe Digitalisierung unter der Leitung des BAK-Vizepräsidenten und Innenarchitekten Martin Müller, hat aktuell  zahlreiche Praxisthemen wie „Digitalisierung und Bauen im Bestand“, „Digitale Planung in der Hochschulausbildung“, „Digitaler Bauantrag“, „BIM-Büroimplementierung“ und „Schutz der Immaterialgüterrechte (IP) und des Know-How“ identifiziert.  Doch um bei den zukünftigen Alltagsprozessen die Oberhand zu behalten, sind umfassende Fortbildungen notwendig.

Der Erfolg der BIM-Methodennutzung steht und fällt mit dem reibungslosen Datenaustausch zwischen allen an Planung und Bau Beteiligten. Dies gelingt vor allem durch einheitliche Standards, die gemeinsam entwickelt und genutzt werden. Diese Standards und der dazugehörige Wissenstransfer bilden einen Schwerpunkt bei den Weiterbildungsangeboten der Akademien der Architektenkammern. Der erfolgreiche Basiskurs „BIM in der Architektur“ nach dem BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern steht allen Interessierten offen. Er umfasst einen dreitägigen Lehrgang und wird bundesweit in den Akademien der Länderkammern sehr stark gebucht.


Der digitale Bauantrag kommt 2022

Die Digitalisierung betrifft auch in hohem Maße die Bauverwaltungen. Darin liegt die Chance, dass zum Beispiel Bauantragsverfahren beschleunigt und vereinfacht werden können. Mit dem neuen Onlinezugangsgesetzes haben sich Bund und Länder verpflichtet, bis spätestens 2022 ihre Verwaltungsleistungen auch elektronisch anzubieten.

Dabei spielt auch der BIM-basierte Bauantrag eine Rolle. Derzeit läuft im Rahmen der Forschungsinitiative ZukunftBAU des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ein Forschungsprojekt „BIM-Basierter Bauantrag“. Die Bundesarchitektenkammer begleitet das Projekt, welches Modellsimulierungen, Rahmenbedingungen und Prüfregeln für das zukünftige digitale Genehmigungsverfahren erforscht.

 Architekt*Innen, Innenarchitekt*Innen, Landschaftsarchitekt*Innen und Stadtplaner*Innen bleiben Ideengeber, Gestalter und Qualitätssetzer – ob im analogen oder im digitalisierten Kontext. Innen-/ Architektur ist die Erschaffung von Lebensräumen und verlangt Feingefühl und Verstand, um den Lebensgewohnheiten des Menschen gerecht zu werden. Klar ist: Die Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss einen klaren Mehrwert für alle an Planung und Bau Beteiligten bieten. Doch nur, wenn wir uns mit den neuen Methoden auseinandersetzen, können wir deren Entwicklung mitgestalten.
Gabriele Seitz, Referatsleiterin Digitalisierung, Bundesarchitektenkammer