Die General Assembly des ECIA (European Council of Interior Architects) am 14. September in Luzern war geprägt von den Berichten zum Stand des BSCP (Building on Connections for a Stronger Profession) Förderprojektes der EU.

Zusammengefasst zielt das Förderprojekt darauf ab, den ECIA zu professionalisieren, den Berufsstand der Innenarchitektur auf allen Ebenen zu stärken und die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung des Berufs, insbesondere im Zusammenhang mit dem europäischen “Green Deal” und der “Neuen Europäischen Bauhaus”-Initiative, zu erhöhen.

 

Zu den einzelnen Projekten:

1: Spider Models Research

Die Studie der Universität Antwerpen ist abgeschlossen und bietet nun eine wissenschaftliche Basis für die Verbände, die Regulierung unseres Berufs im Europäischen Vergleich zu betrachten und dann Schlüsse für weitere Aktionen abzuleiten. Die Tatsache, dass der Beruf der Innenarchitekt*innen in Deutschland am ausgeprägtesten reguliert ist, gibt unserem Land eine Vorbildfunktion und eine Aufgabe, die anderen Verbände in ihrem Bestreben zu unterstützen, den Berufsstand durch klare Regeln zur Ausbildung, zum Titelschutz und zur rechtlichen Absicherung zu stärken. Was Deutschland wiederum von anderen europäischen Ländern lernen kann, ist die Ausrichtung des Berufsstandes hin zur Theorie und die Professionalisierung der Ausbildung auf das Niveau von Promotionen, zur Erlangung eines Doktortitels oder PhD.

Ein Fernziel, welches durch die Studie und deren Ableitungen näher gekommen ist, liegt in der Listung des Berufs der Innenarchitektin und des Innenarchitekten in der Berufsanerkennungsrichtlinie 2005/36/EG in der geänderten Fassung durch die Richtlinie 2013/55/EU der EU. Doch der Weg ist noch lang und die Lobbyarbeit in den Ländern, die die Voraussetzungen noch nicht erfüllen, ist zeitaufwändig.

„Für eine Änderung oder Ergänzung der Mindestanforderungen für die Berufsausbildung (z. B. für Innenarchitekt*innen) gemäß Artikel 49 der Berufsanerkennungsrichtlinie, müssen mindestens fünf Mitgliedstaaten einen gemeinsamen Antrag stellen. Dieses Quorum dient dazu, sicherzustellen, dass eine bedeutende Anzahl von Ländern das Anliegen teilt, bevor eine Änderung auf europäischer Ebene in Betracht gezogen wird.“

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2: Growing the Network

In Luzern wurde der Verband der Innenarchitekt*innen aus Polen, SAW (Stowarzyszenie Architektow Wnętrz), mit 100% Zustimmung in den ECIA aufgenommen. Ebenso der Verband aus Irland, IA (The Interiors Association Ireland). Der Polnische Verband hat durch eine sensationelle Präsentation Begeisterung hervorgerufen. Deren Mitglieder sind in einem Kompendium dargestellt, welches als Coffee Table Book mit etwa 10kg ein grafisches und inhaltlich herausragendes Werk ist.

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3: Exchanging Knowledge

„Wissen ist die einzige Währung die sich vermehrt, in dem man sie teilt“. Dies ist wohl eine treffende Bezeichnung für den ATLAS, eine digitale Enzyklopädie des Wissens um die Innenarchitektur. Ein ausgefeiltes Ordnungs- und Filtersystem macht das Wissen leicht verfügbar. Die „Bibliothekarin“ Miriam Dreyer sorgt dafür, dass alle neuen Einträge entsprechend integriert werden. Neben den Sammlungen von Texten wird der Wissensspeicher auch mit Podcasts und Videos aufgefüllt. Dazu wurde ein Format von Expert*innen Gesprächen ins Leben gerufen. Dr. Silke Langenberg von der ETH Zürich hat im September den Anfang gemacht: Ein inspirierender Vortrag über das Reparieren als Methode des Bauens im Bestand.

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4: Interior Architecture Prize

Der Europäische Innenarchitekturpreis wird am 24.04.2025 in Oslo bei der hybriden Konferenz zur Theorie der Innenarchitektur vorgestellt. Gesucht wird die zukunftsweisendste Innenarchitektur Europas.

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5: Promoting the Charter

Im Rahmen der Konferenz in Oslo mit dem Titel SUBSTANCE – Research in Interior Architecture werde ich zusammenfassend aus den drei folgenden Themensträngen einen Ausblick zur Anwendung der ECIA Charta in der Innenarchitekturausbildung geben.

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Die Konferenz besteht aus drei Panels, die aufeinander folgend organisiert sind:

Panel 1 – ESSENCE,

Wortbedeutung: Die inhärente Natur oder unverzichtbare Eigenschaft von einer Sache, insbesondere einer abstrakten Sache, die seinen Charakter bestimmt.

= Grundlagen Wissen

 

Panel 2 – FRAMEWORK,

Wortbedeutung: Eine wesentliche tragende Struktur eines Gebäudes, eines Fahrzeugs oder eines Gegenstands.

= Rahmenbedingungen zur Anwendung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis. Schaffung eines Bewusstseins für wissenschaftliche Forschung in der Innenarchitektur. Hilfestellung zur Auffindbarkeit von Wissen.

 

Panel 3 – DISCOURSE,

Wortbedeutung: Schriftliche oder mündliche Kommunikation oder Debatte.

= Antwort auf folgende Fragestellungen: Wie bringen wir einen wissenschaftlichen Diskurs in Gang? Wie können Hochschulen in Europa besser zusammenarbeiten und wie können Promotionsprogramme in allen Europäischen Ländern eingerichtet werden?

 

 

6: Representing the Network

Hierzu sind drei Positionspapiere im Auftrag. Ein erstes wurde in Luzern vorgestellt:

ECO– RESPONSIBILITY IN INTERIOR SPACE CONCEPTION

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Neben diesen Themen gab es ein umfassendes Besichtigungsprogramm, bei dem unter anderem ein nahezu unbekanntes Juwel, die Pius Kirche in Meggen, erlebt werden konnte. Die Wucht des transluzenten Steinraums wurde durch ein Stück Orgelmusik emotionalisiert und hat alle Besucher*innen im Innersten berührt. Abschließend fuhren alle mit dem Linienschiff zurück zum Bahnhof Luzern, um sich wieder in alle Winde zu zerstreuen.

 

Autor: René Pier, Innenarchitekt bdia


Impressionen der Vollversammlung (mit dem Klick auf ein Foto öffnet sich die Galerie):