“Energiewende – Gebäudeeffizienz – Energieeinsparung” von Constantin von Mirbach, BDIA

Die Energiewende ist erklärtes Ziel der Bundesregierung und der europäischen Kommission. Bis zum Jahr 2050 soll der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen um 80% im Vergleich zu 1990 verringert werden. Eine Zwischenetappe auf diesem Weg soll eine Reduktion der Emissionen um 40% bis zum Jahr 2020 sein. Die bundesdeutschen Klimaziele gehen regelmäßig über das hinaus, was im europäischen Kontext gefordert wird. Doch die bisherigen Einsparbemühungen zur Erreichung der nationalen Ziele sind nicht ausreichend, dies hat ein aktuelles Gutachten, dass das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat, noch einmal deutlich gemacht.
Im Stromsektor werden die Ausbauziele aller Voraussicht nach übertroffen. Einsparungspotenziale gibt es nach dem Gutachten neben der Energiewirtschaft und der Industrie vor allem im Bereich der Wohngebäude und dort im Gebäudebestand.

Zum Ende des Jahres will Bundesminister Gabriel einen „Sanierungsfahrplan“ vorlegen, der detailliert aufzeigen soll, wie die Lücke zwischen Plan und Wirklichkeit geschlossen werden kann. Im Rahmen des sogenannten Aktionsprogramms 2020 können sich die Verbände an der Erarbeitung des Sanierungsfahrplans beteiligen.

Einerseits ist es wichtig, dass sich auch der BDIA in diesen Prozess einbringt, andererseits gilt es zu erkennen, wo sich möglicherweise Chancen für den Berufsstand ergeben.

Bereits jetzt können sich InnenarchitektInnen in die Liste der Energieeffizienz-Expertenliste des Bundes eintragen lassen, wenn sie die geforderten Qualifikationsnachweise erbringen. Die Eintragung ist seit dem 1. Juni 2014 Voraussetzung für Leistungen, die im Zusammenhang mit den Förderprogrammen des Bundes stehen (die vereinfachte Eintragung für Personen, die bereits eine Weiterbildung gemäß BAFA-Richtlinie absolviert haben, läuft zum 30. September aus!).
Es besteht auch die Möglichkeit, sich zum staatlich anerkannten Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz bestellen zu lassen.

Der BDIA bietet in diesem Jahr ein Grundlagenseminar an, in dem – über die bautechnischen Inhalte hinaus- vermittelt werden soll, wie ein Start in dieses Aufgabengebiet oder eine zusätzliche Qualifizierung aussehen können. Darüber hinaus soll eine Möglichkeit geschaffen werden zu einem Austausch zwischen erfahreneren Kollegen und solchen, die es werden wollen.

Die Energiewende muss geplant werden!
Der BDIA bringt sich unter anderem als Mitglied der Gebäude-Allianz in die Diskussion zum Sanierungsfahrplan mit ein. Die Gebäude-Allianz ist ein Zusammenschluss mehrerer Verbände, die das Interesse verbindet, die Energiewende mitzugestalten.

Innenarchitektinnen und Innenarchitekten bieten Fähigkeiten, deren Bedeutung für eine erfolgreiche Energiewende stärker ins Bewusstsein aller Entscheidenden treten muss. Wie sieht ein möglicher Beitrag durch Innenarchitekten aus?
Bei einem Termin zur Entwicklung des Sanierungsfahrplans im Bundeswirtschaftsministerium wurde unter anderem festgehalten, dass „gebäudeindividuelle und nutzerorientierte Sanierungspläne“ ein wirksames Mittel zur Energieeinsparung sein können und dass als „besonders wichtige Faktor auch das Nutzerverhalten einbezogen werden muss“.
Innenarchitekten stellen den Menschen in den Vordergrund. Sie beschäftigen sich täglich mit der Frage, wie das von Ihnen zu Planende genutzt werden wird.
Dieser Aspekt wurde bislang stiefmütterlich behandelt, wenn darüber diskutiert wird, wie sich Energie einsparen lässt, hier zeichnen sich möglicherweise Potentiale ab.
Der Fokus liegt bislang stark auf vermeintlich einfachen technischen Lösungen, wie zum Beispiel Dämmung oder Gebäudetechnik. Die baulichen Risiken und Umweltprobleme, die sich beispielsweise aus der Dämmung ergeben können, werden darüber hinaus nicht ausreichend besprochen. Jeder Ansatz hat eine Berechtigung. Es gilt aber die Vielzahl an Möglichkeiten intelligent zusammen zu führen und dafür bedarf es einer Einbindung geeigneter Planer.

Ein Begriff, der im Diskurs ebenfalls bislang ebenfalls nur leise anklingt ist die Suffizienz. Gemeint ist damit die Veränderung des Verhaltens der Nutzer von Wohngebäuden in Richtung einer Reduktion. Kreative intelligente Gestaltung von Wohnraum ist der Weg zu dieser Reduktion von Wohnflächenbedarf. In der Folge kann dies substantiell Energie sparen-auch wenn Wohnflächenreduktion sicher bislang nicht im gesellschaftlichen Trend liegt.

Der verantwortliche Umgang mit finanziellen Ressourcen und die daraus resultierende erhöhte Wirtschaftlichkeit von energetischen Maßnahmen ist ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg der Gebäudeenergiewende. Genauso wie der Umstand, dass energetische Maßnahmen umfassend und langfristig geplant werden müssen.
Beratungsleistungen zur Energieeffizienz werden von sehr unterschiedlichen Berufsgruppen erbracht. Entscheidend ist das koordinierte Zusammenspiel der Anbieter technischer Lösungen und guter Raumplanung. Für den langfristigen Erfolg der Gebäudeenergiewende ist eine ganzheitliche Betrachtung und Abwägung vorzunehmen. Selbstverständlich können sich auch andere Berufsgruppen weiterbilden. InnenarchitektInnen sind ebenso wie andere Planer aufgrund Ihrer Ausbildung und Tätigkeit aber bestens darauf vorbereitet, die Fachplaner und einzusetzenden technischen Lösungen zusammen zu führen. Darüber hinaus sind Sie unabhängige Berater des Bauherren, wenn es um die Auswahl von Lösungen geht. Ein Aspekt, der sicher nicht zu überschätzen ist.

Constantin von Mirbach
BDIA Geschäftsführer

Erschienen AIT 9/2014