Exkursion nach Chemnitz – Europäische Kulturhauptstadt 2025

Landesmitgliederversammlung und Exkursion nach Chemnitz

Am 18/19.9.25 waren wir mit dem Landesverband Mitteldeutschland zu Gast in der europäischen Kulturhauptstadt. Das Wetter belohnte uns und so waren die 2 Tage wunderbar für das Endecken und das Aufnehmen von Informationen. Wir haben gute Gespräche miteinander gehabt und das ist vielleicht das Wichtigste. Die Zeit war viel zu kurz, es gibt in Chemnitz noch so viel zu entdecken.

Chemnitzer Stadtbad
Der Historiker Peer Ehmke führte durch die Sonderausstellung „Die neue Stadt“ im Schlossmuseum Chemnitz

Wir begannen unsere Tour am 18.9. im Schlossbergmuseum. Der Historiker Peer Ehmke führte durch die Sonderausstellung „Die neue Stadt“. Die Ausstellung verfolgt die nur wenige Jahrzehnte währende, aber intensive Epoche als »Karl-Marx-Stadt« mit besonderem Fokus auf die Entwicklungen im Städtebau und in der Architektur. Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für die schwer zerstörte Industriestadt Chemnitz in mehrfacher Hinsicht ein Neubeginn:
1949 entstand die DDR, 1952 wurden die Länder aufgelöst und zwölf Bezirke als neue Verwaltungsstruktur geschaffen. Chemnitz erhielt dabei nicht nur den Status einer Bezirkshauptstadt, sondern wurde 1953, auf Beschluss der Staatspartei SED, auch umbenannt. Mit dem Namen des Philosophen und kommunistischen Vordenkers Karl Marx wies man der Stadt – beabsichtigt oder nicht – eine Rolle als »sozialistische Musterstadt« zu. Die Spezifik der politischen Verhältnisse spielt dabei eine wesentliche Rolle, das lokale Geschehen war gleichzeitig aber auch Teil der internationalen »Nachkriegsmoderne«. Systemübergreifend wurden die Zerstörungen des Krieges als Chance für einen architektonischen und städteplanerischen Neubeginn gesehen, als Möglichkeit, schon länger existierende Ideen und Reformvorstellungen zu realisieren. Die in den Nachkriegsjahrzehnten international verbreitete Offenheit für Neues fand ihren Ausdruck in einem besonderen Lebensgefühl, in der Begeisterung für technische Visionen, im Design oder in der Mode. Die Ausstellung lässt die Welt der Plattenbauten, Hochstraßen, Kosmonauten und Kunststoffe wieder lebendig werden, spart aber auch Wiedersprüche und die Wirklichkeit im »real existierenden Sozialismus« nicht aus.

Besuch in „die fabrik“ Chemnitz

Landesmitgliederveranstaltung in „die fabrik Chemnitz“

Stadt-Spaziergang: Wir laufen über den Kaßberg zur „Die Fabrik“. Nach einer interessanten Führung durch das sanierte Industrieareal werden wir köstlich bewirtet. Das war eine gute Grundlage für unsere Landesmitgliederversammlung. Katrin Köstler führte gut vorbereitet durch die Themen.

Am nächsten Tag, den 19.9., starten wir wieder zu Fuß mit Ziel „Hartmannfabrik“. Wir haben wunderbares Wetter und haben nun die Möglichkeit, einige Gebäude und Stadtstrukturen wie zur Ausstellung „Die neue Stadt“ thematisiert, zu begreifen. Auf dem Weg streifen wir das „smac“, die „Universitätsbibliothek“, den Nischel (Karl Marx Monument), das Kongress-Hotel, das Stadtbad …

Die Hartmannfabrik fungiert in 2025 als Besucherzentrum der Europäischen Kulturhauptstadt.
Barbara Graupner und Marta Quillis erklären einige Eckpunkte zur baulichen Sanierung und innenarchitektonischen Planung des Gebäudes.

Das neue Besucher- und Informationszentrum in der Hartmannfabrik Chemnitz
Besuch in der Villa Esche / Foto: Ralf Kunz
Eingangshalle der Villa Esche / Foto: Ralf Kunz

Weiter geht es zur Villa Esche, welche 1902 vom belgischen Architekten und Künstler Henry van de Velde für den Chemnitzer Textilunternehmer Herbert Esche entworfen wurde. Beate Düber führte uns durch die Geschichte des Hauses, zeigte die Beziehung der Familie zu van der Velde und zu Munch auf. Henry van der Velde gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den gefragtesten Künstlern Europas. Mit dem Ziel, Funktion und Ästhetik in Einklang zu bringen, strebte er eine künstlerische Reform aller Lebensbereiche an. Wir erleben eine sehr interessante Führung an einem heißen Spätsommertag. Nach dem gefüllten Programm werden wir mit einem wunderbaren Essen im Garten des Restaurant Villa Esche belohnt.

Der Ausklang findet im Wirkbau statt, einem weiteren Areal aus der Zeit der Industriealisierung mit neuem Nutzungskonzept. Hier sind Unternehmen, Galerien, Gastronomie eingezogen. Christian Bähr führte uns zu einem Haupmieter.
Beachtenswert ist der Uhrenturm des Architekten Erich Basarke aus dem Jahre 1927, welcher mit seiner einzigartigen Art Deco Gestaltung eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Chemnitz ist.
Mit Blick auf Diesen endete unsere Exkursion auf der neu errichteten Dachtlandschaft im Wirkbau.

Ein Beispiel für gelungene Revitalisierung: Wirkbau Chemnitz