24.04.2009, Girsberger lädt nach Bützberg ein

April 2009 – Girsberger lädt nach Bützberg ein

Die Einladung des Unternehmens Girsberger am Freitag, 24.04.09 nach Bützberg, Schweiz, klang
sehr verheißungsvoll. Deshalb entschloss ich mich, meinem freien Tag dazu zu nutzen, an dieser vom
BDIA und AKBW initierten Veranstaltung teilzunehmen.
Bützberg? Wo liegt DAS denn? Jemand sagte: „Zwischen Zürich und Bern, am Ende der Welt…“.
Tatsächlich war die Abfahrtszeit des von Girsberger gesponserten, kostenlosen Shuttlebuses um 5:30
morgens vom Parkplatz des Stuttgarter Fernsehturms dazu geneigt, diese Aussage zu bestätigen.
Pünktlich waren um 5:33 alle Stuttgarter Teilnehmer und der luxuriöse Reisebus abfahrbereit. Die
nachfolgenden Zusteigemöglichkeiten waren in Pforzheim, Ettlingen und Baden-Baden. Beim
Freiburger Einsammelstopp verteilte Frau Mitschele-Mörmann mitgebrachte Brezeln, worüber sich die
rund 20 Businsassen enorm freuten.
Durch die schöne Schweiz fanden die netten Busfahrer den Weg nach Bützberg, so dass wir um kurz
nach 10:00 auf das Firmengelände einfuhren. Hier wurden wir in der eindrucksvollen 600m²
Eingangshalle des Unternehmens unter anderem von Herrn Stebler (Geschäftsführung Girsberger
AG) und von Herrn Mayer (Vorsitzender BDIA BW) herzlich willkommen geheißen. Das erste Gettogether
mit den Kollegen aus der Schweiz, Österreich und Frankreich, der Firma Girsberger und uns
gestaltete sich sehr entspannt bei einem Frühstücks-Snack.
In zwei Gruppen aufgeteilt, und unter der kompetenten Leitung von Herrn von Känel (Leitung Prod. +
Logistik, Qualitäts- und Umweltmanagement) und Herrn Suter (Leitung Customized Solutions),
besichtigten wir nun die Werkstätten für Massivholz-, Metall- und Ledermöbel. Los ging es bei der
Holztrockung, hier wird auf eine Holzfeuchte von 8% getrocknet. Es wird bei der Holzverarbeitung
besonders darauf geachtet, dass fast ausschließlich europäische Hölzer, momentan sehr viel Ulme,
verwendet werden. Ökologie, Nachhaltigkeit und Ethik werden bei Girsberger sowieso groß
geschrieben. Beispielsweise wird der anfallende Holzverschnitt zur hauseigenen Wärmeerzeugung
genutzt.
In der Massivholzverarbeitung sind die spezialisierten Mitarbeiter prädestiniert auf Kundenwünsche
und Einzelanfertigungen einzugehen. Hier war für mich der Slogan der Firma Girsberger,
„Leidenschaft für Perfektion-auch im Detail.“, am deutlichsten ablesbar.
Die Identifikation mit dem einzelnen Produkt entsteht durch die Einbeziehung von Kunde und
Mitarbeiter und dem hohen Verantwortungsbewusstsein des jeweiligen Mitarbeiters für seinen
speziellen Aufgabenbereich. So sucht der Einkäufer schon im Sägewerk den passenden Stamm für
das gewünschte Design einer Tischplatte aus. Mit welcher handwerklichen Präzision die
Massivholzbretter zu dem jeweils vom Kunden gewünschten „perfekten“ Bild seiner Tischplatte
zusammengefügt werden, ist beinahe unheimlich. Selbstverständlich finden hier Lacke auf
Wasserbasis oder Öle als Oberflächenfinish Verwendung.

0904Girsberger02

Auch in der Metall- und Lederverarbeitung ist das handwerklich sorgfältige und fachliche Können der
Mitarbeiter gefordert. Zum Beispiel wird auf qualitativ hochwertige Leder und deren Verarbeitung Wert
gelegt, was wir in der Polsterei und Näherei begutachten konnten. Das Fachwissen wird firmenintern
weitergeben und geschult. Handwerkliche Traditionen sowie modernste Fertigungsmethoden finden
sich in allen Produktionsbereichen. Ich erinnere mich vor allem an den CNC-Frästisch. Selbst das
Lager, sonst eher unspektakulär, machte einen super Eindruck. Später haben wir alles über das
Geheimnis der Null-Serie erfahren und die ergonomischen, formschönen Sitzmöbel bewundert.
Abschluss der Führung war das Holzlager im Aussenbereich.
Für mich war die Konzentration auf die Arbeit, sprich: Ruhe, Sauberkeit und Kollegialität in den
Produktionsstätten beeindruckend. Absolut lesenswert zu diesem Thema sind die
Unternehmensgrundsätze und Qualitätsverpflichtungen auf der Website von Girsberger. Bei der
Besichtigung der Produktionsstätten wurden diese Leitsätze nicht nur für mich erfahrbar.
Nun folgte um 12:15 das gemeinsame Mittagessen, wo sich alle bunt gemischt an den einladend
gedeckten Tischen in der Empfangshalle des Verwaltungsgebäudes niederließen. Nochmal ein ganz
dickes Lob an das Catering. Besonders erwähnen möchte ich die hervorragende Rübli-Torte.
Kaum war dann der Kaffee ausgetrunken, ging es nach einem Vorwort von Herrn Barascud
(Verkaufsleitung Deutschland) mit dem ersten Vortrag des Nachmittags über Customizing Solutions
von Herrn Suter weiter. Nachvollziehbar und multimedial verdeutlichte Herr Suter die Vorgehensweise
bei effizienten, kundenspezifischen Möbellösungen mit der Vorgehensweise beim Kochen.
Im Anschluss folgte der Vortrag von Herrn Professor Schricker zum Thema „ Handwerk und
Architektur“. Die anschauliche Einleitung handelte über die sinnliche Wahrnehmung von Räumen und
knüpfte an das Jubiläum „80 Jahre Bauhaus“ an. Er erläuterte den Wandel des Bauhauses, dessen
Wurzeln in der Kunst lagen, hin zur Industrie. Prof. Schricker zeigte den Gedanken des Bauhauses
auf, dass die Gestaltungsqualität zur Lösung sozialer Bedürfnisse durch industriell gefertigte
Massenprodukte beitragen kann. Diese Erfahrung, angewendet im Bauen, führte zu neuen Strukturen.
Konsequenzen waren beispielsweise die heute in der Kritik stehenden Plattenbauten. Das Ziel, in
kurzer Bauzeit viel Wohnraum zu realisieren, führte zu einem Mangel an sinnlicher Wahrnehmbarkeit
und Individualität der gebauten urbanen Umwelt. Dort entstehen heute soziale Brennpunkte.
Ausdrücklich betonte Prof. Schricker die Verantwortung des Planers, die „Sinnlichkeit“ der Räume in
die Planung einzubringen. Um dies zu verdeutlichen sahen wir einen Film, in dem die Vision des
Planers und der Alltag des Nutzers gegenübergestellt wurden.
Zur Eröffnung der Ausstellung „BDIA Innenarchitekturpreis 2008“ folgte nun eine Multimedia-
Präsentation der im Showroom von Girsberger ausgestellten Arbeiten. Die durchweg sehenswerten
Projekte gingen mit dem hochwertigen Möbeldesign eine harmonische Symbiose ein.
Der folgende Vortrag von Frau Medici von Medici-Architekten über „Denkmalschutz und Moderne bei
Girsberger“ fesselte nochmals alle Zuhörer. Frau Medici erläuterte die Zusammenhänge zwischen der
dereinst bahnbrechenden Architektur der „alten“ Produktionsstätten, den späteren Ergänzungen und
Erweiterungen, und dem von ihr gestalteten Neubau des Verwaltungsgebäudes der Girsberger
Holding. Die Umsicht mit der vorgegangen wurde um die vorgegebene Formensprache und deren
moderne Interpretation am Neubau, in das heutige CD von Girsberger einzubinden, machte großen
Eindruck auf mich.

0904Girsberger01

Der letzte Programmpunkt war einer sportliche Aktivität vorbehalten: dem Hornussen.
Was das ist? Sie waren offensichtlich nicht mit bei Girsberger in Bützberg! Und Ihr Allgemeinwissen
hat Schweizer Volkssportarten spontan auch nicht abrufbar?! Da empfehle ich im Internet bei
Wikipedia unter „Hornussen“ nachzuschauen.
Der Präsident der Hornussergesellschaft Graben, Herr Gränicher, und einige Vereinsmitglieder
empfingen uns am späten Nachmittag auf ihrem Vereinsgelände in Graben. Als erstens bekamen wir
einen Einblick darin, was Hornussen ist. Auch Swiss Golf genannt, ist es im Gegensatz zu Golf ein
Mannschaftssport. Nach dem Umtrunk zum Mut machen und einer Stärkung in Form von Schweizer
Käsekuchen, einem hervorragenden Bauernzopf, einem salzigen Hefezopf mit Speck, und anderen
Leckereien, duften wir auf das heilige Grün zum Abschlag. Hier zeigte sich schnell, wer den Nouss mit
dem Stecken, an dem der Träf befestigt ist, am besten vom Bock ins Ries schlagen konnte. Alle waren
Helden! Obwohl nur zwei Personen aus unserem Kreis wegen eines möglichen Trainer-Vertrags
angesprochen wurden! Trotz Regenschauer und eingetrübtem Wetter hatten wir dort alle soviel Spaß,
dass wir und erst gegen 18:45 vom HG Graben verabschiedeten und die Heimreise mit ein paar
Flaschen Wein antraten.
Die Rückfahrt gestaltete sich dank des regen Austauschs von Eindrücken sehr kurzweilig. Nachdem
unser Shuttlebus an allen Haltestationen die jeweiligen Passagiere ordnungsgemäß abgesetzt hatte,
erreichten wir den Parkplatz des Stuttgarter Fernsehturms um 22:30.
Es war zwar ein langer Tag, aber das gute Gelingen und die vielen Eindrücke, die wir mitgenommen
haben, machen alles wieder wett. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an das
Unternehmen Girsberger und alle weiteren Beteiligten, die zu diesem gelungenen Tag beigetragen
haben.

Julia Rücker