“Innenarchitektur ist interdisziplinär, vor allem bei Wettbewerben.” von René Pier, Schienbein + Pier, Stuttgart

Schienbein und Pier, Stuttgart: Hotel S'Bürgle, Reichenau; Foto: Ivan Bagaev
Hotel s’Bürgle, Reichenau; Foto: Ivan Bagaev
Brandschutz meets Rennaissance im Hotel s'Bürgle, Reichenau; Foto: Ivan Bagaev
Brandschutz meets Rennaissance im Hotel s’Bürgle, Reichenau; Foto: Ivan Bagaev

Wettbewerbe sind wichtig, denn wir können dadurch unsere Auffassung als Gestalter innerhalb des Diskurses zur Baukultur zeigen. Und als klassisches Innenarchitekturbüro konnten wir uns bisher bereits einige Male erfolgreich an Wettbewerben beteiligen – allerdings oft in Arbeitsgemeinschaften mit befreundeten Kollegen aus dem Hochbau. Den Zuschlag für den Umbau eines klösterlichen Gästehauses aus dem 14. Jahrhundert auf der Insel Reichenau erhielt unsere Arbeitsgemeinschaft durch den innenarchitektonischen Beitrag, da wir mit unserer umsichtigen gleichwie innovativen Haltung überzeugen konnten. Sicher ein seltenes, dafür umso schöneres Beispiel dafür, dass Architekten durchaus auch von Innenarchitekten profitieren können. Wir brauchen ganz klar mehr Wettbewerbe, die auf innenarchitektonische Leistungen zugeschnitten sind – und wir brauchen Kolleginnen und Kollegen, die sich dieser Herausforderungen stellen.
Innenarchitektinnen und Innenarchitekten müssten bei Architekturwettbewerben und Vergabeverfahren außerdem stärker als Jurymitglieder beteiligt werden, um schon bei grundsätzlichen Entscheidungen ihre Argumente einzubringen. Die Innenarchitektur wird gerade in den ersten Planungsphasen, zu denen ja durchaus auch Wettbewerbe zählen, viel zu stiefmütterlich behandelt.
Eine erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben erfordert immer eine große Offenheit gegenüber interdisziplinären Arbeitens. Diese Kompetenzen zu entwickeln, müsste bereits in der Ausbildung ein Ziel sein. Denn Planer sind de facto immer auch Manager. Studierende sollten unterstützt werden, ihre Komfort-Zone aus reiner Konzept-Kreation auch einmal zu verlassen, um für die eigenen Ziele und Ansichten „streiten“ zu müssen. Und dabei Stärken in der Kommunikation und in der Teamarbeit zu entwickeln – über die eigenen Disziplin hinaus. Eine Fähigkeit, die nicht nur bei Wettbewerbsteilnahmen von großem Nutzen ist.

Text: René Pier, Schienbein + Pier, Stuttgart
Erschienen in der AIT 6/2015