“Material: Das Potenzial liegt in der Vielfalt” von Hannes Bäuerle, raumprobe
Mit Material werden Ideen real. Das faszinierende daran ist die Tatsache, dass wir heutzutage so viele unterschiedliche Werkstoffe zur Verfügung haben wie keine Generation zuvor. Unsere umfangreiche Ausstellung über Baumaterialien dient der kreativen Recherche, wird als Inspirationsquelle genutzt und ermöglicht das durch nichts zu ersetzende „Begreifen“ der neuesten Werkstoffe, innovativer Oberflächen bis hin zu den bewährten Klassikern. Eine gute Ergänzung ist unsere Online-Materialdatenbank mit ausführlichen technischen Informationen.
Durch die Arbeit an der Schnittstelle von Planer und Hersteller haben wir einen guten Einblick in die verschiedenen Wünsche, Ideen und Vorlieben. Um dieses Wissen allen zugänglich zu machen, erscheint der jährliche materialREPORT, in dem aktuelle Trends im Bereich Material und Farbe beleuchtet werden. Ein aktueller Megatrend, die „Individualisierung“ spiegelt sich auch im Bereich der Materialien wieder. Die „eigene“ kundenindividuelle Oberfläche erfährt eine deutlich steigende Nachfrage – vom 3D-Druck bis zur Stereolithografie.
Unter der Trendbetrachtung wird aktuell allerdings auch deutlich, dass im Bereich der Architektur und Innenarchitektur inzwischen sowohl das europäische Ausland als auch die asiatischen Länder uns in Deutschland bei der Weiterentwicklung, Anwendung und Umsetzung großformatiger 3D-Druck Anwendungen komplett überholt haben. Bei uns hingegen scheint es noch an wagemutigen Tüftlern zu fehlen: über die neue Technologie und den damit verbundenen Chancen wird zwar viel geredet, es werden dann aber doch eher kleinmaßstäbliche Modelle oder Designgegenstände gedruckt. Dass der erforderliche Maßstabssprung keine Vision mehr ist sondern bereits gebaute Realität, zeigen zahlreiche internationale Projekte. Die ersten komplett im 3D-Druckverfahren erstellen Häuserr stehen in Übersee und Asien.
Eine oft gestellte Frage an uns Materialexperten ist die Frage nach dem Material mit dem größten Potential. Unsere Antwort darauf: das größte Potential liegt in der Vielfalt an aktuell verfügbaren Materialien. Werden diese mit Kreativität, neuen Verfahrenstechnologien und Wissen gepaart, entstehen spannende Entwürfe und vermeintliche Grenzen werden verschoben, wenn nicht gar ganz aufgehoben.
Neue Materialien und Verfahren stehen uns also zur Genüge zur Auswahl. Jetzt ist es an der Zeit, mit diesen zu experimentieren und sich in unserer reglementierten Bauwelt auch auf Experimente einzulassen. www.raumprobe.de
Text: Hannes Bäuerle, raumprobe, Stuttgart
Erschienen in der AIT 5/2015