“Material ist immer Teil des innenarchitektonischen Konzepts.” von Marcus Henn, pagelhenn architektinnenarchitekt, Hilden

Zu Beginn der Planung steht das Projekt mit etlichen restriktiven Anforderungen. Nicht das Material ist entwurfsbestimmend, sondern zunächst stehen andere Dinge im Vordergrund. Ein Raumprogramm, Baurecht, die Bauphysik, die Kosten, Nachhaltigkeit und unzählige weitere Faktoren formen das Projekt und definieren den Anspruch an die zu verwendenden Materialien. Dann verbleibende, geeignete Werkstoffe werden durch das innenarchitektonische Konzept in ihrer Auswahl weiter beschränkt. Die Gestaltung durch Farben, Formen und Haptik stellen nun die Herausforderung dar.

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Neubau Pausen-, Umkleide- und Sanitärräumen, Städtischen Friedhof, Hilden (Foto: Jens Kirchner).

Der Umgang mit dieser Aufgabe setzt eine konzeptionelle Auseinandersetzung voraus. Dabei spielt die Nutzung eine vielfältige Rolle. Während es im gewerblichen Bereich oftmals unerlässlich ist, dem Anspruch der Unternehmensdarstellung durch Verwendung von CI-Konzepten und individualisierten Ausbauprodukten gerecht zu werden, so kann vor allem bei öffentlich genutzten Räumen eine gewisse Zurückhaltung ratsam sein. Während im unternehmerischen und vielleicht auch privaten Bereich gerne schrille Farben, durch moderne Techniken geformte und monolithisch gegossene oder sogar 3D-gedruckte Elemente sowie CNC-gefräste Materialien zur Anwendung kommen, ist es vor allem in Bereichen öffentlich genutzter Gebäude zum Teil angemessen, durch die verwendeten Werkstoffe einen sachlichen Rahmen zu bieten. Die Nutzung ist meist bunt und individuell genug und kommt damit gut zur Geltung. Hinzu kommt, dass der Raum mit seinen Oberflächen und Einbauten einen festen und langlebigen Rahmen bietet, der im Laufe seiner Nutzungsdauer unterschiedliche Möblierung erfahren kann, ohne, dass es dem Konzept schadet.

Bei der Gestaltung der Innenräume sorgt der Verzicht auf kräftige Farben und häufige Materialwechsel für eine wohltuende und unaufgeregte Schlichtheit. Alle Räume haben durchgängig den gleichen Bodenbelag und eine holzgeschalte Sichtbetondecke. Die Grau- und Silbertöne von Leuchten und Einbauten bilden Akzente und kontrastieren mit den akustisch wirksamen Wandschränken aus Fichtenholz. Der Raum wirkt durch die Eigenfarbe der verwendeten Werkstoffe, dabei spielen nachhaltige Materialien und der Umgang mit dem Allrounder Holz eine große Rolle.

Text: Marcus Henn, pagelhenn architektinnenarchitekt
Erschienen in der AIT 5/2015