Vorrausschauende Planung für klimaresiliente und lebenswerte Räume

Die Bauwirtschaft und der Gebäudesektor sind mit einer der Hauptverursacher des Klimawandels – jedes Jahr hat Deutschland sein Kontingent an Ressourcen früher verbraucht, welches die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann (Earth Overshoot Day).

Damit sind wir unmittelbar für die drohende Klimakatastrophe mitverantwortlich, die bereits heute auch in Deutschland Dürren, Wasserknappheit und Flutkatastrophen zur Folge hat. Weltweit häufen und potenzieren sich soziale und
ökonomische Konflikte, Ökosysteme werden zerstört. Die Welt schaut ziemlich betroffen, aber tatenlos zu.

Wir sagen, wir bauen für Menschen, vergessen aber all jene, die unter unserem ausbeuterischen System leiden. Wann fangen wir an Zusammenhänge zu erkennen? Die Auswirkungen unseres Handelns und auch die unseres Nicht-Handelns zu begreifen? Echte Nachhaltigkeit wird oft noch nicht ernst genug genommen – wird als „nice-tohave“ in der Zukunft betrachtet. Aber diese Zukunft ist jetzt.

Krisen sind oft auch Chancen, Dinge neu zu denken. Es geht nicht nur darum, wovon wir uns lösen wollen, sondern vor allem wohin wir wollen.
Wie wollen wir bauen?
Welchen positiven Einfluss kann unsere Arbeit auf unsere Umwelt und die Gesellschaft haben?
Zeitgemäße Planung darf die Herausforderungen der Zeit nicht außer Acht lassen.

Unser Berufsfeld birgt so viele Potenziale, positiven Einfluss auf das Leben von morgen zu haben. Was bedeutet, Abriss kritisch zu hinterfragen – Bauen im Bestand ist eine der Kernkompetenzen von uns Innenarchitekt*innen. Wir brauchen ein neues Normal, das „Nachhaltigkeit“ oder „Grün“ nicht mehr als besonderes Label für gutes Gewissen markiert, sondern eine Realität, in der vor umweltschädlichen Materialien entsprechend mit einem Label „Achtung, umweltschädlich“ gewarnt wird.

Es liegt an uns, diesen Wandel mutig und vorausschauend mitzugestalten. Lasst uns entschlossen handeln – denn planetarische Grenzen sind nicht verhandelbar. Innenarchitekt* innen gestalten Zukunft.

Fachbeitrag von Carolin Müller und Tamina Milius

Nachhaltige Architektur beginnt mit Bewusstsein

Innenarchitektur und Architektur beeinflusst unsere Wahrnehmung immer und dauerhaft! Das bedeutet, der Einfluss unserer gebauten Umwelt wirkt sich nachhaltig auf die Gesellschaft aus. Wir sind Gestalter*innen von Lebensräumen zukünftiger Baukultur.

Als Innenarchitekt*innen haben wir die Aufgabe, gesellschaftliches Bewusstsein für langwährende Architektur wiederzu aktivieren und zu verankern. Wir sind „Wissensmanager“ für gesunde hochwertige Gebäude und Innenräume.

„Einfaches Bauen“ – „Bewusstes Bauen“, das sind aktuelle Themen, die klar aufzeigen, worauf es ankommt: auf die Frage nach der Suffzienz jeder Maßnahme. Auf das gezielte Gespräch mit Auftraggeber oder Investor. Auf die klare und konsequente Kalkulation von Planungszeit.

Nachhaltigkeit hat sehr viel mit Zeit zu tun:„Was lange währt, währt am längsten.“ Wenn wir uns in der Leistungsphase Null ausreichend Zeit für die Bedarfsanalyse nehmen, die zukünftigen Nutzer bereits in den Entstehungsprozess
integrieren, dann ist das der erste Schritt für ein

nachhaltiges Gebäude.
Die Entwicklungszeit des Bauens zahlt sich immer auf seine Langlebigkeit aus. Tatsächlich auch auf deren Kosten und zukünftige Investitionen. Der konsequent letzte Schritt ist Leistungsphase zehn, die sich mit der Lebenszyklus-Dokumentation verbauter Materialien befasst. Sie zeigt, wie konkret der vorausgehende übereingekommene Pakt für nachhaltiges Handeln war. Ob deren technische Umsetzung Erfolg hatte.

Hier sind wir als Vordenker gefragt, den Bauherren entsprechend zu beraten und zu steuern.

Als Innenarchitekt*innen schaffen wir Gebäude für die Gesellschaft, für den Mensch im Raum. Wir ermöglichen optimale Nutzung und gehen auf individuelle Anforderungen ein. Diese klar definierte Kraft bringt ein hochwertiges Raumgefühl, macht es erlebbar und steigert das gemeinschaftliche Level!
Innenarchitektur fördert somit Ergonomie, Inspiration & Kommunikation zwischen Gebäude & Nutzer. Er lernt das Gebäude Wert zu schätzen, ja zu schützen und identifiziert sich damit.

Fachbeitrag von Annette Brunner