NACHRUF JÜRGEN BAHLS

„Morgen habe ich keine Zeit, bin in der Kammer“! Den Satz habe ich heute noch im Ohr, als ich in den Anfängen meiner Laufbahn Jürgen Bahls 1983 kennenlernte, damals noch im Angestelltenverhältnis bei Siemens tätig. Die Mitgliedschaft in Kammer und Berufsverband, inklusive des berufsständischen Engagements war für Ihn einfach alternativlos und das bekamen die vielen jungen Kollegen und Kolleginnen, die mit ihm zu tun hatten, stets zu hören. Es ist nicht verifizierbar, wie viele Neumitglieder ihm beide Institutionen verdanken, sein überaus vielfältiges Wirken darüber hinaus in vielen Gremien war ihm jedenfalls immer spürbar Pflicht und Freude zugleich.

Nach seinem Studium von 1963 bis 1967 an der Staatlichen Akademie für bildende Künste in seiner Heimatstadt Hamburg zog es ihn bald in die bayerische Hauptstadt. Nach vielen Jahren in leitender Tätigkeit bei Siemens, folgte erst 1989 die Gründung des eigenen Büros, das allerdings mit großem Erfolg und einer beachtlichen Bandbreite von Projekten und Bauherren. Zeit mit der Familie war ihm wichtig, daher der Umzug nach Diessen an den Ammersee, um Wohnen und Arbeiten unter ein Dach bringen zu können. Das „Blaue Haus“ wurde zu einer Institution für Kunst- und Kultur, dort wurde gearbeitet, diskutiert und gefeiert, gelacht, getrunken und Gemeinschaft gelebt – sein ebenso vielseitiges wie respektables Engagement in der Gemeinde, im Lions Club Diessen, später im Lions Club Stralsund, und auch im „Wessobrunner Kreis“ betrieb er mit größter Leidenschaft und Einsatz!

„Alles hat seine Zeit“ mit diesem Worten verkündete er im Sommer 2015 seinen überraschenden Rückzug aus dem aktiven Berufs-, Verbands- und Kammerleben und die Erfüllung des lange gehegten Traums eines neuen Lebensabschnitts an der Ostsee. Den gebürtigen Hamburger, der fast vier Jahrzehnte seinen Lebensmittelpunkt in Bayern hatte, zog es wieder ans Wasser. Unschwer zu ahnen: es packte ihn neben dem begeisterten Kochen, gerne für möglichst viele Gäste, eine neue Leidenschaft: eine Brache in eine blühende Oase zu verwandeln war sein Ziel. Wie alles, was er begann machte er es gründlich und mit unglaublichem Enthusiasmus. Es war ihm nicht vergönnt, seinen „grünen Traum“ zu genießen, denn das Jahr 2018 war geprägt von der plötzlichen schweren Erkrankung und dem zähen Kampf dagegen, den er nunmehr am 21.11.2018, knapp zwei Monate vor seinem 75. Geburtstag, verlor!

Die meisten von uns haben ihn nicht nur kennengelernt als professionellen Innenarchitekten, sondern auch als Familienmenschen durch und durch, als feinsinnigen Ästheten, Bücherliebhaber, Kunst- und Kulturinteressiert, hanseatische Aufrichtigkeit und bayerische Lebensfreude in Personalunion.
Mit Jürgen Bahls habe ich einen Lehrmeister, geschätzten Kollegen und guten Freund verloren.
Wir, der Vorstand des bdia-Landesverbandes Bayern, werden ihn von den unzähligen Veranstaltungen, Sitzungen und Festen in bester Erinnerung behalten und trauern mit seiner ganzen Familie – ein herber, schmerzlicher Verlust für uns alle!

Claudia Schütz,
Vizepräsidentin bdia
Stellv. Vorsitzende bdia LV Bayern