Kreuzviertel meets NottingHill

Jahr: 2023

Ort: Münster (Nordrhein-Westfalen)

Öffentlich zugänglich: Nein

Objektart: Wohnhäuser

Fotos: Lorena Broscheit B.A.

Entwurfsverfasser:in

Dipl.-Ing. (FH) Claudia Broscheit
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Das Gebäude befindet sich in einem sehr beliebten innenstadtnahen Wohnquartier in Münster, das geprägt ist von Gebäuden aus dem Historismus und dem Jugendstil zumeist in Blockrandbebauung und Wohnhäusern aus den 1920er und 1930er Jahren. Dieses Siedlungshaus wurde als Mittelhaus im Jahr 1933 im Zusammenhang als eines von 4 Gebäuden in Reihe erbaut. Als Besonderheit für das Viertel liegen diese 4 Häuser von der Straße rückversetzt und haben Vorgärten, deren historische Einfriedungen erhalten sind. Das Wohnhaus wurde im zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört und rekonstruierend, leicht über-formend wieder aufgebaut.
Die Zeichnung zeigt schlichte Fassaden in traditioneller Bauweise aus der Zeit der Weimarer Republik. In den 70er Jahren erfuhr es eine tiefgreifende Überformung sowohl Außen als auch Innen mit einem Anbau zur Gartenseite und Erweiterung der Dachgauben. In diesem Zustand war es weitgehend unverändert bis 2022 erhalten. Im Gegensatz zum nördlichen Eckgebäude, das 2020-2022 umfassend umgebaut und modernisiert wurde, und den südlich Angrenzenden zeigte das Gebäude erheblichen Sanierungsstau. Es entsprach nicht mehr den zeitgemäßen Ansprüchen an Wohnräume.
Inspiriert vom londoner Stadtteil Notting Hill mit seinen farbigen Fassaden und charmanten Vorgärten aus der viktorianischen Zeit, wünschten sich die BauherrInnen (eine Grafikdesignerin und der Inhaber einer Werbeagentur) die einladende, freundliche und wohnliche Umgestaltung ihres neuen Zuhauses. Die Äußere und innere Gestaltung sollten einem einheitlichen Konzept folgen. Dabei ging es auch darum, den Spagat zwischen historisierenden und zeitgenössischen Elementen zu schaffen. So zitiert die vordere Fassade Sprossenfenster, Fensterlaschen, Scheinfugen und eine traditionell gestaltete, eingefasste Hauseingangstür (Massivholzrahmen mit Füllungen). Sie wird kontrastiert mit tiefschwarzen Fensterrahmen und dem zeitgeistigen Farbton „seefoam-green“ für die Hauseingangstür. Die Außentreppe blieb erhalten und das Geländer erhielt einen neuen Anstrich in Tiefschwarz, dem sich die Absturzsicherung vor dem Wohnraumfenster anpasst. Die hintere Fassade übernimmt die Hauptfarbtöne, ist jedoch schlichter gestaltet. Der rückwärtige Anbau, der die Baulinie des nördlichen Nachbargebäudes aufnimmt, erweitert im Inneren das Esszimmer mit dem darüberliegenden Luftraum, der von der Galerie im 1. OG einen weiten Blick über den großzügigen und lichtdurchfluteten Essbereich durch die großen Fensterelemente des Anbaus in den Garten bietet.
Das Gebäude wurde im Erdgeschoss komplett entkernt und erhielt einen neuen, offenen Grundriss zum Wohnen, Kochen und Essen. Im 1. Obergeschoss befinden sich die Schlafräume, ein Duschbad und ein WC. Im Dachgeschoss mit Gästebereich, einem Multifunktionsraum und der Dachterrasse wurde die Spitzbodenebenen entfernt, so dass Teile des Dachstuhls sichtbar wurden. Die Treppenläufe wurden im Stil des Ursprungsbaujahrs neu gestaltet in traditioneller Massivholzkonstruktion. Durch die Fensterrahmen (Eiche, Massivholz) zieht sich das Tiefschwarz als Akzent von Außen durch bis in den Innenraum. Kombiniert mit Massivholzdielen, Zement-, Feinsteinzeug- und Keramikfliesen wurden Hell-Dunkel- sowie Komplementär- Kontraste in verschiedenen Stärken kombiniert, die sich auch in der Einrichtung wiederfinden.