Raum zum Trauern – Raum zum Leben. Jürgen Hlady, Geisenfeld

Der Tod eines Menschen betrifft nicht nur diesen selbst. Und die sich wandelnde
Trauerkultur hat für ein modernes Bestattungsunternehmen weitreichende Konsequenzen. Will er den Bedürfnissen seiner Kunden umfassend Rechnung tragen, muss er viele Aspekte im Blick behalten. Und dafür „Raum schaffen“ – architektonisch, zeitlich und psychologisch.

Ganz gleich, wie viele einzelne Bereiche man gestalten kann und will, gilt jedoch immer eines: Mit jedem Detail trägt man das Selbstverständnis seines Unternehmens
nach außen. Sorgfalt, Professionalität und Fachwissen sind in der Planung daher unabdingbar. Maß aller Dinge ist dabei die „Kommunikation des Wohlfühlens“. Dazu tragen Raumgestalt und Raumgröße ebenso ihren Teil bei wie Licht, Farbe, Material und Oberflächen, Formen, Akustik und Haptik.

  • Das Licht bewirkt eine ausreichende und blendfreie Ausleuchtung des Raumes, Details dürfen punktuell hervorgehoben werden.
  • Die Farbgebung vermeidet Extreme. Schrille Farbigkeit ist ebenso tabu wie farblos
    kalte Nüchternheit.
  • Die Akustik verbannt irritierende Geräusche. Gegen störenden Nachhall entfalten Textilien mit tiefer Struktur, Teppiche oder Paneele eine dämpfende Wirkung.
  • Das Raumklima garantiert mit einer Temperatur zwischen 20 und 23 Grad Celsius und
    einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 65 Prozent subjektives Wohlbefinden.
  • Das Material punktet mit Natürlichkeit und hoher Wertigkeit. Holz, Stein, Leder, Wolle, Seide oder Filz sind künstlichen Materialien vorzuziehen. In Abhängigkeit von ihren Eigenschaften werden sie zur Verstärkung oder im Kontrast zur Licht- und Farbwirkung eingesetzt.
  • Die Möblierung kommuniziert mit dem Raum, gibt sanfte Impulse, stört aber nie
    aufdringlich das Gespräch mit dem Kunden. Flexible, schalldichte Raumteiler bieten bei einer multifunktionalen Nutzung gestalterische Möglichkeiten und eine akustische
    Abschirmung.

Jeder räumlichen Veränderung muss eine Bestandsanalyse vorausgehen. Wie groß ist das Unternehmen? Wie viele Kunden pro Tag, wieviel Personal steht zur Verfügung? Dann gilt es, sorgsam abzuwägen, „wohin die Reise geht“: Will man für alle Optionen offen sein oder einer bestimmten Unternehmensphilosophie bzw. Trauerkultur folgen? Für den innenarchitektonischen Entwurf ist daher ein schlüssiges Gesamtkonzept unabdingbar.

Der erste Eindruck ist entscheidend für das Vertrauen des Kunden – dafür gibt es keine zweite Chance. Deshalb spielt die Gestaltung des Beratungszimmers eine zentrale Rolle. In diesen vier Wänden wird das Wesen des Unternehmens spürbar. Der Raum soll Sicherheit vermitteln: hier finde ich Anteilnahme, Verständnis und Antwort auf meine Fragen, seien sie spiritueller, organisatorischer oder finanzieller Natur. Seriös, diskret und zeitgemäß.

Innenarchitekt Jürgen Hlady berät seit vielen Jahren auch Bestattungsunternehmen
» www.hlady-innenarchitektur.de

Erschienen in der AIT 11/2015