Unternehmenserfolg durch Coaching – ein Erfahrungsbericht

Unternehmertum und Marketing lernt man leider nicht im Innenarchitektur-Studium. Als wir vor fast zehn Jahren die allerersten kleinen Aufträge bearbeiteten, sahen wir uns eher noch als drei Entwerfer denn als eine gemeinsame Firma. Aber einen Namen hatten wir uns bereits im Studium gegeben und dabei auch gleich im boomenden Internet die entsprechende Domain gesichert.

Als uns klar wurde, dass wir bereits eine GbR betrieben (durch gemeinsame Gewinnabsicht und vor allem mit gegenseitiger Haftung!), kam es uns gelegen, dass wir eine Dresdener Unternehmensberaterin kennenlernten, die sich auf kreative Berufe spezialisiert hatte. Auch wenn wir uns nicht als realitätsferne Künstler verstanden, schien es uns erfolgversprechend, sich mit dem Blick von außen helfen zu lassen und vor allem die organisatorische und finanzielle Seite der Selbständigkeit von Anfang an mit einem Profi zu besprechen.

Raumdeuter
Foto: Gerhard Westrich

So entwarfen wir gemeinsam einen GbR-Vertrag, in dem wir unsere Zusammenarbeit dauerhaft regelten. Aber auch auf den Büroalltag wurden wir vorbereitet: Die brav übernommene Verwaltungsstruktur mit so ungewohnten Begriffen wie  „Distribution/Kommunikation“ oder „Einkauf“ dient uns noch heute fast unverändert als Grundordnung aller Geschäftsprozesse und hat uns unter Kollegen den Ruf eines perfekt organisierten Büros eingebracht.

Förderung für Gründer!
Die Kosten dieses ersten Coachings wurden durch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) als Gründercoaching zu 65% gefördert. Auch wenn es hauptsächlich um interne Prozesse ging, hat es sich nicht unwesentlich auf unser Auftreten auf dem Markt ausgewirkt. Wir wagten Anfang 2007 den Sprung in eigene Büroräume, meldeten uns mit anderem Selbstbewusstsein am Telefon und gewöhnten uns daran, angemessene Honorare für unsere Leistungen zu verlangen.

Unser Erscheinungsbild hatten wir bereits vorher allein bearbeitet: Mit Logo, Visitenkarte, Webseite, Briefpapier und ersten Flyern konnten wir unsere Firmenidentität darstellen und damit erste Kunden gewinnen.

Zwei Jahre später engagierten wir unsere Beraterin erneut. Wieder wurden wir gefördert von der KfW, diesmal  zu 50%. Die Umsatzzahlen kamen auf den Tisch und unsere Zielgruppen-Strategie wurde überprüft (wir wollten nach wie vor den Anteil der Privatkunden gegenüber den Aufträgen von Unternehmen signifikant senken). Außerdem banden wir eine professionelle Texterin in den Coaching-Prozess ein, die unsere persönliche Darstellung in kurzen Texten für die Webseite formulierte. Auch hier war der Blick von außen Gold wert, denn nichts ist schwieriger, als einen Text über sich selbst zu schreiben.

Alleinstellungsmerkmal als Motto
Anfang 2013 erfuhren wir von einem Förderprogramm der IBB (Investitionsbank Berlin) für kleine und mittelständische Unternehmen aus der Kreativbranche. Nach einem Vorgespräch mit einem der dort zur Auswahl stehenden Coaches wurde unser Förderantrag bewilligt. Die ersten Sitzungen wurden vollständig finanziert, weitere Termine mit 60% der Nettohonorarsumme bezuschusst.

Bürogebäude, Gestaltung, Innenarchitektur, raumdeuter, Fürstenwalde
Foto: raumdeuter, Berlin

Der erste und wichtigste Schritt bestand darin, einen Arbeitsschwerpunkt, das berühmte „Alleinstellungsmerkmal“, zu ermitteln. Bislang hatten wir eine große Bandbreite an verschiedenen Aufträgen bearbeitet. Als kreativen Gestaltern war uns die Vorstellung, nur noch immer gleiche Aufgabenstellungen zu bearbeiten, ein Graus. Aber das Bild von der Spitze des Leuchtturms, die weit leuchtet und auch aus der Ferne Auftraggeber anlockt, konnte uns überzeugen. Denn unterhalb des werbewirksamen Leuchtfeuers können immer noch alle weiteren Projektanfragen bearbeitet werden.

DSC02387Dank der Lenkung durch den außenstehenden Coach konnten wir neben unseren individuellen Interessen den gemeinsamen Schwerpunkt ausfindig machen: Wir konzentrieren uns nun auf die Gestaltung von Kommunikationsräumen mit ihrer Komplexität von Gestaltung und Technik. Diese klare Spezialisierung erlaubt uns auch erstmals, potentielle Auftraggeber von uns aus anzusprechen – die Kaltakquise. Keine leichte Aufgabe, aber es motiviert uns zu wissen, dass wir eine hochwertige Leistung anzubieten haben. Mit dem Spezialisten-Titel für unsere Schwerpunktprojekte können wir entsprechende Honorare verlangen und uns von den Mitbewerbern nicht mehr nur über den Preiskampf unterscheiden.

131021_signatur2Als zusätzliches Ergebnis des Coachingprozesses entwickelten wir das Motto „Räume wie Koffein“, um unseren Ansatz werbewirksam zu beschreiben. Bereits fertiggestellte Projekte von Kommunikationsräumen wurden in einem „Lockbuch“ zu einer Werbebroschüre zusammengefasst und in einem ersten Schritt an bekannte Handwerker und Geschäftspartner versendet. So machen wir unsere neue Schwerpunktsetzung bekannt und lassen uns weiterempfehlen.

Begleitend zu diesen Marketingaspekten überprüften wir auch interne Prozesse und steckten uns neue Ziele für die Unternehmensentwicklung. Als drei studierte Innenarchitekten wollen wir unsere Kernkompetenzen nutzen und zukünftig vor allem berufsfremde Aufgaben delegieren. Mit der Einstellung einer Bürokraft und der Beauftragung eines Experten für unsere neue Webseite setzen wir dies bereits um.

Gold wert: der Blick von außen!
Nach einem knappen Jahr des Coachings konnten wir uns bestätigen lassen, auf dem richtigen Weg zu sein: bei der Teilnahme an dem vom BDIA angebotenen Marketingseminar gab es Gelegenheit, den erreichten Stand zu überprüfen und anderen von den bisherigen Maßnahmen zu berichten. Eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung vor allem für alle, die sich mit diesem Thema bislang noch nicht näher beschäftigt haben.

Alles in allem können wir jedem Kollegen nur raten, die Hilfe von externen Beratern in Anspruch zu nehmen! So wie wir uns als Experten für die Innenarchitektur verstehen, können diese Fachleute durch ihren unverstellten Blick von außen und ihren Erfahrungsschatz wertvolle Tipps geben und dem eigenen Unternehmen zum Erfolg verhelfen. Dabei bewirkt oft schon der Druck, sich die Zeit für bestimmte Überlegungen zu nehmen, dass lange vernachlässigte Dinge vorangetrieben werden. Das Gefühl „Da hätte ich aber auch selber drauf kommen können!“ ist wohl die beste Bestätigung dafür, dass der Berater sich sehr gut in die Lage hinein versetzen konnte und in guter Zusammenarbeit Lösungen einwickelt wurden.

Juliane Moldrzyk, »raumdeuter
(erschienen: BDIA Nachrichten AIT 4/2014)

Weiterführende Links:

Förderungen für Gründer durch die KfW » Gründercoaching Deutschland