Unterstützung, Kollegialität, Freundschaft!

Prof. Siegfried Hausdorf
Prof. Siegfried Hausdorf war 1976 – 1989 Vorsitzender der Fachgruppe Innengestaltung/Ausbau des BdA-DDR Sachsen und von 1990 – 2000 bdia Landesvorsitzender des bdia Sachsen. Seit 2000 ist er Ehrenmitglied im bdia.

Von Prof. Siegfried Hausdorf. In der ehemaligen BRD waren die Innenarchitekten in allen Bundesländern in einem eigenständigen Verband, dem bdia organisiert. In der DDR gab es keinen vergleichbaren Verband. Daraus allerdings zu schlussfolgern, in der DDR hätte es weder Innenarchitekten noch eine Ausbildung oder Innenarchitektur gegeben, ist falsch. Die Architektur von Handelseinrichtungen, Kultur- und Versammlungsstätten oder der Gastronomie, d.h. von Gesellschaftsbauten, ist wesentlich vom Inneren geprägt. Diese Aufgaben wurden in den Projektierungsbüros von speziell an Hoch- oder Fachschulen ausgebildeten Architekten bzw. Innenarchitekten bearbeitet.

Diese Architekten waren im BdA-DDR (Bund der Architekten DDR) in der Fachgruppe Innengestaltung-Ausbau in den jeweiligen Bezirken integriert. Im Bezirk Dresden war ich bis zur Wende als Vorsitzender tätig. Diese Kolleginnen und Kollegen waren dann nach der Wende die Gründungsmitglieder des neuen bdia Landesverband Sachsen. Im Frühjahr 1990 trafen wir erstmalig in Ostberlin mit den Westberliner Kollegen zusammen und diskutierten über das Procedere der Gründung von Landesverbänden in den neuen Bundesländern.

In Dresden haben wir den LV Sachsen am 6. Oktober 1990 mit 58 Mitgliedern aus Dresden, Karl-Marx-Stadt und Leipzig gegründet. Zu gleicher Zeit geschah die Auflösung der Baukombinate mit seinen Planungsbüros. Einzelne Abteilungen mit älteren Mitarbeitern blieben oft zusammen in ihren Räumen und arbeiteten die Aufträge bis zur Rente ab. Aber die jüngeren Architekten traten die Flucht nach vorn an in die eigene Selbständigkeit, allein oder zu zweit. Dazu benötigte man neben Beziehungen zu Auftraggebern viel Engagement für die Selbstständigkeit und natürlich das Know-how einer zielgerichteten Büroführung usw. Hier hat sich das bei der Gründungsversammlung in Berlin initiierte Angebot der partnerschaftlichen Hilfe der Landesverbände wirklich bewährt.

Sachsen kooperierte zum Beispiel mit Nordrhein-Westfalen. Peter Hultsch als NRW Landesvorsitzender hatte persönlich den Erfahrungsaustausch mit Kollegen organisiert. Kostenlos erhielten wir von ihm Kalkulationsblätter und Projektunterlagen. Private Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Beim Besuch von zentralen Weiterbildungsveranstaltungen konnte jeder seinen aktuellen Wissensstand verbessern.

Über die jährlich erscheinenden Handbücher mit den Adressen von Fördermitgliedern erlangten wir als Landesverband 5 Jahre nach der Wende an Sponsoren.

1994 konnten wir mit Unterstützung der bdia Förderkreismitglieder eine Veröffentlichung der Projekte von 16 Kollegen herausbringen. Das war das erste offizielle Ergebnis der erfolgreichen Arbeit des LV Sachsen. Mit der Wende wurde die für Architekten so wichtige Reisefreiheit in die weite Welt gewonnen. Die jährlich geplanten und organisierten Reisen in das In- und Ausland waren immer Höhepunkte und stießen auf große Resonanz unter den Mitgliedern. Last but not least erfreut einen alten Lehrer, wenn er von Absolventen hört, dass sie mit ihrer Ausbildung im Fach Innenraumgestaltung der DDR-Zeit auch in der neuen, marktwirtschaftlich orientierten Wettbewerbsgesellschaft gut bestehen können.

Prof. Siegfried Hausdorf war 1976 – 1989 Vorsitzender der Fachgruppe Innengestaltung/Ausbau des BdA-DDR Sachsen und von 1990 – 2000 bdia Landesvorsitzender des BDIA. Seit 2000 ist er Ehrenmitglied im bdia.

Erschienen in der AIT 4/2016 Sachsen.