Von Prof. Carl Holste. Im August und September 1989 war ich für 6 Wochen beruflich in West-Berlin tätig. In Ost-Berlin bereitete man sich in diesen Tagen auf die Feier “40 Jahre DDR” vor, um danach, so munkelte man, die Grenzen hermetisch abzuriegeln. Keiner dachte an das Unvorstellbare, das 2 Monate später die Welt veränderte: der Fall der Mauer.

Als wir turnusmäßig am 20. und 21. November ’89 in Berlin zur BDIA Bundesratssitzung zusammenkamen, zog sich bereits eine breite Schneise auf dem ehemaligen Mauerstreifen durch Berlin. Wir haben die Berliner Kollegen gebeten, Kontakte nach „Drüben“ zu knüpfen. Durch großen Einsatz von Brigitte Hellmuth und Hans-Peter Stöhrl war es dann am 6. April 1990 endlich so weit: wir saßen mit den Kollegen aus der DDR an einem Tisch! Obwohl die Formgestalter aus dem Osten und die Innenarchitekten aus dem Westen verschiedene Sprachen sprachen, gab es sofort etwas Vertrautes, Verbindendes. Das Ergebnis des Treffens: die Gründung des BDIA-DDR. Bereits knapp einen Monat später, am 2. Mai 1990 fand im Pergamonmuseum mit 25 Beteiligten die Gründungsversammlung statt. Damit war die erste berufsständische Vertretung in der DDR Realität geworden. Dr. Karl-Heinz Wendisch wird zum Vorsitzenden BDIA-DDR gewählt und beantragt am 11. Mai 1990 unter der Nr.: 01 VR 497 die Mitgliedschaft im BDIA.

Im Jahr 1990 wurden in der DDR die einzelnen Landesverbände gegründet. Vom BDIA – West gab es eine breite Unterstützung, es wurden Länderpartnerschaften ins Leben gerufen und es gab fruchtbare Kontakte unter den Hochschulen. Die Bundesgeschäftsstelle und das Präsidium waren gefragte Gesprächspartner. 1990 kam dann die offizielle Wiedervereinigung und es gab nur noch einen BDIA Bund mit seinen starken Landesverbänden.

Im April 1991 fand in Heiligendamm der Fachbereichstag mit den Vertretern der Hochschulen statt. Wir konnten uns von der Qualität und inhaltlichen Breite der Ausbildung vor Ort überzeugen. Der BDIA unterstützte intensiv die Bemühungen zum Erhalt dieser Ausbildungsstätte. Es muß hier mein Vorgänger im Amt, Prof Klaus-Peter Görge erwähnt werden, der 1991 als Professor nach Heiligendamm ging und wesentlich zum Erhalt der Ausbildung Innenarchitektur an dieser Hochschule beigetragen hat. Im November 1991 gab es dann im geschichtsträchtigen Bauhaus in Dessau die erste gesamtdeutsche Bundesmitgliederversammlung. Für mich eine der beeindruckendsten Versammlungen, die ich beim BDIA erlebt habe. Vor 25 Jahren!

Prof. Carl Holste war 1990 – 1995 Präsident des BDIA Bund Deutscher Innenarchitekten.

Erschienen in der AIT 4/2016