Von der Lehre zum Titel – Zukunftsperspektiven

Es war ein Abend, der alle Anwesenden lehrte, wie sehr sich unser Beruf im Magnetfeld von aktueller Hochschulpolitik, den Interessen der Europäischen Union und unseren selbst gestellten Zielen behaupten muss. Professor Michael Rudnik von der Hochschule Wismar zeigte in seinem Vortrag auf, dass dort allen Bachelorstudenten ein Masterplatz angeboten werden kann. Die bundesweit vielfältigen Angebote an Bachelor- und Masterabschlüssen mit unterschiedlichen Längen ist eine hochschulübergreifende Herausforderung an Vergleichbarkeit und Kompatibilität der Angebote untereinander. Die Hochschulen werben um die Studierenden. Hier ist der Anspruch der Hochschule natürlich gegeben einen „einsatzfähigen“ Absolventen in die Arbeitswelt zu entlassen.

Der Weg zum Titel sollte im Studium kommuniziert werden – darauf wies Peggy Kastl aus Rostock eindringlich hin, denn Ihre Erfahrungen aus Wismar zeigen, dass die meisten Absolventen nicht wissen, dass ihnen der Titel „Innenarchitekt“ rein nach dem Bachelorstudiengang in manchen Bundesländern verwehrt wird. Die Inhalte des Studiengangs müssen so gewählt werden, dass die Studierenden mit dem Abschluss kammerfähig sind. Bereits mit einem Bacherlorabschluss? Oder muss der Master zwingend für den Titelschutz vorgelegt werden? Welcher dieser Abschlüsse ist dem früheren Diplom gleichzusetzen? Die Hochschulen entschieden dies selbst. In Wismar sind die Inhalte des Masters auf den Level des ehemaligen Dipl.-Ing. ausgerichtet.

Der Abend im AIT Salon bot auch einen Blick in die europäischen Nachbarländer. Ines Wrusch aus Hamburg, Vorsitzende des Ausschusses Innenarchitektur in der Bundesarchitektenkammer (BAK), stellte anschaulich da, wie unterschiedlich die Vorgehensweisen in den Staaten mit dem Berufssbild des Architekten sind. „Innenarchitekten“ wie in Deutschland gibt es in den anderen EU-Ländern nicht. In Finnland zum Beispiel wird die Funktion unserer Kammer vom Staat ausgeübt. Der Verbraucherschutz wird in den Ländern unterschiedlich ausgelegt. Die europäischen Entwicklungen müssen gezielt begleitet werden. Eine Innenarchitektin aus unseren Reihen in den Gremien der BAK zu wissen, ist wichtig – und beruhigt.

Und was können die Innenarchitekturbüros von der Hochschule an Veränderungen und Anpassungen im Lehrplan erwarten? Was kann ein Absolvent von seinem Arbeitgeber erwarten? Und die große Frage: Ist es einem jungen Menschen zu raten, heutzutage Innenarchitektur zu studieren? In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: keine leichte Kost! Es scheint fast, als läge die Zukunft unseres Berufsstandes in wenigen Händen. Es gibt keine große Lobby. Viele Kolleginnen und Kollegen sind Einzelkämpfer. Wir werden weiter diskutieren!

 

Text: Miriam Sachsse, BDIA Küste

PlanBar 29.09.2015 Frau Kastl/Foto Sachsse

 

PlanBar 29.09.2015 Frau Kastl-Herr Börn/Foto Sachsse
PlanBar 29.09.2015 Frau Kastl-Herr Börn/Foto Sachsse