Wettbewerbe erfolgreich mit Innenarchitekten

Welche Vorteile haben Kommunen, wenn sie Büros für Innenarchitektur explizit in von ihnen ausgeschriebenen Wettbewerbsverfahren berücksichtigen? Eine Menge! Eine gelungene Innenarchitektur gibt wichtige Impulse beim Bauen im Bestand als auch bei Neubauten. Deshalb ist es sinnvoll, die Fachrichtung Innenarchitektur bereits bei der Wettbewerbsausschreibung mit einzubeziehen. Erst im August gewann das Büro UKW Innenarchitekten aus Krefeld den 2. Preis im europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für den Neubau der Stadtbibliothek und Neugestaltung des Dalbergplatzes in Mannheim. Ein Kooperationsprojekt zusammen mit HPP Architekten Düsseldorf und LAND Landschaftsarchitekten Düsseldorf, bei dem die drei Büros den Wettbewerb zusammen bearbeitet und teilgenommen haben. „Das ist für alle drei Büros ein besonderer Erfolg, wenn man sieht, welch Schwergewichte der Architekturszene an diesem Wettbewerb mit 23 Arbeiten beteiligt waren“, so Jochen Usinger, Innenarchitekt bdia von UKW Innenarchitekten.

Task Force Innenarchitektur der Länderkammer Baden-Württemberg

Viel zu oft findet eine Wettbewerbsbeteiligung von Büros der Innenarchitektur faktisch nicht statt. Gerade beim Bauen im Bestand, bei Revitalisierungen aber auch beim Neubau spielen Innenarchitekt*innen eine sehr wichtige Rolle. Zum Thema Wettbewerbe und -beteiligungen hat die eigens gegründete „Task Force Innenarchitektur“ der Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) einen Flyer erarbeitet mit Informationen für Bauherren, Kommunen und deren Wettbewerbs- und Vergabestellen.

Vorausgegangen war hier ein intensiver Austausch engagierter Kammermitglieder mit der AKBW. Erstmalig wurde das Dauerthema der fehlenden Wettbewerbsbeteiligung von Innenarchitekten bei der Vertreterversammlung der Kammer 2018 in Friedrichshafen am Bodensee vorgebracht. Vor allem Brigitte Banzhaf, Innenarchitektin bdia und der kürzlich verstorbene Prof. Kurt Wagner – der sich seit 1994 unermüdlich für mehr Wettbewerbsbeteiligung engagierte – trieben das Thema weiter voran. Neben Wettbewerben stand auch die Wahrnehmung des Berufsbilds, auch seitens der Architekturkolleg*innen aus dem Hochbau sowie Ausbildung und Kontakt zwischen Hochschulen und Kammer.

Parallel dazu wurde die „Task Force Innenarchitektur“ gegründet mit dem Ziel, einen Flyer zu entwickeln, um die Bedeutung der Innenarchitektur in Ausschreibungen bei Auslobern, Wettbewerbsbetreuern und Kommunen bekannt zu machen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Innen- und Hochbauarchitekten bedeutet einen hohen Mehrwert für das erfolgreiche Umsetzen eines ausgeschriebenen Projekts. Das Bewusstsein um die Vorteile einer Beteiligung von Innenarchitekt*innen an Wettbewerben ist in den beteiligten Gremien, auch in den Kammern, untergeordnet oder nicht vorhanden.

Im Vergleich dazu wird in Nordrhein-Westfalen viel offensiver mit der Wettbewerbsbeteiligung von Büros der Innenarchitektur umgegangen. So wurden ausgezeichnete Projekt aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen für den Flyer als Best-Practice-Beispiele gewählt, um aufzuzeigen, was gute Innenarchitektur ausmacht. Seit März 2020 steht der Flyer mit Hinweisen zur Wettbewerbsbeteiligung zur Verfügung, mit dem sich alle – die Task Force Innenarchitektur, die Strategiegruppe Vergabe und Wettbewerb und letztendlich die Verantwortlichen innerhalb der Kammer – identifizieren können. In den nächsten Monaten wird die Task Force Fortbildungen und Veranstaltungen organisieren, die die Bedenken einer Teilnahme an Wettbewerben mit Innenarchitekt*innen ausräumen, das Berufsbild stetig beschreiben und den Mehrwert einer Beteiligung darstellen. In Baden-Württemberg gibt es (noch) keine Wettbewerbskultur für Innenarchitekt*innen, daher werden Kolleg*innen, die in anderen Bundesländern erfolgreich Wettbewerbe durchlaufen und gewonnen haben, als Referen*tinnen für die Veranstaltungen eingeladen. Solche positiven Praxisbeispiele sind immens hilfreich für Wettbewerbsauslober und auch für die Kolleg*innen aller Fachrichtungen.

„Wie geht Wettbewerb?“ 

Ähnlich den neuen Vergaberichtlinien sollen kleine und junge Büro an Wettbewerben teilnehmen dürfen. Es braucht noch mehr Wissen und daher Fortbildung, was einen guten Wettbewerb ausmacht und welche Ziele damit erreicht werden können. Eine Teilnahme muss auch ohne Erfahrung möglich sein, denn nur so erlangt der Nachwuchs Erfahrung –sonst ist es die Quadratur des Kreises. Hier werden in Zukunft noch dicke Bretter zu bohren sein. Die Task Force Innenarchitektur wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass Wettbewerbe in Kooperation mit Innenarchitekt*innen oder auch nur für Innenarchitekt*innen dann zur Selbstverständlichkeit geworden sind.

Auf der Website www.akbw.de steht der Flyer zum Download bereit und kann kostenfrei bestellt werden. Mehr Infos zur Task Force Innenarchitektur (Mitglieder B. Banzhaf, S. Mitschele-Mörmann, A. Hegenbart, R. Paar, Christiane v. d. Linde, W. Mayer, E. Kappler, P. Weber, J. Schneider, Innenarchitekten AKBW und bdia)