Zahlen! Ergebnisse der Mitgliederumfrage 2015

318 Mitglieder haben uns im Laufe dieses Sommers auf unsere Fragen geantwortet. Es war die erste Umfrage seit 2010 – und seit dem Umzug nach Berlin und der Neustrukturierung einiger Aufgabenbereiche, Formate und Medien. Für uns war es wichtig zu erfahren, welche Themen unseren Mitgliedern wichtig sind, ob wir sie mit unserer Kommunikation gut erreichen und welche Forderungen und Wünsche es an uns als Berufsverband gibt.

Die Ergebnisse sind wichtig und spannend – und mit der Quote von 15% Rückmeldungen durchaus repräsentativ zu interpretieren.

Zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Umfrage

  • 69% weiblich / 31% männlich
  • Altersverteilung: 33% zwischen 46 und 55 Jahren / 26% über 55 Jahren / 21% zwischen 36 und 45 Jahren / 16% zwischen 26 und 35 Jahren / 5% bis 25 Jahre
  • Status im bdia: 70 % der Teilnehmer sind bdia Innenarchitekten bzw bdia Innenarchitektinnen / 24% sind Mitglied im bdia ohne Kammereintrag / 6% sind Studierende
  • Hochschulabschluss: 77% Dipl.-Ing. / 9% Dipl.-Des. / 7% Master / 6% Bachelor und 1% Andere
  • Art der Tätigkeit: 71% Freischaffend / 29% Angestellt / davon 76% in Vollzeit und 24% in Teilzeit.

Teilnehmer nach bdia Landesverbänden Mitglied im Landesverband_Frage 9


Angestellte Mitglieder_Frage 6

 

Knapp 50% der angestellten Umfrageteilnehmer arbeiten erwartungsgemäß in klassischen Planungsbüros Architektur/Innenarchitektur. 25 % in der Industrie oder im Dienstleistungssektor. Nur 6% arbeiten in Behörden für die öffentliche Hand. Bei den Hochbaukollegen sind es immerhin 25 Prozent. Ähnlich wie in der Lehre fehlen also auch hier Innenarchitektinnen und Innenarchitekten und man kann für den öffentlich-rechtlichen Dienst von einer eher geringen Kompetenz hinsichtlich unserer spezifischen Kompetenzen ausgehen.


Freischaffende Mitglieder_Frage 7

Keine Mitarbeiter zu haben, kann zu einer hohen Arbeitsbelastung führen, das Auftragsvolumen ist naturgemäß begrenzt und ein mäßiger Stundensatz lässt das wirtschaftliche Risiko nicht kleiner werden.

Interessant sind diesem Zusammenhang  die flexiblen Workspaces, die an immer mehr Orten angeboten werden, auch branchenbezogen. Kleinsteinheiten können sich so noch einfacher projektbezogen vernetzen, wenn es den entsprechenden Bedarf gibt.


Durchschnittlicher Stundensatz_Frage 853% können als Stundensatz durchschnittlich zwischen 70 und 120 Euro verlangen. Die Frage nach den restlichen Antworten ist wichtig: 43% gaben an, unter 70 Euro pro Stunde zu verlangen. Nur 3 % liegen bei einem klaren Stundensatz über 120 Euro.

Höhe und Verteilung der Stundensätze sind übrigens durchaus mit denen der Hochbaukollegen vergleichbar.


Wer baut was mit wem?

Unter den Freischaffenden halt sich das Verhältnis von gewerblichen und privaten Auftraggeber die Waage. Ein klares Zeichen, dass Innenarchitekten keinesfalls nur für Reiche deren Privatresidenzen verschönern – im Gegenteil: Bei der Modernisierung und Sanierung steht der Anteil an Aufgaben im Büro-und Verwaltungsbau noch vor dem privaten Wohnen. Auch Hotel- und Gastronomie, Bauten des Gesundheitswesens sowie Ausstellungen spielen eine bedeutende Rolle in den Portfolios. Doch Innenarchitektinnen und Innenarchitekten arbeiten auch als Berater, Sachverständige und Manager – beeindruckend ist die Bandbreite an ergänzenden Tätigkeiten – und dass ein Fünftel immerhin auch im Ausland plant und baut.

Grafik Weitere Taetigkeiten_Frage 12


Grafik Auftragslage_Frage 13

Die gegenwärtige Auftragslage wird bei den Kolleginnen und Kollegen überwiegend positiv eingeschätzt. Nur 5% halten die Auftragslage für schlecht, während 58% die Auftragslage für gut und sehr gut befinden.

Nach den Umfrageergebnissen des ifo Instituts (Center for Economic Studies) bei den freischaffenden Architekten ist das Geschäftsklima zu Beginn des dritten Quartals 2015 (weiterhin) gut. Die befragten Architekten (alle Fachrichtungen) schätzten ihre aktuelle Geschäftslage so gut ein wie nur in wenigen Quartalen zuvor seit Beginn der regelmäßigen Umfrage vor mehr als 30 Jahren.


Wichtigkeit der Themen aus Ausbildung und Berufspraxis

Durch die Vergabe von Schulnoten werden die Themen priorisiert.

Gewichtung der Themen_Ausbildung_Frage 14

Die Qualität der Hochschulausbildung hat höchste Priorität. Als wichtig erachtet wird, die Ausbildungsinhalte hinsichtlich einer Kammereintragung zu gestalten. Ob Absolventen als Berufseinsteiger den Anforderungen eines Arbeitgebers möglicherweise nicht genügen, muss in einer nächsten Runde genauer evaluiert werden, ebenso die Differenzierung nach Bachelor- und Masterabsolventen.

Auf den weiteren Positionen folgen Fort- und Weiterbildung, Vertragsmuster und Orientierungshilfen zu Verträgen, Bauvorlageberechtigung, Abrechnung nach HOAI, Haftung und Versicherung und das Wissen um Wirtschaftlichkeit im Planungsbüro.

Für weniger wichtig werden gehalten: Planen und Bauen international, Bauen mit BIM (Building Information Modeling), die Teilnahme an Wettbewerbs- und Vergabeverfahren. Zu letzterem Punkt trägt sicher das Nicht-Vorhandensein geeigneter Wettbewerbe bei. Das Gutachten „Vergabeverfahren für Innenarchitekten“, welches der BDIA im April diesen Jahres veröffentlichte hat sich als gute Grundlage erwiesen, Auslober, Behörden und Bauherren für dieses Manko zu sensibilieren.

Summe der abgegeben Stimmen bei dieser Frage: 269.


Innenarchitektur und Gesellschaft

Auf die Frage mach dem gesellschaftlichen Kontext von Innenarchitektur konnten die Baukultur sowie die Folgen des demographischer Wandels punkten. Die Veränderungen, die unsere Arbeitswelten betreffen und die Herausforderungen, die die Energiewende für alle bereithält, wurden ebenfalls mit hoher Wichtigkeit bewertet. Umweltschutz und Ökologie schneiden leicht darunter ab als in der Breite der Gesellschaft bereits verankerte Themen.

Weitere Themen IA und Gesellschaft_Frage19Der Berufsstand ist in viele Aufgabenbereiche involviert und die Teilnehmer benennen eine Vielfalt von Aspekten: Material und Innovation, Raum und Psychologie, Trends in der Welt der Bildung und Erziehung.


Ranking Fortbildungsthemen für Innenarchitektinnen und Innenarchitekten

  1. Bauleitung Innenarchitektur
  2. Lichtplanung
  3. Abrechnung nach HOAI / Verträge nach HOAI
  4. Akustikplanung
  5. Farbe und Material
  6. Energieeffizientes Planen und Bauen in der Innenarchitektur
  7. Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
  8. Präsentation und Rhetorik
  9. Web und Social Media
  10. Existenzgründung
  11. Sachverständigenwesen
  12. Schreiben und Texten für die Öffentlichkeitsarbeit

87 % der Befragten bilden sich fort und weitere 11% planen dies. Sowohl die Angebote des bdia als auch der Kammer werden wahrgenommen und besucht. Der bdia bietet seine Seminare kostendeckend an. Das bedeutet, dass es einer bestimmten Teilnehmerzahl, geeigneter Orte und attraktiver Themen bedarf, um Seminare anbieten zu können. Im Moment prüfen wir die Möglichkeiten eines Abendseminars.


bdia Medien – Erreichen wir unsere Mitglieder?

BDIA Medien_Frage 24Über die bdia Medien (Mitgliederbrief, AIT, Newsletter, Website und Social Media) erreichen wir unsere Mitglieder gut und können so über Aktivitäten und aktuelle Themen informieren. Außer dem passwortgeschützten Intern-Bereich unserer Website stehen die bdia Medien kostenfrei allen Interessierten zur Verfügung.

Summe der abgegeben Stimmen bei dieser Frage: 256.


bdia Website und Social Media Plattformen

BDIA Medien Frage 25_26Die kostenfreie bdia Jobbörse wird von unseren eigenen Mitgliedern wenig genutzt, gehört aber nach Google Analytics zu eine der am meisten besuchten Seiten unseres Webauftritts.

Die Büroprofile werden zwar als interessant erachtet, aber nicht immer genutzt. Die Antworten den (Social Media-) Plattformen Facebook, Twitter, Xing, Houzz und Homify zeigen eine Vielfalt , die schnell auch überfordern kann, wenn man überall dabei sein will. Auf die Auswahl kommt es also an, vor allem, wenn man nur begrenzt Manpower zur Verfügung hat.

Summe der abgegeben Stimmen bei dieser Frage: 259.


Öffentlichkeitsarbeit

Grafik Online Praesenz_Frage 17

Der eigene professionelle Webauftritt wird an oberster Steller gesehen. Die Hälfte der Teilnehmer allerdings findet leider nicht die nötige Zeit dafür.

Das aktuelle Angebot des bdia zu einem eigenen Webbaukasten mit JIMDO passt gut zu diesem Bedürfnis. Vielleicht kennen noch zu wenige Mitglieder den Baukasten?


Jährliche Publikation bdia Handbuch Innenarchitektur

BDIA Handbuch_Frage 30


BDIA Förderkreis

BDIA Foerderkreis_Frage 32

 


Fazit

Die Herausforderungen des demographischen Wandels werden als dominierende gesellschaftliche Themen erkannt, in die der Berufsstand involviert ist. Und die wichtigste Erwartung, die unsere Mitglieder an uns haben, ist die Darstellung des Berufsstandes in der Öffentlichkeit und die kontinuierliche Kommunikation des vielfältigen Spektrums der Innenarchitektur. Die Mitglieder kommentierten am Schluss die Umfrage mit guten Statements und Ideen: „Mit wäre es wichtig, den Beruf einem breiteren Publikum nahezubringen, weg aus der exklusiven Ecke.“ Und ein anderer: „Thema Mentoring, also von den „alten Hasen“ lernen: wie wäre es mit einem Stammtisch zum Austausch von Fachwissen?“

Ihre Erwartungen an den bdia

ie Ergebnisse zeigen, dass Innenarchitektur als Disziplin einen unbestreitbar hohen Anteil an den Themen hat, die unsere Gesellschaft unmittelbar betreffen. Wir als einziger Berufsverband in Deutschland für die Innenarchitektur haben klare Kernaufgaben, die unsere Mitglieder in ihren Antworten bestätigt haben:

  • Die Sicherung des Berufsstands und des Berufsbildes
  • die positive Darstellung des Berufsstandes in der Öffentlichkeit
  • die Stärkung des Netzwerks unter Kolleginnen und Kollegen
  • Angebot von fachlich relevanten, auf Innenarchitektur zugeschnittene Fortbildungs- und Fachveranstaltungen
  • Allgemeine Serviceleistung mit Fachinformationen zur Berufspraxis

Die Umfrage hat uns wichtige Erkenntnisse geliefert. Der Verband ist auf Bundes- und Landesebende gut vernetzt – mit der Politik, mit den Hochschulen, mit der Industrie. Publikationen, Ausstellungen und Preise, viele Formate zu Wissensvermittlung und Networking konnten erfolgreich etabliert werden. Eine gute Voraussetzung, um noch aktiver für die Belange der Kolleginnen und Kollegen einzustehen. Cathrin Urbanek

Berlin, im November 2015
Der Text erschien gekürzt in der AIT 12/2015