Monika Slomski, Innenarchitektin bdia und ehem. Vorsitzende bdia Hessen

Warum ist Ehrenamt wichtig?

Untätigkeit gegenüber berufspolitischen Herausforderungen ist keine Lösung. Ehrenamt ist wichtig, wenn man etwas für den Berufstand und den Nachwuchs bewegen möchte. Wer sonst, wenn nicht wir selbst, soll unsere Interessen in unserem Sinne vertreten? Bringt man seine Anliegen in einer Gruppe oder einem Verband ein, wird man stärker in der Öffentlichkeit oder in politischen Gremien wahrgenommen und kann mehr bewegen. Vor allem müssen wir mit fachlichen Input berufspolitisch Einfluss nehmen und so mit einem kontinuierlichen Engagement Positives bewirken.

Warum es sich lohnt
Man muss mit Herz dabei sein. Persönlich ist es sehr inspirierend, sich mit Kolleg*innen auszutauschen und Ideen zu entwickeln, die man zum Wohle der beruflichen Gemeinschaft umsetzen kann. Zum einen können eigene Erfahrungen im Austausch über das Netzwerk für andere eine wertvolle Hilfe sein – was einen selbst auch immer ein Stück weiterbringt. Und zum anderen macht es große Freude, etwas von sich selber weiterzugeben und vor allem den Nachwuchs zu fördern.

Was sind die Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist es, Familie, Beruf und Ehrenamt zeitlich unter einen Hut zu bringen, die richtige Balance zu finden und allem gerecht zu werden.

 Was ich jüngeren Leuten „zurufen“ möchte, damit unsere wichtige Arbeit weiterhin Schwung behält:
„Neugierig sein und sich engagieren“ ist mein Zuruf an die jüngere Generation. Scheut Euch nicht nach den Erfahrungen der Älteren zu fragen und trotzdem Neues auszuprobieren und zu experimentieren. Tretet mit uns in den Dialog, fordert uns und bringt Euch ein! Übernehmt Verantwortung, damit unser schöner Beruf weiterhin so gut angesehen ist und eine Zukunft hat. Euer individueller Beitrag ist unverzichtbar.

Rainer Hilf, Innenarchitekt bdia, Vorstandsmitglied der bayerischen Architektenkammer und ehem. Vorsitzender bdia Bayern

Das „Ehrenamt” im bdia

Ja, es gibt sie, diese idealistischen Berufskolleg*innen, die sich nachhaltig für die Belange ihres Berufsstandes einsetzen und dafür Freizeit, geistige Leistung investieren, private, familiäre, berufliche und ökonomische Beeinträchtigungen in Kauf nehmen und auf ein Stück Lebensqualität verzichten. 70 Jahre erfolgreicher Verbandsgeschichte des bdia sind ein beredter Beweis für ein starkes ehrenamtliches Engagement.

Was veranlasst sie, sich diesen Anforderungen zu stellen und solche Bürden auf sich zu nehmen? Sind es Workaholics, Perfektionisten, Besserwisser, Machtmenschen, ist es persönlicher Ehrgeiz oder Hingabe, Eifer oder Leidenschaft? Das Ehrenamt braucht einen leidenschaftlichen Bezug und ist freiwilliges Vertrauensmanagement. Es ist eine Chance für jede(n) Einzelne(n), sich einzumischen, aber in erster Linie mitzugestalten. Integrative Partnerschaft intern und extern, Planung künftiger Aufgaben, Entwicklung neuer Intentionen und reeller Chancen für das Bauen und den Berufsstand, Eingehen auf die Bedürfnisse einer sich wandelnden Gesellschaft, dies macht „Ehrenamtliche“ zu anerkannten Partnern und verlässlichen Mitstreiter*innen. Nur dadurch kann ein Verband agieren und bestehen.

Ehrenamtliche Tätigkeit in einem Berufsverband kann nicht – obwohl nur allzu menschlich und nur zu oft Realität – in der Befriedigung eines persönlichen Ehrgeizes gipfeln. Sie erfordert nachhaltiges Engagement und die Bündelung aller kompetenten Kräfte, nicht nur zu reagieren, sondern vorausschauend zu handeln und aktiv präsent zu sein. Gefragt ist mehr Innovation als Reglementierung, mehr Flexibilität als Bürokratie und mehr Kompetenz als Anbiederung oder Chauvinismus. Das spart Kosten, Stress, reduziert Konflikte und erhöht die Effizienz.

Freiwilliges Engagement ist aber nicht nur Verpflichtung und Verantwortlichkeit für andere, es bedeutet zugleich auch persönliche Weiterentwicklung und Erweiterung des geistigen Horizontes.

Ines Wrusch, Innenarchitektin bdia und Vorstandsmitglied der Architektenkammer Hamburg

Ehrenamt: Fluch oder Segen?

Es ist ein Segen: Ich engagiere mich gerne. Und verbinde damit die Freude, mich für diesen wunderbaren Beruf einzusetzen. Innenarchitekt*innen werden dringend gebraucht, um Lebensraum zu gestalten. Schließlich verbringen wir 95% unserer Lebenszeit in Innenräumen aller Art.

Was ist die große Chance des Ehrenamts?

Das Berufsbild mit definieren und gesellschaftlich gestalten zu können.
Im Ehrenamt kann ich das, was mir wichtig ist, mit Gleichgesinnten in die Gesellschaft tragen, aufklären, informieren, bilden – mich beteiligen.

Wie können wir unseren Nachwuchs für diese wichtige Aufgabe begeistern?

Beispiele und Gestaltungsmöglichkeiten zeigen. Und mit Wissenstransfer und Mentoring begleiten. Ehrenamt ist ein großes Lernfeld: Strukturen erkennen, Mehrheiten finden, gesellschaftliches Miteinander üben – das möchte ich einfach weitergeben.