bdia ausgezeichnet! Bachelor für Kirsten Jäger “klein, smart, großartig”

Bachelorbeit WS 18/19 an der Hochschule Detmold
Betreuung: Prof. Ulrich Nether, Prof. ‘in Iris Baum



Zwischenraum

Tiny Living, Downsizing, Minimalismus, das Grundkonzept hat viele Namen. Das Wohnen auf kleinstem Raum ist in den letzten Jahren zum Trend geworden, den immer mehr Menschen ausprobieren wollen. Die Tiny House Bewegung hat viele, unterschiedliche Gründe. Einer davon ist der angespannte Wohnungsmarkt, vor allem in Großstädten. Die Mieten steigen kontinuierlich und viele Menschen finden keinen bezahlbaren Wohnraum mehr.

Neuen Wohnraum zu schaffen ist ebenfalls nicht einfach. Das Bauland in den Innenstädten ist begrenzt, die letzten Freiflächen sind hart umkämpft und dadurch sehr teuer. Zur Nachverdichtung der Innenstädte ist es mittlerweile zur beliebten Methode geworden, Baulücken zu schließen. Die schmalen, unbenutzten Restflächen zwischen zwei Häusern sind für viele Bauherren unattraktiv, da sie unpraktisch zu bebauen sind. Die Grundstücke befinden sich häufig in bester Lage, sind sehr günstig und das Bauland ist oft bereits erschlossen.

In diesem Entwurf wurde ein Tiny House für zwei Personen entwickelt, welches trotz der kleinen Grundfläche Platz zur persönlichen Entfaltung bietet. Das Haus bietet außerdem die Möglichkeit, ein kleines Büro im Erdgeschoss zu beziehen. So wird Wohnen mit einem Gewerbe kombiniert. Auf 3,5 Wohnetagen mit 51 m² und dem Büro mit zusätzlich 14 m² ist eine Gesamfläche von 65 m² enstanden. Die Baulücke für den Entwurf befindet sich in der Düsseldorfer Stadtmitte. Es handelt sich um ein 4,3 m x 5,7 m großes Grundstück zwischen einer geschlossenen Reihenhausbebauung.

Die leitenden Ideen der Tiny House Bewegung spiegeln sich auch im Gebäude wider. Die Hauptgedanken dabei sind das umweltbewusste, nachhaltige Wohnen, die Verkleinerung des persönlichen Platzbedarfs und auch die Kostenreduktion. Trotzdem soll der Mensch mit seinem Wunsch nach „Raum für sich“ im Mittelpunkt stehen.
Die Materialien des Gebäudes sollen zum größten Teil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und einen geringen Beitrag zur grauen Energie besteuern. Daher ist das Gebäude ein Holzständerbau. Die Wände können größtenteils im Werk vorgefertigt werden, was die Bauzeit verkürzt.
Große Fensterflächen auf jeder Etage durchfluten das Haus mit Tageslicht.
Außerdem wirken sie als Sonnenkollektoren, sodass das Gebäude im Winter nur wenig geheizt werden muss.
Die Aufteilung des Hauses orientiert sich an der optimalen Tageslichtnutzung.
Jede der fünf Etagen besitzt eine eigene Funktion, ausgewählt nach der Wichtigkeit des Tageslichts.
Die ersten Etagen bekommen aufgrund der Verschattung der Nachbarhäuser am wenigsten Licht, daher ist das Schlafzimmer im untersten Geschoss und die tagsüber häufig genutzten Wohnbereiche, sowie die Küche sind in den obersten Etagen.
Ausgenommen von der Tageslichtoptimierung ist das Büro im Erdgeschoss. Diese Lage ermöglicht den Bewohnern, ein Gewerbe im eigenen Haus zu führen.
Das Haus soll Leichtigkeit und Offenheit ausstrahlen, daher dominieren helle, natürliche Farben. Einheitliche Materialien sorgen für ein ruhiges Bild und lassen die Räume größer erscheinen. Das bestimmende Material im gesamten Gebäude ist Holz. Es strahlt Wärme aus und erzeugt einen gemütlichen und natürlichen Charakter. Kirsten Jäger


Jury: Karin Friedrich-Wellmann | Innenarchitektin bdia, Marcus Henn | Innenarchitekt bdia, Karina Müller, Maria Gerbaulet, Julia Wall, Karin Michels
Jurybegründung: Der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum in Zeiten von raren Grundstücken besonders in dicht bebauten Innenstädten wächst stetig. Diese Problematik löst die Arbeit ‚Zwischenraum’ mit einer überzeugenden Konzeption – eine Lückenbebauung mit konsequenter und eloquenter Grundrissentwicklung zum Wohnen und Arbeiten auf einer Fläche von nur 4 x 5 Metern. Geschickt kombinierte Einbauten auf engstem Raum bieten alle notwendigen Funktionen. Die Gestaltung mit natürlicher Materialität und Helligkeit erzeugt auf allen Ebenen eine erfrischende Leichtigkeit und Weite. Klein, Smart und großartig!