bdia ausgezeichnet! Master für Mara Ludchen: “Kasematten Saarlouis – Etablierung und Inszenierung eines gesellschaftlich und kulturell relevanten Ortes in der denkmalgeschützten Militärarchitektur der ehemaligen Festungsstadt Saarlouis”
Masterarbeit SS 2023 an der Hochschule Trier
Betreuung: Prof. Dirk Miguel Schluppkotten
Die historischen Kasematten der ehemaligen Festungsanlage Saarlouis spielen aktuell weder in der Stadt noch im Bewusstsein der Gesellschaft eine große Rolle. Seit über 50 Jahren werden die denkmalgeschützten Kasematten als Restaurants und Kneipen als unabhängige Einheiten genutzt. Ursprünglich fanden sie Verwendung als Schutzraum für Soldaten und Lagermöglichkeiten. Die Kasematten in Saarlouis fallen vor allem durch ihre ungewöhnliche äußere Erscheinung auf. Es handelt sich um überirdisch gebaute, lineare Kasematten mit einem begrünten Dach aus sechs modellierten Erdwällen und fünf dazwischenliegende Geschützstellen. Im Inneren verfügen sie über eine Gewölbestruktur in der Ausdehnung von drei Jochen in der Breite und sechszehn Jochen in der Länge.
Ziel des Entwurfs ist es, in den Kasematten einen gesellschaftlich und kulturell relevanten Ort zu etablieren und ihre innerräumliche Gewölbestruktur zu inszenieren. Ein vielschichtiges Nutzungskonzept wird umgesetzt, welches auch die Charakteristik des Saarlandes einschließt. Durch die Integrierung der Produkte der Regionalinitiative „Ebbes von Hei“ (Etwas von hier) wird die regionale Wertschöpfung und -schätzung gestärkt. Neben dem Verkauf dieser Produkte finden sie auch Verwendung im neu etablierten gastronomischen Angebot der Kasematten. Eine Dauerausstellung über die Kasematten informiert Besucher:innen über die Historie des Gebäudes. Die Ausstellung arbeitet gleichermaßen mit interaktiven, als auch digitalen Ausstellungselementen. Die Informationen werden sowohl visuell als auch auditiv vermittelt. Darüber hinaus entsteht eine flexible Eventfläche für Workshops, Aufführungen, Kunstausstellungen und kulturelle Veranstaltungen, in der sich die Nutzer:innen selbst einbringen können.
Um das historische Sandsteingewölbe der Kasematten zu betonen, werden sie tiefer gegründet. Die nach oben gerichteter Beleuchtung inszeniert die Gewölbe sowie die Grenze von Bestand zu neu gegründetem Untergeschoss. Die verschiedenen Nutzungsbereiche werden auf verschiedenen Ebenen organisiert, wobei sich alle Funktionsflächen unter den Ebenen befinden. Nur in diesen Bereichen werden Wände verwendet, sodass die Gewölbestruktur im oberen Bereich vollständig erlebbar bleibt. In den Funktionsräumen wird hier im Gegensatz von der Decke nach unten beleuchtet. Die Joche mit ihrem Gewölbe werden durch Lichtskulpturen, die aus dem sternförmigen Grundriss der Festungsstadt Saarlouis abgeleitet wurden, in Szene gesetzt.
Um die Nutzungen visuell auch ohne Wände voneinander abgrenzen zu können, wird jeder Nutzung eine unterschiedliche Farbe entsprechend Farbpsychologie zugeordnet. Die Farben Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot repräsentieren die Farbwelt des Sonnenkönigs Ludwig XIV., der Saarlouis gründete. Sie finden sich auch in allen Logos der Stadt wieder.
Alle Einbauten arbeiten mit der Bestandsstruktur und fügen sich entweder zwischen den Pfeilern oder in der Mitte des Jochs ein. Diese Struktur wird auch über helleren und dunkleren Terrazzo am Boden artikuliert.
Die Kasematten werden somit in ihrer Gesamtheit, Geschichte und Struktur erlebbar für Besucher:innen. Sie etablieren die denkmalgeschützte Militärarchitektur der ehemaligen Festungsstadt Saarlouis im Kontext der Stadt und dem Bewusstsein seiner Bewohner:innen. Mara Ludchen
Jury: Daniela Sachs Rollmann Maier, Innenarchitektin, Vorsitzende bdia RP/S | Sabine Waschbüsch, Innenarchitektin bdia, Stellvertretende Vorsitzende RPS | Pierre Grün, Innenarchitekt bdia, Vorstandsmitglied RP/S
Jurybegründung: Das tolle Lichtkonzept setzt die historische Sandsteingewölbe-Architektur der Kasematten perfekt in Szene. Es ist beeindruckend zu sehen, wie in dem Entwurf das Potential dieser architektonischen Schönheit erkannt und mit Hilfe von transparenten Einbauten zum Leben erweckt wurde.