bdia anerkennung! für Jessica Latt “Old Pipe Drawing Facility”

Bachelorarbeit WS 2015/16 an der HAWK Hildesheim

Bachelorarbeit WS 2015/16 an der HAWK Hildesheim

Old Pipe Drawing Facility

EINLEITUNG
Die ehemalige Halle der Kabelmetall liegt in dem Erholungsort Schladern an der Sieg in der Nähe von Köln. Das Gebiet ist ein beliebtes Reiseziel für Wanderer und Kulturbegeisterte. Da die Halle eine lange Historie aufweist, die mit dem Bau 1890 begann, ist ein Aufgreifen der traditionellen Metallverarbeitung naheliegend.
Die Umnutzung soll die Wiederbelebung des gesamten Ortes fördern und einen neuen Platz für Kunst- und Metallhandwerk schaffen.
Das Bauen im Bestand ist heutzutage wichtiger denn je. In Zeiten ständiger Populations- zunahme und schrumpfendem Platzangebot, ist es umso wichtiger die Werte von Raum zu schätzen. Viele Bestandsgebäude sind wahre Schönheiten, die nur auf ihre Wiederbelebung warten.

HALLE
Da die Halle eine solch enorme Länge aufweist, war schnell klar, dass man damit arbeiten muss. Letztendlich wurde die Halle in grob drei Teile gegliedert:
Im vorderen Teil (ersten 50 m) ein Café mit Bar sowie einem Souvenirshop, im mittleren Teil (50-100 m) ein Konzertsaal mit Bühne und im hinteren Teil (100-220 m) Werkstätten für Metallhandwerker. Man betritt die Halle über den Haupteingang im Südwesten.
Der Eingang wird durch einen gläsernen Vorbau hervorgehoben und leitet den Besucher über den asphaltierten Hof. Betritt man nun die Halle, eröffnet sich einem ein Zusammenspiel aus mehreren Bereichen:

SHOP
Zur Rechten blickt man in eine Art verglasten Souvenir-Shop, in welchem man die in der Halle angefertigten Ausstellungsstücke sowie Goldschmiede- und Metalldesignwahren erwerben kann. Durch die Verglasung und nur einem Ein- bzw. Ausgang wird der Besucherfluss geleitet und bietet für das Personal eine übersichtliche Kontrolle. Die 30m lange Glasfassade bietet einen optimalen Tageslichtausgleich und ist ein schöner Kontrast zu den rauen Materialien wie Ziegelwerk und  Betonboden, der in der ganzen Halle vorhanden ist. Durch den rechteckigen Trakt zieht sich ein inneres Stützengebälk aus unbehandeltem Eichenholz. Diese U-förmigen, vier Meter hohen Stützen formen für den eigentlich 12 Meter hohen Raum eine gemütlichere Atmospäre. Die Einrichtung des Shops hat zur Halle ein separates Konzept, welches sich sowohl der übergreifenden Gestaltung fügt als auch sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, um den Verkaufsstücken genug Platz zur Präsens zu bieten.

BAR
Zur Linken befindet sich die Bar.  Gegen Abend wandelt sich der Barbereich zum anziehenden Eyecatcher. Über der Bartheke hängen unterschiedlich angeordnet riesige, hochglänzende Kupferrollen, die ein warmes goldenes Licht ausstrahlen. Diese Rollen sollen an die ursprüngliche Nutzung der Halle als Rohrzieherei erinnern. Ein Wand- durchbruch hinter der Bar ermöglicht die Inszenierung eines ganz besonderen Überbleibsels aus alten Zeiten: dem ehemaligen Kompressor der Fabrik. Mit seinem großen Antriebsrad und dem angerostetem Metall bietet er eine perfekte Grundlage für ein einzigartiges Hintergrundspektakel an der Bar.  Durch Beleuchtung wird der Kompressor in Szene gesetzt.

CAFÉ UND BÜHNE
Von dem Barbereich aus sind es nur wenige Meter zum Café. Eine Akustikdecke verbessert den Klang in der Halle und senkt die Lautstärke im Café. Das  Interieur ist passend zum Schema der Halle angeordnet und weist denselben Winkel der Trennwände im hinteren Hallenschiff auf. Innerhalb dieses Winkels teilt sich der Aufbau der Stuhlreihen in drei Kreise auf.
Konzertsaal und Bühne. Von dort aus blickt man auf den atemberaubenden Konzertsaal. Seine in Rottönen abgestufte Bestuhlung ist für  200 Gäste vorgesehen. In der Mitte steht die Bühne,  imposantestes Merkmal dieses Bereichs ist die Halle als Hintergrundkulisse. Die Betonwände, die später im genaueren beschrieben werden, spitzen den Eindruck des langen Hallenschiffs durch ihre schräge Anordnung extrem zu. Eingerahmt wird dieser Bild durch neben der Bühne stehende Wandplattenkonstruktionen aus angelaufenen Kupferplatten. An den Seiten bilden Glaswände den Abschluss zur Wand und können sowohl weiteren Einblick in den hinteren Teil der Halle, als auch den Durchgang zu dieser ermöglichen.

WERKSTÄTTEN
In diesem hinteren Teil befinden sich die Werkstätten der Metallhandwerker. Die Arbeitsplätze sind durch die Betonwände vor der Öffentlichkeit geschützt. Sie ermöglichen nicht nur ein ruhiges Arbeiten, sondern versichern auch immer ein ordentliche Ansicht von aßen, sodass die Kulisse des Bühnenbildes nicht gefährdet wird. Allein kleine eingelassene Glaskuben bieten von dieser Seite die Möglichkeit, den Metallhandwerkern bei der Arbeit zusehen zu können.  Auf der linken Seite hinter den Arbeitsplätzen gibt es eine großflägige Schmiede mit passendem Abzug und zwei Wasserbecken zum Abkühlen des Metalls. Daneben wird genug Platz zum Lagern und Bearbeiten der heißen Werkstücke angeboten. Im hintersten Teil ist der noch bestehende Platz für größere Skulpturen frei gelassen.

FAZIT
Die Halle konnte von vorneherein viel bieten. Sowohl das alte Mauerwerk, als auch das sich über die ganze Halle ziehende Oberlicht und der insgesamt gute Grundzustand waren wichtige und vorhandene Faktoren zum Umbau der Halle. Mein Ziel war es mit kleinen Verbesserungen und wenigen groflen Vorhaben aus dem Gebäude das Optimum rauszuholen ohne dabei utopisch zu werden und einen eventuell vorgegebenen finanziellen Rahmen zu sprengen. Durch die Materialien wird die Halle aufgefrischt und erhält einen modernen Industriecharme. Zudem haben ich es geschafft, eine fast 24-Stunden-Nutzung zu konzipieren und das Einkommen von der Miete der Arbeitsplätze, sowie des Cafébetreibers und der Akteure im Konzertsaal sollten genug Möglichkeiten bieten, das Geld wieder zurück in die Kassen zu spülen. Jessica Latt


Die Bewertung der Abschlussarbeiten erfolgte am 3. Februar 2016. Jury: Landesvorsitzender BDIA Bremen/Niedersachsen und Innenarchitekt Michael Jülke, Innenarchitektin Imke Oltmanns und Innenarchitekt Arnold Derks.

Jurybegründung: Das Thema der Kupferproduktion und die Metallverarbeitung dient als Gestaltungsgrundlage für diesen Entwurf. Sehr positiv sind die Auseinandersetzung mit dem schweren Raumkörper und der behutsamen Integration der Neuen Nutzung, die Auseinandersetzung mit der historischen Nutzung und einem gelungenen Brückenschlag zur neuen Nutzung.